Kapitel 1 - Man schlägt sich durch

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Falrey holte aus, duckte sich unter einer Faust weg und zielte nach den Rippen. Er traf, riss den Ellbogen hoch und blockte damit den Arm seines Gegners, bekam seine Tunika am Oberarm zu fassen und riss ihn daran zu sich, aus dem Gleichgewicht, bevor er ihm aus der Drehung in die Kniekehle trat.

Der andere strauchelte und fiel auf ein Knie. Falrey trat einen Schritt zurück, gab ihm die Zeit, sich aufzurappeln. Die Kollegen des Mannes lachten. „He Dall, wie war das mit den Milchbart machst du Links fertig?", rief einer.

Dall zeigte ihm eine rüde Geste und wandte sich wieder Falrey zu, der angespannt wartete, die Hände erhoben, um sich zu verteidigen.

Sie standen auf einem offenen Platz, etwas abseits der Eingänge zu den Hochöfen, umringt von einer kleinen Gruppe Männer, die ebenfalls in der Nachtschicht gearbeitet und ihren Streit mitbekommen hatten. Dall war in Falreys Gruppe gewesen und das ganze hatte damit begonnen, dass er Falrey mehrmals in die Haxen gelaufen war, bis der sich umgedreht und ihn angefahren hatte. Dall hatte ihm daraufhin eine Beleidigung an den Kopf geworfen, aber offenbar die Retourkutsche nicht vertragen. Deshalb standen sie sich jetzt gegenüber im Morgenlicht, um „die Sache beizulegen".

Am Anfang hatte Falrey sich Sorgen gemacht, dass er wirklich eins aufs Maul kriegen würde, Dall war ein paar Jahre älter als er und wenn nicht grösser, dann zumindest ein Stück schwerer. Aber wenn die ersten paar Schlagabtausche Falrey eines gezeigt hatten, dann, dass er um einiges besser war. Schneller, zielgerichteter, vermutlich geübter. Und müde von zehn Zeiten Arbeit waren sie beide. Er hätte sich dumm anstellen müssen, um diesen Kampf zu verlieren. Was nicht hiess, dass es nicht trotzdem passieren konnte, wenn er nicht bei der Sache blieb.

Dall stürzte sich erneut auf ihn mit einem Schwinger von der rechten Seite, Falrey tauchte, schlug gegen Dalls Schulter, bevor er mit der Linken nachsetzte und sie unter den Rippen versenkte. Dall erwischte ihn beim Zurückzucken halbpatzig mit dem Handrücken am Kiefer, Falrey schlug seinen Arm zur Seite und trat ihm gegen die Hüfte, bevor er nach vorne schnellte und nach dem Gesicht schlug. Dall gelang es, sich zu decken, aber er stolperte rückwärts. Falrey setzte ihm nach, schlug ihm zweimal in den Bauch, lenkte einen Hieb gegen seinen Kopf mit Links ab und knallte Dall den rechten Ellbogen gegen das Kinn. Dall taumelte, Falrey verlagerte sein Gewicht und rammte ihm das Knie in den Bauch.

Unter dem Gelächter der Umstehenden trat er zurück und liess den Mann zu Atem kommen. „Du verdammter...", murmelte der, bevor er erneut auf ihn zustürzte, ohne den Satz zu beenden.

Auch diesmal wich Falrey aus, bekam Dalls Handgelenk zu fassen, lenkte ihn an sich vorbei und hängte dabei mit dem Unterarm an seinem Hals ein. Dall wurde nach hinten gerissen und Falrey nutzte sein Ungleichgewicht, um ihn über die Hüfte zu werfen. Er brauchte weniger Kraft dafür, als er erwartet hätte, Dall flog in hohem Bogen, landete auf dem Rücken und bleib ächzend liegen.

Die Männer johlten. Dall rang prustend nach Luft.

Als er begann, sich aufzurappeln, ging Falrey in Erwartung des nächsten Angriffs in die Knie, aber Dall hob abwehrend die Hand. „Lass gut sein, ich habs kapiert."

„Nimmst du das Weichei zurück?", fragte Falrey mit einem halben Grinsen.

„Von mir aus", erwiderte Dall.

Falrey streckte ihm die Hand hin und zog ihn auf die Füsse, wobei er sich stark nach hinten lehnen musste, um nicht stattdessen selber im Dreck zu landen.

„Aber den Rest nicht", grinste Dall, als er stand.

Falrey stiess ihm halbernst den Ellbogen in die Rippen, Dall zuckte zurück und lachte, dann klopfte er Falrey auf die Schulter. „Gehn wir eins trinken, Milchbart."

Niramun III - Mit Faust und KlingeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt