Kapitel 67 - Eine Botschaft

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Liebe Leser

Wie in einem Kommentar unter dem letzten Kapitel angedeutet, gibt es diesmal zwei Kapitel auf einmal. Diese beiden Kapitel waren mit ein Grund, warum ich diesen Winter so nicht vorwärts kam mit Schreiben. Warum wird vermutlich beim Lesen klar.

Aus demselben Grund, sollte ich vielleicht vorwarnen: das zweite Kapitel (also Kapitel 68) wird ziemlich heftig. Weniger von dem her, was direkt erzählt wird, sondern von dem, was nicht erzählt wird.

Lg Ro

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Falrey erwachte, als die Haustüre zufiel. Er hörte, wie die Riegel vorgeschoben wurden, und erkannte Jaz taumelnde Schritte, als er davon wegwankte. Draussen war es so still, dass es bereits gegen Morgen zugehen musste. Er lauschte.

Nachdem er Emila bei Bodir abgeliefert hatte, war er eine Weile ziellos durch die Gassen gestreift, weil er nichts mit sich anzufangen wusste. Er hatte erwogen, in den Hopfentopf zu gehen, wollte jedoch nicht riskieren, dass er sich betrank, wenn sie am nächsten Abend einen Spieler angriffen. Für Jaz mochte das normal sein, aber Jaz war auch schneller wieder auf den Beinen.

Schliesslich war er nach Hause und verhältnismässig früh zu Bett gegangen, allerdings hatte er davor den Besen gegen den Schrank gelehnt, in dem Emila den Martenbrand aufbewahrte. Der Gedanke dahinter war, dass Jaz ihn vielleicht nicht sah, wenn er an den Flachmann wollte, der Besen umfiel und er davon aufwachte. Jetzt kam ihm die Idee bescheuert vor. Was würde Jaz denken, wenn er es bemerkte?

Aber Jaz Schritte gingen nicht zur Küche, sondern zur Latrine, und eine Weile später stolperte er die Treppe hoch. Falrey sah seine Silhouette in der Tür lehnen und er roch den Sur in Jaz Kleidern selbst auf die Entfernung. Jaz stiess sich ab, taumelte zu seinem Bett und ausnahmsweise schaffte er es sogar noch, die Stiefel und den Mantel auszuziehen, bevor er umkippte und liegen blieb.

Eine Weile lang hörte Falrey nur seinen Atem, dann Bewegung und einen verwaschenen Fluch, als Jaz versuchte, die Decke unter sich hervorzuzerren, um sich darin einzuwickeln. Falrey konnte nicht sagen, ob es ihm gelang, oder ob er einfach aufgab, aber schliesslich wurde es wieder still, und eine Weile später glitt auch Falrey zurück in den Schlaf.

Er erwachte vor dem Mittag. Jaz schlief noch, so eingemummelt, dass man nur seine Haare sah, und Falrey schlich so leise er konnte aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter sich, bevor er Frühstück machte.

Er war gerade fertig mit Essen, als Jaz die Treppe herunter gestolpert kam, kreideweiss im Gesicht, und zur Toilette wankte. Als er eine Weile später zurückkehrte, war er immer noch bleib und blieb beim Durchgang zur Küche stehen. Er wirkte unsicher auf den Beinen und Falrey war sich nicht sicher, ob er ihn anstarrte oder durch ihn hindurch.

„Ist dir schlecht?", fragte er.

Jaz schüttelte den Kopf, kam in die Küche und liess sich Falrey gegenüber auf die Bank fallen. Er sagte nichts, starrte nur auf die Maserung der Tischplatte. Unter seinen Augen lagen tiefe Schatten und der Kragen seiner Tunika war nass von Schweiss. Falrey konnte den Martenbrand in seinem Atem über den Tisch hinweg riechen. „Du siehst aus, als solltest du noch ein paar Zeiten schlafen", meinte er.

Jaz schüttelte abermals den Kopf und etwas Gehetztes lag in der Bewegung, als hätte er Angst vor der Idee. Albträume.

Falrey stand auf und wusch seinen Teller ab. Er spürte, wie Jaz Anspannung allmählich etwas nachliess, bis seine Finger zumindest aufhörten zu zittern und er den Kopf in die Hände stützte. Es war offensichtlich, dass er hundemüde war, und vermutlich immer noch halb betrunken.

Niramun III - Mit Faust und KlingeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt