„Jaz?"
„Hm?", meinte Jaz halb abwesend.
„Ich... möchte dich etwas fragen", begann Falrey vorsichtig. „Aber ich bin nicht sicher, ob du mir darauf antworten willst. Oder auch nur davon hören."
Jaz hob fragend den Blick.
Falrey erwiderte ihn. „Wenn es nicht in Ordnung ist, sag mir, dass ich die Klappe halten soll. Aber bitte, lauf nicht weg. Und... schlag mir nicht die Nase ein. Sag einfach, ich soll die Klappe halten. Und ich werd sofort still sein, ohne wenn und aber. Versprochen."
Jaz sah ihn an, ohne etwas zu sagen.
Falrey sagte sich, dass das zumindest kein Nein war. Er schluckte leer. „Es geht um etwas, was mir Mira erzählt hat. Über dich. Sie hat es von Emila und ich... will einfach nur wissen, ob es stimmt."
Er konnte spüren, wie Jaz Ausstrahlung kalt wurde. „Was?"
„Wie gesagt, wenn ich still sein soll..."
„Was hat sie gesagt?!" Jaz sah aus, als wäre er kurz davor, ihn am Kragen zu packen und zu schütteln.
Falrey holte abermals Luft. „Sie hat mir erzählt, wer Rosh ist. Was er und... die anderen dir angetan haben."
Er sah, wie Jaz erstarrte, wartete, aber Jaz sagte nichts, auch nicht nach mehreren Atemzügen, sah ihn nur stumm an. Falrey nahm es als Zeichen, dass er weiterreden konnte. „Sie hat erzählt, dass sie dich eingefangen haben." Es kostete ihn selber Überwindung, es auszusprechen. „Im Sur. Als du noch ein Kind warst. Als Rache für etwas... oder etwas in der Art..."
Er sprach langsam, machte Pausen zwischen den Sätzen, um Jaz Gelegenheit zu geben, ihn zu unterbrechen, aber Jaz schwieg. Sein Gesicht zeigte keine Reaktion. Falrey zwang sich weiterzusprechen. Es fühlte sich falsch an. Als würde er auf Jaz einstechen. Bei Yainil, er wollte das doch nicht. Aber er musste einfach wissen, was los war. „Sie hat gesagt, dass sie... dass sie dich richtig übel zugerichtet haben. Nicht nur einfach verprügelt, sondern viel schlimmer. Dass Emila dich erst nach Tagen gefunden hat. Dass du so gut wie tot warst, wochenlang im Fieber lagst wegen der Verletzungen. Dass du anders warst danach... Stimmt das?" Er flüsterte beinahe bei den letzten Worten.
Jaz Finger waren weiss, in den Stoff an seinen Knien gekrallt. Er schwieg mehrere Atemzüge lang. „Ja", sagte er schliesslich heiser.
„Alles?", fragte Falrey leise.
Jaz nickte.
Falrey schluckte leer. Er wollte irgendetwas sagen. Dass es ihm leid tat, auch wenn er nichts dafür konnte. Dass es schrecklich war. Aber die Sätze fühlten sich so leer an. Stattdessen fragte er: „Das... das sind die Typen, die du zählst, oder? Mit denen du noch eine Rechnung offen hast."
Jaz nickte abermals.
„Wie... wie viele davon hast du schon erwischt?"
„Vier", sagte Jaz kalt.
Falrey blinzelte überrascht. „Das letzte Mal, als du im Sur warst..."
„Ich war nicht deswegen da", unterbrach Jaz ihn knapp.
Falrey schwieg einen Moment, dann überwand er sich, die Frage zu stellen, vor der er am meisten Angst hatte: „Was... was hast du vor, wenn du sie alle umgebracht hast?"
Jaz gab keine Antwort. Seine Zähne waren zusammengebissen, sein ganzer Körper schien angespannt.
Falrey musterte ihn. „Das ist der Grund, oder?", fragte er leise. „Deswegen drehst du durch, wenn jemand dich festhält. Wegen dem, was sie..."

DU LIEST GERADE
Niramun III - Mit Faust und Klinge
FantasyEmila wird bald zu Bodir ziehen. Jaz sucht nach Umairat, obwohl ihm jeder mit Verstand davon abrät. Seniah träumt von einem besseren Leben. Falrey versucht irgendwo zwischen Hochöfen, Lilith's und Puppenspielern er selbst zu bleiben. Aber was bedeut...