7. Es war ein Unfall

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Biggis Sicht:
Am nächsten Morgen kamen Thomas und ich zusammen im Aufenthaltsraum an; auch, wenn ich zu Hause auf ihn eingeredet habe, dass er sich erst mal nach dieser Nacht ausruhen sollte, Thomas wollte heute auf keinen Fall zu Hause bleiben, ihm fiel beim kleinsten Nachdenken sofort die Decke auf den Kopf.
„Thomas, ich... Ich hab gar nicht damit gerechnet, dass... Dass du heute doch hier herkommst. Es... Es tut mir so verdammt leid für dich.", kam Peter mit hängendem Kopf auf Thomas zu und wollte ihn erst mal in den Arm nehmen, doch Thomas ließ es einfach nicht zu. „Es... Es tut mir so leid. Ich..."
„Lass mich bitte, Peter. Ich... Mir fiel zu Hause die Decke auf den Kopf.", sagte Thomas zu seinem Sanitäter, bevor Ebelsrieder in seiner roten Einsatzkombi zu uns kam.
„Herr Wächter, mein herzliches Beileid. Ich habe nicht gedacht, dass sie heute her kommen. Hat ihnen Dr. Lüdwitz nicht gesagt..." „Doch, ich weiß, dass sie heute meinen Dienst übernehmen. Aber... Sie brauchen das nicht zu tun. Ich bin... Ich bin voll einsatzfähig." „Das sehe ich, Herr Wächter. ... Können wir irgendwas für sie tun?", fragte er sorgenvoll bei Thomas nach, der sich an den Tisch gesetzt hatte und sein Kopf in seinen Händen vergrub, während ich ihm aus der Küche eine Tasse Kaffee holte und die Tasse vor ihm auf den Tisch stellte.
„Ich... Danke, Biggi. Aber... Ich brauche nichts.", lehnte Thomas mein Angebot ab, doch ich blieb hart. „Thomas, du... Du hast in den letzten Tagen kaum was gegessen. Und... Getrunken hast du auch nichts. Ich... Ich mache mir doch nur Sorgen um dich. ... Bitte, Thomas. Gib dich jetzt nicht auf. Zusammen schaffen wir beide das. Ich bin bei dir. Ich lasse dich nicht im Stich.", versprach ich meinem völlig verzweifelten Kollegen, der mich nur kurz anlächelte und vom Tisch aufstand, um sich heulend aufs Sofa zu setzen.
„Ich... Ich will... Ich will alleine sein, Biggi. Ich...", lehnte er meine Nähe ab, als ich mich zu Thomas setzen wollte. „Du... Du kannst ja... Kurz zu Baby raus gehen. Ich... Ich will hier alleine sein."
„Thomas, ich lasse dich nicht alleine. Du tust dir irgendwas an, das... Hier sind so viele Dinge, die... Die dir in dieser Situation gefährlich werden können. Bitte, Thomas. Wenn ich... Wenn ich zu Baby raus gehe, dann kommst du bitte auch mit. ... Schau mal, unser Heli, der vermisst dich doch auch..."
„Ich will nichts davon wissen, Biggi. Lass mich jetzt bitte in Ruhe. Ich... Ich will... Ich hab doch... Ich will zu Lisa und Laura.", gab Thomas ohne nachzudenken von sich und ich erschrak. „Willst du... Thomas, das... Das sagst du bitte nie wieder. Ich... Ich liebe dich. Und ich... Ich will dich nicht verlieren, Thomas. Hörst du. Ich brauche dich doch. Zusammen, da... Zusammen schaffen wir das. Ich helfe dir. Ich bin für dich da."
„Ich... Biggi, bitte. Ich... Ich hab meine Kinder verloren. Du... Du weißt doch gar nicht, wie ich mich jetzt fühle.", motzte mich Thomas an und ich schaute ihn erschrocken an. „Ich... Ich weiß nicht, wie das ist?! Ich... Ich hab selber ein Kind verloren, Thomas. Ich... Ich habe meine Tochter..."
„Biggi!", rief mir Peter nach, doch ich rannte sofort mit geschocktem Blick und Tränen in den Augen aus dem Aufenthaltsraum und flüchtete mich in die Arme von Enrico, der gerade die medizinische Ausrüstung unseres Helis auffüllte.
„Was... Biggi, was ist denn passiert?", fragte er mich und ich heulte mich in seinen Armen aus.
„Ich... Thomas... Er... Er hat... Er hat heute Nacht auch noch Lisa verloren. Und jetzt... Ich... Ich will doch jetzt einfach nur... Ich will doch nur für ihn da sein. Aber... Er stößt mich einfach weg, ich komme nicht mehr an ihn heran. Ich... Ich wollte Thomas heute Nacht... Ich wollte ihn doch nur trösten. Und er... Er sagt mir jetzt einfach, dass... Dass ich nicht wüsste, wie er sich fühlen würde."
„Was hat der gesagt?", fragte Enrico geschockt. Sein Gesicht ballte sich zu einer Faust, denn auch er wusste von Luna. Mit schnellen Schritten und viel Wut im Bauch lief er in den Aufenthaltsraum, wo sich inzwischen Karin um Thomas kümmern wollte, was er allerdings auch nicht zuließ.
„Thomas!", schrie Enrico unseren Trauerkloß an. „Was sollte das mit Biggi? Sie... Sie hat dir... Sie hat dir von Luna erzählt. Und du... Wie gehst du denn mit unserer Biggi um? Sie hat sich in dich verliebt. Und... Du... Du gehst mit ihr um, wie mit einer... Ich kann dich nicht verstehen. Sie will dir beistehen. Sie weiß selber, wie es dir jetzt geht."
„Ich... Was hängst du dich denn jetzt in die Sache rein? Was... Was soll denn das? Das ist eine Sache zwischen Biggi und mir. Ich... Ich liebe Biggi ja auch. Aber... Ich habe meine Kinder heute Nacht verloren. Ich... Ich kann nicht... Ich... Lass mich doch in Ruhe."
Plötzlich kam es zu einer handfesten Schlägerei zwischen Enrico und Thomas. „Thomas, Enrico. Bitte. Macht das nicht. Bitte. Hört auf.", rief ich, doch da ging Thomas schon von einem Schlag von Enrico bewusstlos zu Boden.
„Thomas!", schrie ich erschrocken und kniete mich sofort zu ihm. Auch Karin, Peter und Michael waren sofort zur Stelle.
„Thomas, was ist... Hey, Thomas." Karin versuchte, Thomas wieder zu wecken, doch der war und blieb bewusstlos. Während sich Sabine, Karin und Michael sich gemeinsam um Thomas kümmerten, lag er auf meinem Schoß und ich streichelte ihm vorsichtig über die Wange. „Thomas... Er hat wahrscheinlich durch den Schlag innere Verletzungen davon getragen. Peter, wir legen einen Zugang. Und hängen dann eine Ringer an. ... Biggi, wir bringen Thomas sofort ins Krankenhaus. Willst du mitfliegen?"
„Ich... Natürlich. Nichts wie ab. ... Thomas, ich bin jederzeit bei dir.", wandte ich mich an meinen bewusstlosen Freund, während Enrico und Ebelsrieder bereits die Trage aus unserem Heli holten.
„Es wird alles wieder gut. Wir bringen Thomas jetzt so schnell wie möglich in die nächste Klinik. Und dort wird er dann wieder gesund. Das verspreche ich dir.", sprach mich Michael mit beruhigender Stimme an und dann erklang auch schon die Stimme einer jungen Frau. „Guten Tag, ich bin Gina Aigner. Ich sollte mich bei Herrn Ebelsrieder melden."
„Frau Aigner, sie kommen gerade richtig. Können sie hier mal bitte mit...", fragte Ebelsrieder die junge Frau, die sofort die Trage mittrug, während Ebelsrieder den Heli zum Abflug in die nächste Klinik vorbereitete.
„Gut, auf drei. ... Eins, zwei, drei." Wir hoben zusammen die Trage an und brachten sie zusammen zu unserer BK, an der sich bereits die großen Rotoren drehten und als wir die Trage in der BK abgestellt hatten, stieg ich zu Ebelsrieder vorn auf den Co-Pilotenplatz und los ging der Flug in die nächste Klinik, auf dem mein Thomas von Michael und Sabine betreut wurde.
„Thomas, es... Es wird alles wieder in Ordnung kommen.", versprach ich meinem Freund mit leiser Stimme und beobachtete Ebelsrieder, der geschickt unsere BK 117 durch die Luft lenkte.
Auch er schien sich Sorgen um Thomas zu machen, schließlich holte er alles aus unserem Baby heraus, so schnell hatte ich unsere BK noch nie geflogen.
„Biggi, es wird alles wieder in Ordnung kommen. Glaub mir.", tröstete mich Michael mit sanfter Stimme. „Unser Thomas, der wird sein Baby doch nie im Stich lassen. Und dich auch nicht. Er merkt bestimmt, dass du bei ihm bist. Und dass wir mit unserem Baby unterwegs sind. Das kannst du mir glauben."

Liebe liegt in der LuftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt