Und schon am nächsten Tag war es endlich soweit - Luna konnte endlich aus dem Krankenhaus entlassen werden und durfte zu Biggi, Thomas, Michael und Karin nach Hause ziehen.
Die 13 Jährige war schon den ganzen Abend vorher total aufgeregt und fand auch in der Nacht vor ihrem Umzug zu ihrer leiblichen Mutter keine ruhige Minute zum Schlafen.
„Na, sag mal, Luna. Willst du denn heute gar nicht ins Bett gehen?", fragte die junge Krankenschwester, die noch mal kurz ihre Runde drehte und die 13 jährige Patientin noch auf ihrem Bett sitzen sah.
Luna schüttelte den Kopf und erklärte: „Ich... Ich fühle mich so schuldig, was mit Karin passiert ist. Dass sie ihr Baby verloren hat. Ich hätte meinen Stiefvater... Ich hätte Gregor doch irgendwie beruhigen müssen. Ich hätte ihn davon abbringen müssen, Karin in die Sache mit reinzuziehen. Aber nein... Ich musste ja..."
„Luna, an der Fehlgeburt von Frau Dr. Thaler hattest du keine Schuld. Sie hätte das Baby sowieso verloren. Auch ohne den Stress heute. Sie... Sie hatte eine... Luna, du hattest wirklich keine Schuld an der Fehlgeburt. Dr. Lüdwitz weiß auch, dass du keine Schuld daran hattest."
„Michael weiß von der Fehlgeburt?!", erschrocken schaute die 13 Jährige auf die Schwester und die nickte.
„Wir haben Dr. Lüdwitz angerufen, als Frau Dr. Thaler aus dem OP wieder raus war. Er ist auch im Moment noch bei ihr zu Besuch. Wir konnten ihn noch nicht davon überzeugen, dass er wieder nach Hause fahren sollte. Aber du brauchst dir keine Sorgen und keine Vorwürfe zu machen, es geht Frau Dr. Thaler zum Glück den Umständen entsprechend ganz gut. Sie ist bisher auch recht stabil. Es wird alles wieder in Ordnung kommen. Du brauchst dir um Frau Dr. Thaler keine Sorgen zu machen. Wir kriegen sie schon wieder auf die Beine."
„Ich... Ich bin aber trotzdem an allem schuld, ich bin schuld, dass Karin... Ich hätte sie doch nicht alleine lassen dürfen. Das ist doch... Ich kenne Gregor. Ich hätte doch wissen müssen, dass er ausrastet, wenn ich von ihm wegziehe. Aber... Ich habe ja nur daran gedacht, dass... Dass ich... Dass ich wieder zu meiner leiblichen Mutter und ihrem neuen Freund ziehen kann. Ich... Ich gehöre doch zu Gregor und Frauke."
„Du gehörst zu deiner leiblichen Mutter. Ich habe mitbekommen, wie liebevoll sich Frau Schwerin um dich kümmert. So liebevoll kümmert sich nur eine Mutter um ihr Kind, die ihr Kind wirklich liebt. Und das tut deine Mutter. ... Weißt du, ich habe in den letzten Jahren, in denen ich schon Krankenschwester bin und hier an der Klinik arbeite, viele Eltern gesehen, die... Die sich nicht so liebevoll um ihr Kind kümmern, wie die Frau Schwerin um dich. Und der Herr Wächter... Der geht doch genauso liebevoll mit dir um. Du hast dich richtig entschieden, als du gesagt hast, dass du zu Frau Schwerin und Herrn Wächter ziehen willst. Die beiden sind die liebsten Eltern, die ich jemals gesehen habe. Du hättest Herrn Wächter und Frau Schwerin mal sehen sollen, als du im Koma lagst. Wir mussten die beiden manchmal richtig aus der Klinik werfen. Sie wollten dich nicht eine Minute im Stich lassen, tagelang haben sie an deinem Bett gesessen."
„Ich verstehe ja, dass... Dass Biggi und Thomas für mich da sein wollen. Aber... Hätte ich nicht gesagt, dass ich zu den beiden ziehen will, dann hätte Karin... Dann hätte Gregor Karin nie entführt. Dann hätte... Dann wäre alles noch so, wie... Wie es einmal war. Ich bin... Ich bin doch an allem Schuld. Ich... Ich möchte jetzt mal kurz zu Frau Dr. Thaler, darf ich? Ich fühle mich gut. Ich kann aufstehen."
„OK, Luna. Du würdest ja sowieso nicht locker lassen. Ich bringe dich zu Frau Dr. Thaler. Dr. Lüdwitz ist ja auch noch bei ihr, der kann ja auch auf dich aufpassen, dass dir nichts passiert."
Vorsichtig stand die 13 jährige Luna aus ihrem Bett auf und ließ sich von der jungen Krankenschwester ins Zimmer von Karin führen, wo Michael noch am Bett der Ärztin saß und sie mit Tränen in den Augen ansah.
„Michael..." Behutsam sprach Luna den Notarzt an und setzte sich zu ihm. „Ich... Es tut mir so leid, dass... Dass das passiert ist. Ich... Ich hätte... Ich würde am liebsten die Zeit zurück drehen und mich... Ich meine, ich hätte mich doch von ihm..."
„Luna! Das... Dann würdest du jetzt vielleicht hier auf der Intensivstation liegen. Mit schweren Verletzungen. Du weißt doch bestimmt noch, wie dieser Gregor ausgeflippt ist, als du... Als er dich hier entführt hat. Ich... Karin hätte das Baby sowieso verloren, es... Es wäre nur eine Frage von Tagen gewesen. ... Thomas hat sich morgen übrigens extra für dich den ganzen Tag freigenommen. Und Biggi fliegt auch nur die Frühschicht. Wenn du hier entlassen wirst, dann holen dich deine Eltern hier aus der Klinik ab. ... Ich kann erst am Abend nach Hause kommen, aber dann begrüßen wir dich richtig zu Hause. ... Weißt du, wie sehr wir uns schon darauf freuen, dass du nach Hause kommst."
„Das kann ich mir vorstellen. Besonders bei Mama... Karin, hey. Ich bin es, Luna. Kannst du mich hören?", fragte Luna vorsichtig, als sie merkte, dass Karin endlich wieder zu sich kam.
Vorsichtig öffnete die Notärztin die Augen und blickte verwirrt um sich.
„Was... Was ist hier passiert? Wo bin... Wo bin ich hier? Was habt... Was habt... Michael, Luna. Was ist denn mit mir... passiert?", flüsterte die Notärztin völlig verwirrt und schaute zu Michael, den sie mit einem freundlichen Lächeln anschaute. „Michael, was... Was ist denn los?"
„Ich... Karin, du bist von Lunas... von Gregor entführt wurden. Er... Er hat dich in seine Gewalt gebracht. Und... Du... Karin, ich... Ich muss dir leider etwas ganz Schreckliches sagen. Du hast... Ich... Du... Du hast unser Baby verloren. Du... Es... Es war eine... Du hast... Es war eine Eileiterschwangerschaft..."
Karin verstand erst nicht, was Michael ihr zu erklären versuchte. Doch je länger und je mehr sie drüber nachdachte, desto klarer wurde es ihr.
„Ich... Ich hab unser Baby... Ich hab unser Baby ver... verloren... Unser Baby ist... tot?", fragte die Notärztin und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Michael stand von Karins Bett auf und stellte sich ans Fenster.
„Ich... Michael. Unser Baby ist tot? Das... Das kann doch nicht... Aua..." Karin wollte aufstehen; zu ihrem Michael gehen und ihn in die Augen sehen, doch ihre schrecklichen Bauchschmerzen ließen die Ärztin sich kaum bewegen.
Luna legte tröstend ihre Hand auf Karins Bauch und weinte. „Ich... Es tut mir so leid. Ich hätte dich nicht alleine... Ich hätte dich nicht alleine raus gehen lassen dürfen. Ich... Ich kenne Gregor doch. Er hätte... Er hätte doch mich..."
„Luna, das Baby... Ich habe dir doch vorhin gesagt, dass... Karin das Baby auf jeden Fall verloren hätte. Es war nur eine Frage von Tagen. Du bist nicht schuld, dass... Dass Karin unser Baby... Ihr entschuldigt mich kurz."
Michael flüchtete aus Karins Krankenzimmer; er konnte seine liebste Karin nicht mehr anschauen. So niedergeschlagen, wie sie da im Bett lag. Die Kopfplatzwunde an Karins Stirn, sie war mit einem weißen Pflaster verarztet wurden.
Doch was noch schlimmer für den Arzt war, war der Umstand, dass Karin das Baby verloren hatte. Er hatte sich doch so sehr gefreut, noch einmal Vater zu werden. Noch einmal so ein wunderschönes Baby im Arm halten zu können - sein kleines Baby, das er mit seiner absoluten Traumfrau...
Für Michael hätte der Tag aus dem Kalender gestrichen werden können. Aber er hatte schon am Morgen gespürt, dass so etwas passieren könnte. Schon am Morgen wollte er Karin kaum aus dem Haus gehen lassen, als Thomas ihr angeboten hatte, dass... Dass sie ihn in die Klinik begleiten könnte.
Michael wollte Karin daran heute Morgen noch hindern.
Warum hatte er es nicht getan? Warum hatte er Karin nicht am Weggehen gehindert? Warum hatte er ihr nicht gesagt, dass sie am Abend gemeinsam zu Luna in die Klinik fahren könnten? Dann... Dann hätte Karin nicht heute... Dann hätte sie das Baby nicht schon heute verloren.
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Liebe liegt in der Luft
FanfictionNach einem schweren Schicksalsschlag bemerkt Thomas, dass seine Kollegin Biggi für ihn mehr ist, als nur eine gute Freundin.