71. Familien(aus)flug ins Krankenhaus

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„Rettungsleitstelle für Medicopter 117, Erreichen den Einsatzort in ca. 30 Sekunden. Over and Out.", gab Biggi per Funk an die Rettungsleitstelle durch und schon nach ein paar Sekunden landete sie die große BK 117 auf der großen Wiese genau vor dem Haus.
Karin schnappte sich sofort ihre Ausrüstung und lief, zusammen mit Jens, zu Thomas, der vor der BK 117 stand und die Pilotin eingewiesen hatte.
„Wie geht es Luna?", fragte Karin den Stiefvater der kranken 14 Jährigen und Thomas antwortete: „Es... Es geht ihr sehr schlecht. Ich... Sie hat 40,4 Grad Fieber. Ich... Michael hat gemeint, wir sollen sofort euch alarmieren. Ich..."
„Mach dir keine Sorgen, Thomas. Ich bin ja jetzt da. Wir helfen Luna. ... Wo ist unsere kleine Patientin denn?", fragte Karin und Thomas, der Biggi mit der Trage der BK half, antwortete: „Sie liegt im Wohnzimmer auf dem Sofa. Michael ist bei ihr."
Zusammen mit ihrem Sanitäter Jens rannte Karin sofort zu Luna, die von Michael und Dirk sehr liebevoll umsorgt wurde.
„Hallo Michael. Was ist mit Luna?" „Hallo Karin. ... Unsere Luna hat ganz plötzlich hohes Fieber bekommen. Wir haben vor einer knappen viertel Stunde Temperatur gemessen, da waren wir schon bei 40,4 Grad. ... Gestern Nacht hat sie wohl auch sehr starke Bauchschmerzen gehabt, ich vermute, sie brütet zu allem Übel jetzt auch noch eine Appendizitis aus.", berichtete Lunas Schwiegervater Michael seiner Lebensgefährtin und streichelte seiner Schwiegertochter beruhigend über die schweißnasse Stirn.
„OK. Verstehe. ... Luna, Kleines. Was ist denn mit dir los? Tut dir irgendwas weh?", fragte Karin die 14 Jährige, während sie ihr Stethoskop auspackte und Luna, die vor Fieber kaum noch atmen konnte, vorsichtig untersuchte.
„Ich... Ich weiß es nicht, Karin.", krächzte Luna und weinte.
Dirk, der am Kopfende des Sofas stand, streichelte Luna vorsichtig über den Kopf und beruhigte sie: „Luna, pscht. Mein Schatz. Du wirst sehen, es kommt jetzt ganz bestimmt alles ganz schnell wieder in Ordnung. Karin ist jetzt da, die hilft dir. Das ist versprochen."
„Dirk, ich... Ich hab so eine große Angst. ... Wo sind... Wo sind Mama und Papa?", fragte die keuchende Luna und Dirk zeigte auf Biggi und Thomas, die eben mit der Trage ins Haus kamen und sich sofort um die 14 Jährige kümmerten.
„Ich... Luna, wie geht es dir? ... Karin, was ist denn um Himmels Willen mit meinem Kind los?", fragte Biggi sofort und bekam von ihrer Freundin nur ein Schulterzucken zur Antwort.
„Ich kann mir das auch alles nicht erklären, warum Luna jetzt plötzlich so hohes Fieber hat. Sie war doch noch gestern Abend wieder fieberfrei. Und jetzt... Luna, es tut mir leid. Ich weiß, du willst auf jeden Fall hier zu Hause bleiben. Aber ich kann es nicht anders verantworten, wir müssen dich ins Krankenhaus bringen. Das gefällt mir wirklich alles überhaupt nicht. ... Jens, wir legen ihr einen Zugang. Und hängen dann erst mal eine Ringer an. Anschließend geben wir ihr im Hubschrauber 50 mg Paracetamol gegen das hohe Fieber.", gab Karin an den hinter ihr stehenden und auf Luna schauenden Sanitäter durch, der sich ebenfalls große Sorgen um Luna machte.
Sofort gab Jens der Notärztin eine der vielen Infusionsnadeln aus der Tasche und als Karin die Nadel vorsichtig in Lunas Handgelenk piekste, zuckte die 14 Jährige zusammen und ein paar einzelne, salzige Tränen rannen ihr über die vom Fieber glühend roten Wangen.
„Ist ja schon alles vorbei, Luna. ... Du bekommst dann im Heli etwas gegen das hohe Fieber. Und dann fliegen wir dich ins Krankenhaus. ... Thomas, du kannst gerne mitkommen, wenn du willst. Das würde Luna auch sicherlich sehr beruhigen, wenn du bei ihr wärst."
„OK, das... Das mache ich natürlich sofort. ... Luna, mein kleiner Schatz. Es... Ich bleibe bei dir. Egal, was auch immer passiert.", versprach Thomas, während Biggi mit einer sorgenvollen Miene auf Luna schaute und sich dann auf den Weg zum Heli machte, während sie sagte: „Ich mache schon mal den Heli klar."
„In Ordnung. ... Luna, pass auf. Wir legen dich jetzt hier auf die Trage. Und dann... Du brauchst wirklich überhaupt keine Angst zu haben, Thomas ist ganz nah bei dir. Und deine Mama ist auch da. ... Michael, du kommst dann am besten mit Dirk nach.", wandte sich Karin an Michael, der sich sofort bereit machte, mit seinem Sohn in die Klinik zu fahren, in die der Hubschrauber die 14 Jährige brachte.
„Luna, ich bin bei dir. ... Kannst du aufstehen?", fragte Thomas seine Stieftochter vorsichtig und wollte ihr schon hoch helfen, doch Luna konnte sich nicht auf ihren wackligen Beinen halten und so hob er das Mädchen selber auf seinen Arm und legte sie ganz behutsam auf der Trage der BK ab.
„Ich... Ich will nicht ins Krankenhaus." Luna versuchte aufzustehen und zu flüchten, doch da hatte Thomas schon den Gurt der Trage geschlossen und zu dritt hoben Dirk, Michael und Thomas die Trage an, um sie in die BK zu bringen.
Jens, der die Infusionsflasche nach oben hielt, und Karin, die die restlichen Sachen mitnahm, folgten den Kollegen auf dem Fuße.
Die Turbinen der BK liefen bereits auf Hochtouren und auch die Rotoren des roten Hubschraubers drehten sich sehr schnell, sodass ein sehr starker Wind am Helikopter herrschte.
Vorsichtig schoben Michael und Thomas die Trage in den Heli und, nachdem sie die Heckklappe geschlossen hatten, stieg der Pilot vorn im Cockpit ein, während Notärztin Karin und Lunas leiblicher Vater Jens zu dem 14 jährigen Mädchen in den Rumpf der BK kletterten.
„Luna, ich bin bei dir.", sagte Karin und drückte kurz aufmunternd Lunas Hand. Währenddessen hing Jens die Infusionsflasche in der Halterung auf und schaute mit leicht feuchten Augen auf sein Kind.
Luna hatte für ihn absolute Priorität; auch, wenn er die Kleine noch nicht wirklich so gut kannte, so machte er sich riesige Sorgen um sein krankes Kind.
„Meine Kleine, es wird ganz bestimmt alles wieder gut. Wir sind alle bei dir. Michael und Dirk kommen dann ganz schnell mit dem Auto nach. Die beiden lassen dich auch nicht alleine.", sagte er vorsichtig zu seinem zitternden Kind, worauf Thomas nach hinten schaute und Jens aus den Augenwinkeln bedrohlich anfunkelte.
„Medicopter 117 an Rettungsleitstelle, bitte kommen." „Rettungsleitstelle hört." „Sind mit der Patientin an Bord auf dem Weg zum Krankenhaus Traunstein. Ungefähre Flugzeit... vier Minuten." „Das ist verstanden, Medicopter 117. Das Klinikum bekommt Kenntnis."
„Luna, du bist eine ganz tapfere Patientin.", lobte Karin in der Zwischenzeit die 14 Jährige, die ganz ruhig auf der Trage lag und kaum einen Ton mehr sagte. „Du wirst sehen, in ein paar Stunden geht es dir wieder viel besser. Wir sind alle bei dir."
Luna zwinkerte kurz mit den Augen und schaute sich ängstlich im Hubschrauber um. Sie kannte die BK, aber trotzdem hatte sie gerade jetzt große Angst, geflogen zu werden.
„Ich... Ich will nach Hause, Mama. Ich... Ich hab so schrecklich große Angst.", weinte Luna und ihre Mutter sagte beruhigend zu ihr: „Luna, hab keine Angst, mein süßes kleines Mädchen. Ich bin ja bei dir."
Es zerbrach Biggi fast das Herz, ihr Kind fliegen zu müssen. Luna war zwar kaum noch richtig ansprechbar, aber trotzdem konnte die Kleine noch immer ihren Tränen freien Lauf lassen.
Eigentlich hatte Luna mit dem Fliegen keine Probleme, doch jetzt war ihr selbst das zu viel und sie weinte bittere Tränen.
Vorsichtig wischte Jens die Tränen aus den Augen des Mädchens, was von Thomas mit Argusaugen beobachtet wurde.
Der Pilot kochte innerlich; wie konnte es sich dieser Jens nur wagen, Luna erst so fertig zu machen und dann einen auf liebenden und besorgten Vater zu mimen?
Luna war doch nur wegen ihm abgehauen. Ganz allein Jens war schuld an der Flucht des Mädchens und dem aktuellen Zustand von Luna. Hätte Jens seiner Tochter nicht so einen Mist über Biggi erzählt; Luna wäre nie im Traum darauf gekommen und wäre abgehauen.

Liebe liegt in der LuftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt