- Montag, 01.07.2024 - misses/Dominic Fike -
Der Parkplatz war wahrlich nicht einfach zu finden. Versteckt hinter zwei großen Querstraßen und drei Baustellen manövrierte ich dann endlich um einen hohen Bordstein herum und erkannte die Rückseite des Bonner Bahnhofsgebäudes. Direkt davor wartete bereits, zu meiner Überraschung, eine grinsende Liv im kurzen Sommerkleid, die auf der Kante des besagten Bordsteins saß und auf ihr Handy starrte.
Ich hielt mein Auto an einer Seite an, da hier auf dem Parkplatz wenig los war, und hupte kurz. Livs Blick schnellte nach oben und ihr Lächeln auf den Lippen wurde noch breiter, als sie mich (beziehungsweise eher mein Auto) erkannte. Schnell stellte ich den Motor ab und stieg aus dem Auto.
Sofort fiel mir mein kleiner Pelikan in die Arme und für einen Moment genoss ich einfach, dass ich sie ab jetzt wieder für eine Weile in meinem Leben haben würde. Ich hatte sie wirklich vermisst, ihre chaotische, positive, extrovertierte Art. Ich würde ein Stück Familie in den nächsten sechs Wochen dabeihaben und das war mir unendlich wertvoll.
Sie löste sich wieder vorsichtig von mir und erst jetzt sah ich die wirklich überdimensional große Reisetasche, die hinter ihrem vorigen Sitzplatz auf dem Bordstein lag und mich anzustarren schien. Meine Augenbraue zuckte und instinktiv grinste ich in mich hinein. Ja, Liv war eine Frau, da war es dann doch noch einmal schwieriger, für sechs Wochen zu packen als für einen Mann. Auch wenn wir natürlich einiges von DYN gestellt bekamen, so waren das in erster Linie jedoch nur Oberkörperbekleidung, Caps und einen Buckethat. Den Rest mussten wir logischerweise selbst mitbringen.
Kurz wanderten meine Gedanken zurück zur Bestätigungs-E-Mail von DYN, die gestern Abend bei mir eingetrudelt war, dass unsere zwei Pakete mit Kleidung bereits an der Rezeption des Resorts in Hennef auf uns warteten. Etwas erleichtert war ich schon, letztes Mal waren nämlich meine Klamotten erst eine Woche nach dem Event angekommen und waren entsprechend für mich zu spät, als dass ich sie auf dem eintägigen Event hätte anziehen können.
Entspannt grinste ich also Liv an und begrüßte sie mit den Worten: "Na, Kleine?" Sie grinste mindestens genauso breit zurück und reagierte mit: "Na, Großer?" Ich grinste. Wir brauchten wirklich dringen bessere Spitznamen für uns. "Gut rübergekommen?" Eigentlich kannte ich die Antwort auf meine Frage schon, da sie ja pünktlichst hier am abgemachten Treffpunkt war, während ich wegen eines unausweichlichen Staus eine Viertelstunde zu spät angekommen war.
Sie nickte lächelnd und führte aus: "Total. Ich bin schon richtig überrascht von der Deutschen Bahn!" Ich lachte leise. Ja, das war wirklich eine Rarität, dass man pünktlich ankam, wenn man mit der DB unterwegs war. "Danke fürs Abholen." Ich lächelte sie an. "Dafür doch nicht." Dann bewegte ich mich auf die Reisetasche zu und hob sie an. "Alter, was hast du denn alles eingepackt? Sind da Backsteine drin?" Sie lachte und nahm mir die Tasche ab, als ob sie nichts wiegen würde. "Nö, du bist nur schwach", konterte sie frech und schmiss die schwarze, vollgepackte Reisetasche auf die Rückbank meines Autos.
Ich schüttelte nur grinsend den Kopf und ließ mich wieder auf den Fahrersitz fallen. Die Diskussion würde ich heute nicht anfangen, dafür hatte ich zu viel Bock auf nachher. Eine halbe Stunde Fahrt trennte mich von den geilsten sechs Wochen meines Lebens. Da würde ich mich nicht mehr aktiv mit der lieben Livi anlegen, dafür hatte ich später auch noch Zeit.
Liv setzte sich auf den Beifahrersitz und grinste mich an. Dann strich sie einmal über das Armaturenbrett und seufzte. "Ich hab' den großen Blauen echt vermisst." Ich lachte leise. "Er hat dich auch vermisst." Der 'große Blaue' oder auch einfach nur mein Auto war in meiner Aussage natürlich symbolisch zu verstehen. Liv lächelte und streichelte mir als Antwort auf meine unausgesprochene Aussage kurz über die Schulter. Ich lächelte meine 'kleine Schwester' an.
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121 km/h /// Juri Knorr ff
Fanfiction"Kannst du nicht für einen kleinen Moment dein Riesen-Ego abschalten und mir einfach mal zuhören?" - "Könnte ich schon, aber wo wäre denn der Spaß daran?" Liv beginnt mit ihrem Medien-Praktikum bei den Rhein-Neckar-Löwen einen großen neuen Abschnitt...