97 - so, wie es sein sollte - Mia

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- Sonntag, 14.07.2024 - Fool's Gold/One Direction -

"Also - alles in allem?" Liv grinste mich durch die Kamera an. "Hennef war eine echt geile Zeit und ich hab' jetzt noch mehr Bock auf Paris." Ich nickte zufrieden. "Das klingt perfekt." Dann seufzte ich leise und erklärte offen: "Okay. Ich glaub, wir haben für heute genug geratscht." Liv kicherte ins Mikrofon. "Du meinst gequatscht?" Ich verdrehte die Augen und knurrte gespielt. "Jetzt lass mich auch mein Schwäbisch ausleben. Du verstehst mich wenigstens! Nicht so wie Juli..."

Liv lachte daraufhin. "Ja, das tu ich tatsächlich. Und ich find Schwäbisch auch eigentlich echt süß. Aber lass das nicht David und Katja hören. Die sind stolz auf ihr Badisch. David behauptet ja fest, dass er mich auch noch zu einer waschechten Badnerin machen kann, wenn ich genug Zeit mit ihm verbring."

Ich musste ebenfalls kurz lachen. "Gott bewahre. Du läufst mir ja auf gar keinen Fall über zu den Gelbfüßlern. Nicht, wenn ich da noch ein Wörtchen mitzureden hab'." Ich war extrem stolz auf meine schwäbische Abstammung und ein bisschen Baden-Hass gehörte da einfach dazu, auch wenn ich eigentlich keinen Grund dazu hatte. Es wurde mir einfach in die Wiege gelegt und gerade beim Handball, wo man sonst auch so stolz auf Traditionen und generationsübergreifende Gemeinsamkeiten war, konnte ich mein Schwaben-Dasein auch ausleben, ohne starke Kritik befürchten zu müssen.

Meine Podcast-Partnerin schniefte gespielt ins Mikrofon und ich erkannte in der Kamera, dass sie sich eine imaginäre Träne von der Wange strich. "Also eigentlich bin ich ja ganz stolz auf meine Hamburger Abstammung..." Ich grinste. "Das ist ja mal komplett unabhängig von unserer Diskussion hier. Es ist viel wichtiger, wie du dich inzwischen siehst. Und das ist definitiv nicht badisch, wenn es nach mir geht."

Daraufhin lachte Liv wieder und erklärte: "Okay, wenn du meinst. Wer weiß, wenn ich euch zwei nochmal zusammensteck... naja, vielleicht seh' ich dann sogar die erste schwäbisch-badische Schlägerei..." Ach, manchmal war Liv echt naiv. Ich konterte schnell: "Das wäre nicht die erste und definitiv nicht die letzte. Aber dafür bin ich leider zu lieb..."

Liv prustete leise ins Mikro. "Ja, 'leider'..." Jetzt mussten wir beide lachen. Inzwischen kannte sie mich einfach zu gut. Meinen Humor verstand sie teilweise besser als ich selbst.

Dann seufzte ich leise. "Aber jetzt wirklich. Macht's gut, ihr Lieben da draußen. Und David, das geht jetzt direkt an dich: Liv ist schwäbische Ehrenbürgerin. Nice try." Liv grinste noch in die Kamera und beendete den Take: "Tschüssi!"

Ich stoppte die Aufnahme und atmete kurz durch. Es war für mich immer noch nicht so einfach, direkt weiterzureden, nachdem ich für gut eine Stunde durchgequatscht hatte. Ein wenig verstellte ich mich, sobald die Aufnahme startete. Ich brauchte danach einfach einen Moment, um mich wieder zu sammeln und wieder zurück 'zu mir selbst' zu kommen.

Schließlich stellte ich die Frage, die mir gerade die gesamte Zeit auf der Zunge gebrannt hatte, ich aber wohl kaum während der Aufnahme stellen konnte: "Aber bei dir ist alles gut?" Liv nickte. "Alles gut soweit." Ich hakte direkt nach: "Und dein Jungsdrama?" Seit sie mir das letzte Woche von Juri und Martin erzählt hatte, war ich extrem investiert gewesen in das, was sie und Jari von der Nationalmannschaft gepostet hatten.

Verfolgt hatte ich den Content der 'Media-Mäuse' so oder so, allein schon wegen Juli, aber seit dem Telefonat analysierte ich wirklich jede noch so kleine Story über Martin oder Juri auf das kleinste Detail. Es war das Spannendste, was ich seit einer Weile mitbekommen hatte und nachdem es hier in Köln nun wirklich nicht viele Neuigkeiten gab, lebte ich nun allein von dem Gossip.

Liv seufzte schlicht und erklärte ausweichend: "Das ist auch noch da, wenn ich in Ludwigsburg bin. Jetzt hab' ich erstmal andere Sorgen." Besorgt zogen sich meine Augenbrauen zusammen. "Ach ja? Und die da wären?" Liv lächelte gequält: "Bachelorarbeit. Ich mach drei Kreuze, wenn sich das Thema endlich gegessen hat..."

Ich lächelte ähnlich gequält zurück, als ich automatisch an meine schmerzhafte Bachelorarbeits-Zeit vor über einem Jahr erinnert wurde. Dieses Leiden konnte ich ihr nur zu gut nachfühlen. "Erstmal: Mein Beileid. Wie weit bist du denn inzwischen?" Liv seufzte frustriert. "Noch nicht so weit. Das Thema steht, die Outline steht. Ich werf morgen die Anmeldung ein und dann schauen wir mal."

Ein wenig überraschte mich es schon. Das war doch vergleichsweise weit? Das versuchte ich auch, vorsichtig zum Ausdruck zu bringen: "Aber das ist doch schon mal gar nicht so schlecht!" Liv lachte auf, doch der Sarkasmus war tief in dieser Tonlage verankert, dafür kannte ich sie schon zu gut. "Wenn du das sagst... Denkst du, ich kann Bücher aus meiner Bib mit nach Paris nehmen?"

Daraufhin zuckte ich planlos mit den Schultern. Das war doch garantiert irgendwie möglich. "Safe. Wie lang darf man bei euch denn normal Bücher ausleihen?" Liv seufzte. "Zwei Wochen..." Ich verzog das Gesicht. Ich war zwar kein Mathegenie, aber ihr Aufenthalt in Paris belief sich dann doch auf eine dezent längere Zeit als zwei Wochen... "Ouh. Kann man die bei euch irgendwie verlängern?"

Sie zuckte mit ihren Schultern. "Glaub schon. Frag ich dann morgen einfach mal." Ich nickte bekräftigend. "Tu das."

Ich griff nach dem Glas, das ich taktisch klug neben meinem Laptop platziert hatte, und trank einige kleine Schlucke. Liv lächelte währenddessen in die Kamera. "Was steht denn bei dir so an?", fragte sie dann offen.

Allein durch die Frage wurde die Freude wieder in meinem Herzen groß. Eigentlich waren die kommenden Tage nichts Besonderes, bis auf ein kleines, aber äußerst relevantes Detail... Ich erklärte ihr: "Ich warte gerade darauf, dass Juli heimkommt. Der war gestern noch bei seinen Eltern und dürfte eigentlich jeden Moment kommen. Und dann haben wir die nächsten Tage für uns."

Livs Augen leuchteten auf und das Grinsen auf ihren Lippen strahlte mich förmlich vom Bildschirm aus an. "Schön. Das klingt wirklich toll." Dann zuckten ihre Augenbrauen hoch und sie hing der Aussage noch an: "Wenn du ein Engel bist, sagst du ihm liebe Grüße von mir. Und dass ich ihm seine Karten dann einfach am Mittwoch wieder mitbringe. Er wird wissen, wovon ich rede." Ich grinste ebenfalls und salutierte gespielt. "Wird gemacht." Dann seufzte ich leise. "Hach, Livi. Irgendwie vermiss ich dich total."

Meine Gegenüber lächelte ebenfalls. "Ich dich doch auch, Miachen. Ich freu mich schon so auf das nächste Ligaspiel!" Ich grinste und die Vorfreude wuchs in meinem Herzen. "Ich mich auch."

Ich hörte einen Schlüssel, der sich im Schloss meiner Wohnungstür drehte. Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer und ich grinste breit in die Kamera. "Süße, ich muss auflegen. Juli ist grad angekommen." Liv lachte und zwinkerte einmal spielerisch, ehe sie mich noch kurz provozierte: "Treibt's nicht zu wild!" Ich verdrehte nur die Augen und warf ihr eine Kusshand zu, ehe ich schlichtweg den Laptop zuklappte und zur Tür eilte.

Juli drückte die Tür auf und sofort fiel ich ihm in die Arme. Ich hatte ihn so unfassbar vermisst. Ich sah zu ihm hoch, direkt in seine rehbraunen Augen, die so viel auf einmal ausstrahlten - Freude, Vermissen, Sehnsucht. Ich konnte ihnen einfach nicht widerstehen und zog ihn am Nacken zu mir herunter. Die zwei Wochen waren einfach jetzt schon zu lang...

Erst, als seine Lippen endlich wieder auf meinen lagen, fühlte ich mich wieder wie zu Hause. Ohne ihn war meine Welt einfach nicht komplett und das hatte ich die letzten Tage am ganzen Körper gespürt. Ohne ihn war die Welt einfach nur halb so leuchtend, die Couch war zu lang, Handball machte nur halb so viel Spaß und das Bett fühlte sich leer an.

Ein leises "Ich hab' dich vermisst" verließ meine Lippen und er grinste, ehe er mir noch ein kleines Küsschen aufdrückte und flüsterte: "Ich dich auch, mein Herz." Dann richtete er sich wieder auf und stellte seine Tasche achtlos neben uns auf dem Boden ab. Sein Arm schlang sich wie üblich um meine Schultern und gemeinsam betraten wir das Wohnzimmer. Ich hatte ab jetzt zwei Tage, nur mit ihm. Endlich war er wieder da. Alles war wieder genau so, wie es sein sollte.


- 1385 Wörter -

Aww, staaahp! Mein Herz uff... Ein leichtes, zuckersüßes Kapitel ohne viele Sorgen und Drama, mal so zur Abwechslung von dem ganzen Liv/Juri/Martin-Chaos. Das tat mir einfach gut.

Wir hören uns (wahrscheinlich) morgen, mit einem der relevantesten Liri-Kapitel des Buchs!

Bis dahin, macht es gut, alles Liebe! Eure Ella <3

P.S.: Danke an Melinah für den Spitznamen, den hab ich mir (abgesprochen natürlich) einfach so von Jess geklaut ;)

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 30 ⏰

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121 km/h /// Juri Knorr ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt