16. Vorbereitungen

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Biggis Sicht:
Als Luna nach einer guten Stunde wieder friedlich eingeschlafen war, schlich ich mich leise aus dem Zimmer und rief bei Thomas an.
Zu dieser Zeit, da war ich mir sicher, war Thomas sicher noch in der Basis.
„Basis Medicopter 117, René Maier. Was kann ich für sie tun?", meldete sich allerdings nur Renés Stimme.
„René, hier ist Biggi. Ist Thomas zufällig bei dir?"
„Ah, Biggi. Schön, dass du anrufst. Wie geht's denn deiner Kleinen?" "Der geht es wieder viel besser. Sie ist aus dem Koma aufgewacht. Jetzt schläft sie noch ein bisschen. ... Kann ich jetzt bitte mit Thomas reden?"
„Klar, ich gebe ihn dir gleich. ... Thomas! Kommst du mal bitte. Deine Biggi ist am Telefon. ... Biggi, er ist schon auf dem Wege. ... Und da ist er schon. ... Hier, deine Biggi."
„Thomas Wächter.", meldete sich Thomas mit müder Stimme und hörte mir aufmerksam zu, als ich ihm erzählte, dass Luna wieder wach war und sie sich wünschte, dass er zu ihr käme.
„Ich bin schon auf dem Weg zu euch. ... In einer halben Stunde bin ich bei euch. Unser Ebelsrieder wird nichts dagegen haben, wenn ich zu euch komme."
„Ich übernehme für dich, Thomas.", hörte ich Renés Stimme im Hintergrund und Thomas bedankte sich bei unserem Kollegen, der erwiderte, dass er das doch bei solch einer Nachricht gern für uns machen würde.

Eine halbe Stunde später war Thomas wirklich bei uns im Krankenhaus angekommen und beim Anblick von unserer kleinen Luna huschte ihm sofort ein Lächeln über die Lippen.
„Sie... Sie ist dir wie aus dem Gesicht geschnitten. Ich... Sie ist ein wunderbares Mädchen. Ich liebe die Kleine schon jetzt.", meinte Thomas verliebt, als er sich vorsichtig an Lunas Bett setzte.
„Ich... Ich glaube, der Kleinen geht es nicht anders.", meinte ich zu meinem Liebsten und wendete meinen Blick nicht eine Sekunde von Luna ab.
Vom ersten Tag, an dem ich erfuhr, dass Luna tot sein sollte... Ich wusste genau, dass mein Kind noch lebte. Ich hatte es gespürt.
Vorsichtig strich ich Luna eine ziemlich widerspenstige Strähne aus dem Gesicht. Und wieder hatte ich die Kleine als neugeborenes Baby im Blick. Sie hatte sich, seit ich sie damals das letzte Mal sah, kaum verändert.
„Ich liebe die Kleine über alles.", flüsterte ich leise und vorsichtig, als ich Thomas dabei beobachtete, wie er mit verliebtem Blick auf Luna der Kleinen über den Kopf streichelte.
So blieben wie eine Weile lang einfach nur sitzen, passten auf meine kleine Luna auf.
Als wir Luna verlassen wollten, wachte die Kleine auf und flüsterte leise: „Mama... Thomas... Was... macht ihr denn hier?"
„Luna, meine Kleine. Schön, dass du wieder wach bist. Wie geht es dir denn?", fragte ich meine Tochter leise und setzte mich wieder an ihr Bett.
„Ich... Bin froh, dass ihr beide da seid. Ich hab euch schon vermisst. ... Was ist denn eigentlich... Wann kann ich denn nach Hause?"
„Du kannst bestimmt schon nächste Woche nach Hause. ... Sag mal, Luna. Du kennst mich ja schon... Ich meine, würdest du denn auch zu mir ziehen wollen. Du hättest ein großes Zimmer für dich alleine. Es ist dank unserem Dienstplan auch immer jemand da. Und... Wir beide... Wir würden uns auch sehr freuen.", meinte Thomas zu meiner Tochter, die ihren Stiefvater anschaute und mit einer Gegenfrage antwortete. „Ich... Ja, klar würde ich gerne zu euch ziehen. Das ist doch logisch. Schließlich ist Biggi ja auch meine Mutter. Aber... Ich... Thomas, ich habe eine ganz spezielle Frage an dich. Ich weiß, dass... Dass du mit Mama... Eine ganz besondere Beziehung hast. Das merkt man schon auf 100 Kilometer Entfernung. Und deswegen hab ich eine Frage an dich, die... Ja, die du im ersten Moment auch nicht beantworten musst. Ich meine, du kannst es dir auch gerne überlegen, Thomas. Aber... Darf ich zu dir... Papa sagen?", fragte Luna meinen Freund, der im ersten Moment geschockt in meine Richtung schaute und gar nicht wusste, wie er auf Lunas Frage antworten sollte.
Dann aber setzte er sich wieder ans Bett meiner Tochter und nahm sie einfach nur in den Arm. „Natürlich darfst du Papa zu mir sagen. Ich... Ich würde mich sogar sehr darüber freuen, wenn du Papa zu mir sagen würdest, meine Kleine. Ich... Ich hab dich sehr gerne."
„Thomas, du... Du bist einfach der beste Papa, den ich mir vorstellen kann. Du würdest mich bestimmt niemals schlagen; nur, weil ich..." Lunas Stimme versagte nach und nach. „...nur weil ich eine schlechte Note aus der Schule nach Hause bringe, oder?"
„Nie würde ich dich schlagen. Aber wie kommst du denn auch darauf?", fragte Thomas geschockt und lächelte Luna freundlich an.
Die Kleine begann zu weinen und Thomas wischte ihr vorsichtig mit dem Daumen die Tränen aus den Augen.
„Meine Kleine. Was ist denn passiert?", fragte er liebevoll.
„Ich... Es war damals, glaub ich, in der 4. Klasse. Es ging darum, ob ich ans Gymnasium gehen kann. Und... Ich... Ich war einfach nicht gut genug. In Mathe, Physik und Englisch stand ich auf 5. Ich war versetzungsgefährdet. Und Papa... Gregor hat..." Luna begann, noch mehr zu weinen. Ihre Tränen flossen in Strömen aus ihren Augen.
Es war ein Anblick, den ich niemals sehen wollte. Mein Kind weinte und ich konnte nichts tun. Außer tröstend auf die kleine Maus einzureden.
„Luna, meine Kleine. Du musst es Thomas und mir jetzt nicht erzählen, wenn du es nicht willst. Wir können über das Thema auch zu einem anderen Zeitpunkt reden."
„Mama, der... Der hat mich verprügelt. Nur, weil ich eine 4 in einer Arbeit geschrieben habe. Ich hatte überall blaue Flecke. Und als ich zur Polizei gegangen bin, da hat er gesagt, ich wäre so bereits aus der Schule gekommen. Er... Er hat gelogen. Und wem glaubten die von der Polizei? - Natürlich meinem... mich liebenden Vater. Ich... Ich war... Ich wollte weg. Aber er hat mich einfach... Ich war für ihn..."
„Luna, du wirst nie wieder zu diesem... Diesem Menschen müssen. Ab jetzt sind Biggi und ich für dich da. Wir passen auf dich auf. Und wir stehen zu dir; egal, was auch immer passiert."

Am Abend bei Thomas, Biggi, Karin und Michael zu Hause:
„Und ihr meint, dass Luna sich hier wohl fühlen wird?", fragte ich meine Freunde, als ich noch einen abschließenden Blick in Lunas Zimmer warf.
Das alte Zimmer von Lisa und Laura lag direkt zwischen den Schlafzimmern von Thomas und mir und von Michael und Karin.
Michael und Thomas hatten es heute Abend noch in einem zarten Gelbton gestrichen, während Karin und ich für die Dekoration zuständig waren.
Von Peter und Stella hatten wir bei der Einrichtung des Zimmers ebenfalls Hilfe bekommen, allerdings mussten die beiden schon nach drei Stunden wieder nach Hause. Mark, der sich um Oliver kümmerte, hatte angerufen, dass der Kleine seine Eltern bräuchte.
„Natürlich gefällt es Luna hier. Mit vereinten Kräften haben wir ihr ein wunderschönes Zimmer gestaltet. Sie wird sich hier sicherlich wohlfühlen.", sagte Thomas, als er sich hinter mich stellte und seine Hände auf meine Hüfte legte.
„Thomas, ich liebe dich. Ich danke dir, dass Luna bei uns wohnen darf. Sie... Sie ist mir einfach wichtig."
„Biggi, ein Kind gehört zu seinen Eltern. Und da du nun mal Lunas Mutter bist und deine Tochter mich zu ihrem Vater ernannt hat... Wir werden der Kleinen ein wunderschönes Leben ermöglichen."
„Ich... Thomas, ich habe nur Angst, was die Mitarbeiter vom Jugendamt sagen. Ich meine, dir kommen morgen und wollen unsere Wohnsituation betrachten. Und wir..."
„Das ist doch schon alles geregelt, Gina, René und Mark übernehmen morgen den Dienst, während die vom Jugendamt da sind. Michael, Karin und wir beide sind hier. Luna hat ein wunderschönes Zimmer hier. Wir haben für die Kleine das größte Zimmer des ganzen Hauses geplant. Wir freuen uns alle schon auf Luna. ... Karin wird in den nächsten zwei Jahren wohl kaum noch Einsätze fliegen; das heißt, sie kann sich um Luna kümmern, solange wir in der Luft sind."
„Aber... Wir haben Karin doch noch gar nicht gefragt, ob sie es überhaupt machen will. Ich meine, sie hat dann mit dem Baby selbst zu tun. Und..."
„Biggi. Ihr braucht mich doch auch nicht zu fragen, ob ich auf deine Luna aufpasse. Natürlich kümmere ich mich um dein Kind. Ich hab deine Kleine doch auch schon von deinen Erzählungen von ihr ins Herz geschlossen. Das Jugendamt kann nur sagen, dass wir die Kleine nächste Woche aus dem Krankenhaus direkt zu uns holen können."

Liebe liegt in der LuftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt