I Like Me Better when i'm with you

Lovely Girl

11 Kapitel (Pov Brian)

,,Du hast was getan?"

Ich kann es nicht fassen!
Er hat nicht im ernst hinter meinen Rücken einen Account erstellt?
Und dann auch noch in so einer komischen App, in der man einen Mitbewohner aufgabeln kann?
Mit einem entschuldigenden Blick sieht mich Ben an und flüstert ein ,,Ich will doch nur das Beste für dich."
Ich stehe auf, da ich mir das nüchtern nicht mehr geben kann und schnappe mir die Flasche Alkohol, aus der ich mir auch sogleich ein Glas genehmige und es mir mit einem Schluck in den Rachen befördere.
,,Und falls es dich interessiert, was ich in deine Beschreibung geschrieben habe.
Ich bin einfach bei der Wahrheit geblieben!
Du suchst eine Mitbewohnerin, die dir Gesellschaft leistet und ab und zu vielleicht mal deine Wohnung putz oder Essen kocht." erklärt er mir vorsichtig und ich nehme mir noch ein Glas der bitteren Flüssigkeit.

Ich weiß nicht, was ich machen soll.
Einerseits streikt mein Verstand dabei, meine Wohnung mit einer wildfremden Person zu teilen, aber andererseits ist der Gedanke ja garnicht so schlecht.
Ich wäre nicht mehr so alleine und würde neue Menschen kennen lernen.
Außerdem brauche ich das zweite Zimmer sowieso nicht und es ist viel zu schade, es einfach verstauben zu lassen.
Trotzdem verlässt ein Seufzen meinen Mund und meine Skepsis übermahnt mich, als ich das Gesagte nochmal in meinen Kopf durchgehe.
,,Mehr verzweifelter hättest du es auch nicht schreiben können, oder? Außerdem ist das ganz schön sexistisch, was du da geschrieben hast!" erläutere ich meinen Gedanken und bin kurz davor, ihn einfach aus der Wohnung zu schmeißen.
,,Hey, um mich zu verteidigen! Erstens bist du komplett verzweifelt und zweitens war das ja garnicht so gemeint.
Es ist halt einfach nur die Warheit." antwortet mein Freund schmollend auf meine Aussage.

Eine Weile spricht keiner mehr, bis Ben versucht, die unangenehme Atmosphäre mit einem Lacher zu überbrücken.
Da ich langsam schon den Alkohol spüre, weil ich innerhalb weniger Minuten schon die halbe Flasche alleine getrunken habe, stimme ich mitein.
Was habe ich eigentlich auch schon zu verlieren, außer das die Fremde meine Sachen klauen könnte, sie ein Messi ist und meine Wohnung zumüllt oder noch besser, mich gleich mit einem Messer ersticht?
Diese nicht so unverwärflichen Gedanken schwemme ich mit einem weiteren Glas Alkohol hinunter.
Es ist ja schon dumm, dass ich überhaupt in Betracht ziehe, das wirklich zu machen.
Ich fange erneut ohne Grund an zu lachen und fühle mich so langsam beschwippst.
Okey, ich sollte vielleicht wirklich zum Trinken aufhören!

Besorgnis breitet sich in dem Gesicht von Ben aus und behutsam nimmt er mir das Glas Alkohol aus der Hand.
Daraufhin lehne ich mich zurück an die Couch und schaue auf die Decke, während ich den stehenden Blick meines Freundes auf mir ignoriere.
Die Müdigkeit übermahnt mich so langsam und ich fühle, wie sich eine Wärme in meinen Körper ausbreitet.
,,Kann ich dich etwas fragen?" plappere ich ohne wirklich darüber nachzudenken und Ben nickt.
,,Warum hat sie das gemacht?
Lag es an mir?
Bin ich nicht gut genug?"
Ich weiß zwar selbst nicht, woher das aufeinmal kommt, doch ich will endlich eine Antwort auf diese ungeklärten Fragen.
Warum hat Stella mich ignoriert?
War sie überhaupt jemals verliebt in mich?
Das größte Fragezeichen für mich ist jedoch, warum sie mich überhaupt betrogen hat?

Bewusst, dass mir mein Freund darauf ebenfalls keine Antwort geben kann, blicke ich ihn trotz alledem hoffnungsvoll an.
,,Das kann ich dir leider nicht beantworten." spricht er das aus, was ich mir bereits dachte.
,,Aber was ich weiß ist, dass der Fehler an ihr liegt und nicht an dir!
Du hast nichts falsch gemacht!
Du hast ihr deine ganze Liebe und Aufmerksamkeit gegeben und wenn sie das nicht wertschätzt, ist sie selber Schuld!
Nur sie hat etwas echt wertvolles in ihrem Leben verloren und sie hat es eindeutig nicht verdient, dass du über sie so trauerst!
Genau deshalb wäre eine Mitbewohnerin eine gute Gelegenheit, dich abzulenken!"
Auch wenn ich meinen Freund nur noch mit einem Ohr zuhöre, weil mich der Wein, denn ich intus habe, so langsam fertig macht, weiß ich doch, dass er Recht hat.

Mit geschlossenen Augen seufze ich und wäre kurz darauf fast eingeschlafen, als ich bemerke, dass sich mein Freund bewegt.
Ich öffne meine Augen und sehe Ben dabei zu, wie er aufsteht, mir eine Decke umlegt, das Fenster öffnet und dann dabei ist, sich seine Schuhe anzuziehen.
,,Abrobo du hast auch schon so manche Anfragen bekommen, nur falls es dich interessiert." schreit er noch vom Vorhaus herein, als er auch schon die Tür hinaustretet und ich schließlich wieder alleine in meiner Wohnung verweile.
Stille übermahnt meine Räume und ich kann nur ein leichtes Bellen eines Hundes wahrnehmen.
Ich strecke mich einmal und ziehe die frische Luft in meine Nase ein, als ich dabei auch wieder ein wenig nüchterner werde.

Neugierig starre ich dann auf das kleine erleuchtete Ding neben mir und frage mich, wer wohl Interesse an meiner Wohnung haben würde.
Ah scheiß drauf, tiefer kann ich eh nicht mehr sinken!
Ich schaue mir auf meinen Account die einzelnen Nachfragen an.
Eine davon springt mir besonders ins Auge, als ich den Usernamen lese.
Der Account heißt einfach nur ,,Lovely Girl".
Sehr erfinderisch.
Ich nehme ihren Account mal etwas genauere unter die Luppe und muss bei dem Profilbild stoppen.
Ein Grinsen ziert mein Gesicht, als ich das Bild einer Katze mit Sonnenbrille erblicke.
In ihrer Beschreibung steht nicht viel, nur das sie eine billige Wohnung suchen würde.

Ich gehe auf den Chat mit der mir anonymen Person und sehe, dass sie mir ein einfaches ,,Hi" geschrieben hat.
Unentschlossen ob ich ihr zurück schreiben soll, lege ich das Handy auf die Seite und entscheide mich dafür, erstmal schlafen zu gehen und meine Entscheidung auf morgen zu verlegen.
Ich wackle in mein Zimmer, lass das Chaos einfach liegen und zieh mir noch schnell etwas anderes an.
Dann schnappe ich mir Kimbo und lege mich auch schon geschlaucht in mein Bett, um direkt in die Traumwelt abzudriften.