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Hannah und Leon verbrachten noch einige Tage gemeinsam, ehe der Alltag wieder losging und Hannah wieder zur Arbeit gehen musste. Leon hingegen hatte noch einige Sachen in Deutschland zu erledigen, so dass er hin und wieder für einige Tage in den unterschiedlichsten Städten übernachtete. Über die Hochzeit hatten die beiden jedoch weniger gesprochen. Dennoch waren sie sich einig, dass die Hochzeit im kleinen Kreise nächstes Jahr im Herbst stattfinden sollte. Leon war damit einverstanden, dass Hannah sich allein um die Organisation kümmerte, selbst den Ort durfte sie sich aussuchen, unter der Voraussetzung, dass die Trauung wirklich nur mit den engsten Freunden und der Familie stattfand. Hannah selbst war damit einverstanden. Immerhin hatten sie einen Kompromiss gefunden, mit denen beide halbwegs zufrieden waren.

„Musst du denn über Nacht weg bleiben?", fragte Hannah, als sie und Leon beide vor ihrer Wohnungstür standen und auf dem Weg zu Arbeit waren. „Ich meine, Salzburg ist ja nun nicht so weit weg und du könntest doch einen späten Flug nehmen." „Das geht leider nicht, Libi. Ich weiß nicht wie lange die Tagung und die Verhandlungen danach dauern, aber ich bin doch morgen Abend wieder zurück, ok?" Hannah schmollte gespielt, gab Leon jedoch einen innigen Abschiedskuss und ging in Richtung Büro, während Leon in ein Taxi stieg, das ihn zum Flughafen bringen sollte.

Im Büro angekommen, wurde sie von vielen ihrer Kollegen erwartet, die bereits von ihrer Verlobung mit Leon gehört hatten, und wurde von ihnen beglückwünscht. Hannah bedankte sich peinlich berührt und flüchtete schnell an ihren Schreibtisch. Maike war bereits an ihrem Platz und tippte einen Bericht. Als sie Hannah bemerkte, lächelte sie und begrüßte sie Herzlich. „Guten Morgen. Und hattest du ein paar erholsame Tage?" Hannah nickte und stelle ihr dieselbe Frage. „Ja, ich kann mich auch nicht beklagen. Patrick hat mich seiner Familie vorgestellt und es war ganz schön viel Input und Kindergeschrei für meinen Geschmack." „Ja, das kann ich mir sehr gut vorstellen. So eine Großfamilie kann ganz schön anstrengend sein." Sie lächelte als sie an Joey und Jimmy dachte, die ihre Späßchen innerhalb der Familie machten und vielen ihrer Geschwister damit auf die Nerven gingen. „Ja, leider." Hannah schaute verständnislos, doch Maike redete unbeirrt weiter. „Du, Herr Schubert war schon hier und wollte dringend mit dir sprechen." Hannah seufzte. „Na das kann ja etwas werden." Sie zog ihre Jacke aus, stellte ihre Tasche auf ihren Schreibtischstuhl und ging gleich weiter in das Büro ihres Vorgesetzen. Behutsam klopfte sie an die Tür, die nur angelehnt war und wurde mit einem hektischen "Herein" hinein gebeten. Herr Schubert telefonierte und deutete Hannah mit einer Handbewegung an, sich zu setzen. „Einen Moment, das dauert nicht lange." Hannah setzte sich und rutschte auf ihrem Stuhl hin und her. Nach einer gefühlten Ewigkeit beendete Herr Schubert das Telefonat und entschuldigte sich bei ihr. „Frau Münch, vielen Dank, dass sie mich so schnell aufgesucht haben. Ich hoffe, sie hatten einen angenehmen Urlaub?" Sie bedankte sich. „Ja es war sehr erholsam. Frau Ehlers meinte, sie hätten nach mir gesucht?" „Das ist richtig. Folgendes. Ich habe mit Arthur gesprochen. Er war von den Entwicklungen in Äthiopien und auch von ihrer Arbeit sehr begeistert und auch Herr Kelly war von ihrer Betreuung angetan." Hannah traute ihren Ohren kaum. ‚Herr Kelly war begeistert....wer es glaubt.', dachte sie sich im Stillen. „Mhhh..", erwiderte Hannah leicht sarkastisch. Herr Schubert schien den Unterton jedoch nicht so bemerken und redete weiter. „Jedenfalls wollen wir zusammen mit der Caritas Spenden für Äthiopien sammeln und da kommen sie ins Spiel. Sie planen und organisieren gemeinsam mit der Caritas und Herrn Kelly die Veranstaltungen um Spenden zu generieren." „Bitte, was? Ich soll was machen?" Herr Schubert erkläre Hannah genauer, was sie machen sollte. „Dabei ist mir es egal, was und wie sie das anstellen. Von mir aus Stellen sie sich auf die Straße, kontaktieren sie Fernsehsender oder sonst was. Nur machen sie die Menschen da draußen auf die Situation in Äthiopien aufmerksam und bringen sie Menschen dazu zu spenden. „Herr Schubert bei allem Respekt. Ich bin keine Eventmanagerin. Noch dazu wollte ich mit ihnen auch über das Projekt sprechen. Ich möchte das Projekt gerne abgeben." Herr Schubert starrte sie verständnislos an. „Nein. Das geht nicht. Auf keinen Fall geht das. Sie sind mit dem Projekt so vertraut, ihr Know How würde keiner unserer Kollegen so schnell nacharbeiten können. Außerdem sind wir jetzt mit der Caritas so weit gekommen und in einer heißen Phase. Da können sie nicht einfach abspringen. Nein, also ich weiß nicht, wie sie sich das vorgestellt haben Frau Münch, aber das ist definitiv nicht machbar. Sie machen ihre Arbeit so gut, sie schaffen das. Die Caritas hat darum gebeten alles mit Herrn Kelly abzuklären. Er selbst möchte einen Überblick darüber haben und vieles selbst mit organisieren." Hannah musste einsehen, dass jede weitere Diskussion mit ihrem Chef aussichtslos war, nickte und verließ mit hängenden Schultern das Büro.

Genervt ging sie an ihren Schreibtisch zurück und fuhr sich durch die Haare. „Schlimme Nachrichten?", fragte Maike und sah besorgt zu ihrer Kollegin rüber. Hannah schüttelte den Kopf. „Nein, das werden nur ein paar sehr anstrengende Wochen.", erwiderte sie wahrheitsgemäß und suchte auf ihrem Computer die Kontaktdaten von der Caritas und auch die von Paddy raus, um eine E-Mail zu schreiben:

Betreff: Organisation Spenden für Äthiopien

Sehr geehrte Frau Angermüller, sehr geehrter Herr Kelly,

ich bedanke mich herzlichst für ihre Bereitschaft unser Projekt: Äthiopien – Brunnen, Landwirtschaft und Wissen für alle" unterstützen zu wollen. Nach Rücksprache mit Herrn Schubert möchten wir nun mit Ihnen gemeinsam weitere Schritte planen wie die Unterstützung Ihrerseits aussehen könnte. Wir haben beispielsweise gute Erfahrungen mit lokalen Radiosendern oder Straßenfesten gemacht, um Spendengelder zu generieren. Vielleicht können sie sich auch etwas in diese Richtung vorstellen. Falls sie noch weitere Ideen haben, lassen sie es mich wissen.

Ich würde mich sehr über einen persönlichen Austausch von Ideen und Vorstellungen mit Ihnen freuen.

Mit Freundlichen Grüßen

Hannah Münch


Mit gemischten Gefühlen schickte Hannah die E-Mail ab und lenkte sich mit anderen Arbeiten ab, schrieb an ihrem Bericht für den letzten Aufenthalt in Äthiopien und schrieb in der Mittagspause mit Leon.

Nachdem der erste Arbeitstag geschafft war und Hannah bereit war zu gehen, checkte sie nochmal Ihre E-Mails. Sie hatte gehofft, nicht so schnell eine Antwort zu bekommen, doch leider hatte sie da falsch gedacht:


Betreff: AW: Organisation Spenden für Äthiopien

Sehr geehrte Frau Münch,

vielen Dank für die Informationen. Ich habe die E-Mail an Herrn Kelly weiter geleitet, der sich schnellst möglich bei Ihnen melden wird.

Mit freundlichen Grüßen

W. Angermüller


Betreff: AW: Organisation Spenden für Äthiopien

Hallo Hannah,

Wiebke hat mir deine Mail weiter geleitet. So wie es aussieht, bleibst du wohl beim Projekt dabei...Wann passt es dir denn zeitlich am besten?

Grüße,

Paddy


Hannah hatte bereits ihre Jacke an, doch sie setzte sich nochmal an ihren PC, um Paddy zu antworten:


Betreff: AW:AW: Organisation Spenden für Äthiopien

Danke für die schnelle Rückmeldung. Ich bin die Woche von 8-12 Uhr und von 13-17 Uhr im Büro. In der Zeit können wir alles Weitere gerne besprechen.

Herzliche Grüße

Hannah


Es war fühlte sich merkwürdig an, Paddy so eine förmliche Antwort zu schreiben. Doch sie dachte immer wieder an Paddys Worte: „Lass uns aber bitte sachlich und professionell bleiben und unsere Vergangenheit und Privatleben dabei raushalten"


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