Kapitel 62 - Namon

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Hilas kontaktierte Jaz nicht am nächsten Abend und auch nicht an den beiden darauf. Jaz nahm irgendeinen zufälligen Auftrag an, immerhin hatte er den Anschein zu wahren, er würde normal arbeiten – mal ganz abgesehen davon, dass er zumindest auf längere Sicht Geld verdienen musste. Sie beobachteten zwei Nächte lang ein Haus, bevor Jaz einstieg und mit Blut an den Ärmeln zurückkehrte.

Als sie in den frühen Morgenstunden noch auf dem Dach ihres eigenen Hauses sassen und Jaz ein letztes Schilf rauchte, meinte Falrey: „Ich habe nachgedacht. Über die Zukunft."

„Welche Zukunft?", fragte Jaz.

„Was wir tun könnten", antwortete Falrey.

„Wegen Umairat?"

„Nein", gestand Falrey. „Da hab ich keine Ahnung." Er fuhr sich durch die Haare. „Ich denke, das beste, was wir tun können, ist, Tersavells Plan zu folgen und aufpassen, dass er uns nicht irgendwo unterwegs versucht dafür zu opfern. Und wenn er tatsächlich erfolgreich ist, hoffen, dass er sich an seine Abmachung hält, oder zusehen, dass wir die Alternative überleben. Aber das meine ich nicht."

Er brauchte etwas in seinem Leben, das nicht einfach nur überleben war. Und Jaz brauchte es auch, auch wenn er vielleicht gar nicht wusste, dass es ihm fehlte, weil er es nie gehabt hatte.

„Emila wird im Frühling ausziehen", sagte er. „Und wir sollten das vermutlich auch tun, oder? Wenn uns jemand hierher folgt, kann er sie finden, auch wenn sie nicht mehr hier wohnt, weil die Nachbarn sie kennen."

Er sah Jaz fragend an. Der nickte nur.

„Also werdet ihr das Haus verkaufen und wir ziehen in eine billigere Gegend. Also sollte Geld übrig bleiben. Wenn Tersavell sich an den Deal hält sowieso."

Jaz nickte erneut, wenn auch mit einem Zögern.

„Wir könnten Seniah helfen, ihren Teeladen zu bekommen."

Jaz blies Rauch in die Nachtluft. „Weiss nicht, ob sie das wollen würde."

„Vielleicht nicht, wenn wir ihn ihr einfach kaufen würden", meinte Falrey. „Aber ein bisschen Unterstützung unter Freunden, zu ihrem eigenen Ersparten,, oder wenn es die ersten Monate noch nicht so läuft?"

Jaz schwieg einige Atemzüge lang, bevor er halb grinsend sagte: „Du machst echt gerne Pläne, was?"

„Ich würde das nicht einen Plan nennen", erwiderte Falrey. „Nur eine Idee." Eine Idee, nicht dafür wie sie überlebten, sondern wozu.

Erneut schwieg Jaz, aber schliesslich meinte er: „Warum nicht."



Nachdem auch am nächsten Abend niemand von Hilas Leuten im Roten Fuchs aufgetaucht war, um Jaz zu kontaktieren, gingen sie wieder zu Tersavell. „In dem Fall müsst ihr es bei Namon versuchen", sagte Terwavell, als sie ihm berichtet hatten.

Jaz nickte nur, er hatte den Befehl erwartet, war lediglich gekommen, um ihn bestätigt zu haben.

„Fragen?" Tersavell sah explizit Falrey an.

Der nickte. „Hilas war nicht überrascht, dass du noch im Geschäft bist. Woher kann er das gewusst haben?" Er hatte im Vorfeld ausdrücklich Jaz Erlaubnis eingeholt, diese Frage zu stellen.

„Von Pliss, nehme ich an", erwiderte Tersavell, als wäre das logisch. „Indirekt, meine ich, wahrscheinlich."

Falreys Verwirrung musste durch seinen Versuch sie zu verbergen gesickert sein, denn Tersavell schmunzelte. „Du weisst nicht, womit Pliss ihr Geld macht?"

Niramun III - Mit Faust und KlingeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt