Kapitel 39 - Surati

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Er kam gegen Mittag nach Hause. Bevor er die Tür aufsperrte, hielt er inne, schloss die Augen. Er fühlte sich immer noch, als wäre er leicht betrunken. Ein bisschen verwirrt, wie jedes Mal, wenn er im letzten Jahr nicht auf seiner Matratze aufgewacht war, ein bisschen neben der Wirklichkeit, weil sich alles um ihn herum nicht ganz real anfühlte, aber auf eine Weise, die nicht unangenehm war. Im Gegenteil. Es war, als würde ein Teil von ihm halb aufgelöst in warmem Wasser dahindümpeln und die Welt durch einen Schleier betrachten.

Er versuchte sich zu sammeln, zurück auf den Boden der Tatsachen zu kommen, hatte aber keinen grossen Erfolg damit. Die Gedanken drangen gar nicht wirklich zu ihm durch, da war zu viel weiche Watte in seinem Kopf. Schliesslich gab er auf und trat ein.

Emila war dabei, die Küche zu wischen, und reagierte überrascht. „Ungewöhnliche Zeit, um heimzukommen", meinte sie. „Bist du schon wach oder noch?"

„Schon", murmelte er verlegen, ohne sie anzusehen. Er war sich nicht wirklich sicher, wie lange er schlussendlich geschlafen hatte, aber zumindest war er nicht müde. Dafür hatte er Hunger.

Emila lehnte den Besen an die Wand. „Hattest du Frühstück?"

Er hätte beinahe angefangen zu lachen, schüttelte den Kopf, schnappte sich einen Becher Wasser und setzte sich an den Tisch, während sie ihm die Reste ihres Frühstückbreis in einen Teller schöpfte. Während er ass, spürte er, wie sie ihn musterte. Sah man ihm etwa an, wie sehr er gerade neben den Schuhen stand? Ihm war klar, dass seine Haare ein einziges Chaos waren, allerdings waren sie das eigentlich immer, also warum sah sie ihn an?

„Was?", fragte er schliesslich und lief fast im selben Moment rot an.

„Nichts", erwiderte Emila lächelnd. „Du wirkst gut gelaunt."

Er versteckte sich hinter seiner Breischüssel, ohne es abzustreiten, denn das wäre schlicht eine Lüge gewesen. Er fühlte sich, als hätte er ein Stück Sonne verschluckt, das nun irgendwo in seiner Magengegend vor sich hinleuchtete.

Emila nahm den Besen wieder zur Hand. „Wie geht es deiner Verletzung?", riss sie ihn zumindest ein Stück weit aus den Tagträumen.

„Gut", antwortete er zwischen zwei Löffeln. „Merke kaum noch etwas."

Das war nicht gelogen. Er war sich sicher, wenn er würde kämpfen müssen, würde er es können, ohne zu zögern.

Emila nickte. „Aber nicht leichtsinnig werden deswegen, ja?"

„Hatte es nicht vor", erwiderte er. Bei Yainil, wieso war er jetzt schon wieder eine Surati?

Emila musterte ihn, halb fragend, halb belustigt, aber sie hakte nicht nach. „Anderes Thema", meinte sie schliesslich. „Du hast das letzte Mal zu Peg Fladenbrote mitgebracht. Hast du die selber gemacht?"

Er nickte.

„Kannst du mir zeigen, wie das geht?"

„Klar", antwortete er überrascht. „Also, ich weiss auch nicht, wie man es richtig macht. Ich habe nur ausprobiert anhand von dem, was ich gesehen habe."

„War auf jedem Fall gut", meinte Emila. Sie zögerte einen Moment, wirkte verlegen. „Ich kann nicht wirklich kochen", gestand sie. „Ein paar Zutaten in einen Topf schmeissen und warten, bis alles weich ist, ja, aber... ich meine, ich hatte nie wirklich Grund dazu. Für mich selber brauche ich keinen Aufwand zu betreiben, und Jaz weiss es eh nicht zu schätzen. Aber ich denke, wenn ich zu Bodir ziehe, sollte ich mir vielleicht etwas mehr Mühe geben."

„Ich kann dir zeigen, was ich kann", antwortete Falrey. „Auch wenn..."

Er unterbrach sich, als von oben ein Rumpeln klang.

Niramun III - Mit Faust und KlingeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt