Der Mann trat so schnell durch die Türöffnung, dass Falrey kaum reagieren konnte. Er schien mit einem Hinterhalt gerechnet zu haben, denn er wirbelte in einer Bewegung herum, stach in die Luft, und Falrey war sich nicht sicher, ob er schnell genug reagiert hätte, um zu blocken, hätte der Kämpfer nicht auf die falsche Seite der Türe gezielt.
Für einen kurzen Moment schien der Mann aufzuatmen, als dort niemand stand, sich sicher zu sein, dass sonst niemand im Raum war. Dann bemerkte er Falrey, einen Augenblick zu spät. Falreys Faust traf ihn mit voller Wucht seitlich am Kiefer.
Falrey spürte das Knacken, ohne dass er hätte sagen können, ob es seine eigenen Knochen waren oder die des anderen, der Kämpfer wurde von den Füssen gerissen und erst als ein Ruck durch seinen Arm ging, begriff Falrey, dass er es wirklich geschafft hatte, gleichzeitig die Dolchhand des Mannes mit der Rechten zwischen Unterarm und Klinge einzufangen.
Der Sturz des anderen riss ihn mit, er spürte, wie die fremde Klinge seinen Arm streifte, als der Mann sich versuchte loszureissen, wich automatisch davor zurück, indem er sich selbst auf ein Knie fallen liess, den Hebel verstärkte, versuchte, dem anderen den Arm um das Schienbein herum zu verdrehen. Sein erster Gedanke war, mit Links erneut nach dem Gesicht zu schlagen, aber halb hinter dem Mann kauernd und gleichzeitig damit beschäftigt, die Messer von sich wegzudrücken, brachte er kaum Kraft dafür auf, und bevor er eine andere Lösung fand, wand sich der Mann auf den Bauch. Falrey spürte, wie sein Dolch durch Fleisch schnitt, als sich auch der Arm dabei drehte, und nur sein Zurückzucken verhinderte, dass auch sein eigenes Handgelenk aufgeschlitzt wurde, als der Mann sich aus dem Griff losriss.
Ohne zu zögern warf sich der Kämpfer wieder herum, stach blindlings rückwärts nach Falrey. Falrey liess sich fallen, riss das Schienbein hoch, um den Arm abzufangen, versuchte gleichzeitig den linken Arm um den Hals des Mannes zu legen, erwischte stattdessen das Gesicht. Sein Unterarm dämpfte den Schmerzlaut, den der andere ausstiess, als Falrey an seinem gebrochenen Kiefer riss, für einen Moment liess die Anspannung im Körper des Mannes nach und Falrey ergriff ihn, um oben auf zu kommen. Mit einem Knie auf dem Ellbogen des Kämpfers löste er den Würgegriff und liess den Dolch fallen, packte die Haare am Hinterkopf des Mannes und schlug sein Gesicht mit Wucht auf den Boden, einmal, zweimal, dreimal.
Er konnte spüren, wie die Kraft den Körper des anderen verliess, als er das Bewusstsein verlor. Ohne nachzudenken trat er ihm das Messer aus der Hand, griff sein eigenes und sprang auf, weg von dem Mann am Boden, mit Blick zur Tür.
Sie war immer noch angelehnt, nur ein schmaler Spalt Licht fiel in den Raum. Falreys Herzschlag klang so laut in seinen Ohren, dass er kaum etwas anderes hörte. Seine linke Hand schmerzte bei jeder Bewegung der Knöchel. Er lebte noch. Er lebte noch, verdammte Scheisse.
Waren sie schon auf dem Weg nach oben? Sie mussten etwas gehört haben vom Kampf. Oder? Lauf, rief eine Stimme in seinem Kopf, so laut und instinktiv, dass er kaum dagegen ankam. Aber er wusste, dass er das nicht konnte. Nicht, solange er nicht wusste, wo Jaz war. Es war so klar, als hätte es jemand in sein Brustbein geritzt, ihn daran festgekette, und die Kette zog ihn weg vom Balkon, zur Tür, die ins Haus führte.
Sein Blick fiel auf den Mann am Boden. Er darf euch nicht in den Rücken fallen können. Die Antwort darauf, wie, war da, noch bevor er die Frage wirklich gestellt hatte. Brich ihm die Hand. Oder den Ellbogen. Ihm wurde schlecht, als er begriff, was er da dachte. Jaz wird ihn sowieso umbringen. Tu es einfach. Er wollte nicht. Er wollte das nicht tun. Aber er tat es.
Die Atemzüge, in denen er hinübertrat, den einen Fuss unter die Hand des Mannes schob, mit dem Absatz des anderen zutrat, bis es knackte, waren völlig unwirklich. Es fühlte sich an, als hätte sich ein Teil von ihm einfach verabschiedet, die Kontrolle an seinen Körper übergeben, damit er die logische Konsequenz des Kampfes, der ihn immer noch zittern liess, ausführte. Während der Rest von ihm danebenstand und zusah, stumm und entsetzt.
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Niramun III - Mit Faust und Klinge
FantasiaEmila wird bald zu Bodir ziehen. Jaz sucht nach Umairat, obwohl ihm jeder mit Verstand davon abrät. Seniah träumt von einem besseren Leben. Falrey versucht irgendwo zwischen Hochöfen, Lilith's und Puppenspielern er selbst zu bleiben. Aber was bedeut...