Biggis Sicht:
Nachdem Thomas unsere junge Kollegin Gina gebeten hatte, seine restliche Schicht zu übernehmen, machten wir uns zusammen auf den Weg zur Marienklinik. Unsere Overalls ließen wir lieber an, er war meistens die Eintrittskarte zu den Patienten.
Ginas Freund Mark begleitete uns ebenfalls zu meiner Tochter, nachdem er sich bei Gina mit einem Kuss für ihre schnelle Hilfe bedankte. „Du hast was gut bei mir, meine liebste Gina."
„Ich werde dich bei Gelegenheit dran erinnern, Mark." Verliebt strich sich Gina über ihren Bauch und gab ihrem Freund dann noch einen Kuss.
„Guten Tag, Thomas Wächter, Pilot Medicopter 117. Wir haben vor ungefähr 2 Stunden ein 13 Jähriges Mädchen nach einem Skiunfall hier eingeliefert. Und jetzt wollten wir die Patientin mal besuchen. Unser Notarzt Dr. Harland hat ihr es versprochen."
„Dann kommen sie doch gerne mit. Die Patientin hat die OP gut überstanden.", erklärte uns die Krankenschwester und führte uns auf die Station.
Vor einer großen, hellgelben Tür blieb sie stehen und klopfte vorsichtig an. „Ich weiß noch nicht, ob die Patientin wieder bei Bewusstsein ist. Aber..."
Da hörte man auch schon ein leises „Ja..." aus dem Zimmer und die Krankenschwester öffnete langsam die Tür.
„Luna... Hier sind der Notarzt Dr. Harland und der Pilot Thomas Wächter aus dem Helikopter, mit dem du in die Klinik gebracht wurdest. Außerdem eine Kollegin von Herrn Wächter. ... Dürfen sie rein kommen?" „Ja, ich... Ich freue mich."
Die Stimme, die aus dem Zimmer erklang, ich... Ich würde sie unter Tausenden erkennen. Sofort liefen mir die Tränen aus den Augen; meine kleine Luna hatte fast die gleiche Stimme, wie... Wie meine Schwester.
Langsam betraten Thomas und ich Hand in Hand das Zimmer. „Ich... Hallo, Dr. Harland. Schön, dass sie mich heute noch besuchen kommen. Und natürlich auch schön von ihnen, Herr Wächter. ... Und sie müssen wohl die Kollegin von Herrn Wächter sein. Ich bin Luna Estelle Steinberg."
„Hallo Luna, ich bin Biggi Schwerin." Ich musste mich in dieser Situation ziemlich zurück halten, meiner geliebten Tochter nicht um den Hals zu fallen. Luna lebte, sie war bis auf ihre Verletzungen, die sie durch ihren Skiunfall davon getragen hatte, völlig gesund und munter.
„Na, Luna. Wie geht es dir?" Mark setzte sich ans Bett meiner Tochter. „Tut dir denn dein Arm noch weh?"
„Nicht mehr so sehr, wie vorhin. ... Frau Schwerin, ich hab... Ich hab irgendwie das ganz dumme Gefühl, ich... Ich kenne sie von irgendwoher. Ich... Ich kann mich zwar nicht mehr erinnern, aber... Sie kommen mir so bekannt vor."
„Ich... Luna, das... Ich...", stotterte ich, doch Mark schaute mich an und schüttelte den Kopf.
Und so verheimlichte ich meinem Kind die Wahrheit. Klar, es könnte Luna sehr aufregen, dass ich... Dass ich ihre Mutter bin. Aber... Ich wollte mein Kind doch nicht ewig anlügen müssen.
„Biggi Schwerin...", rätselte das Mädchen und kam einfach nicht auf die richtige Antwort.
Da ging die Tür zu Lunas Zimmer auf und eine aufgebrachte Frau betrat das Zimmer: „Luna, mein Liebes. Was... Was ist denn passiert? ... Meine Kleine."
„Mama... Was... Was machst du denn hier? Ich... Ich hab...", fragte Luna ihre „Mutter". Wie gern ich ihr jetzt nur die Wahrheit sagen würde...
„Die Ärzte haben mich angerufen. ... Guten Tag, Frauke Steinberg. Ich bin die Mutter von Luna."
'Sind sie nicht...', dachte ich mir, doch ich konnte es doch nicht einfach so... „Guten Tag, ich bin Biggi Schwerin. Pilotin von Medicopter 117. Und das ist mein Kollege Thomas Wächter. ... Und das ist unser Notarzt Dr. Harland. Er und Thomas haben ihre Tochter ins Krankenhaus geflogen, ich wollte Luna nur kennen lernen."
„Schwerin...", sagte die Frau und wurde leichenblass. Klar, sie hatte mich schon längst erkannt, doch sie wollte es nicht wahr haben, dass ich leibhaftig vor ihr stand.
„Mama, ist alles OK?", fragte Luna besorgt und ihre „Mutter" erwiderte: „Ja, meine süße Kleine. Es ist alles OK. ... Biggi Schwerin..."
„Ja, genau. Biggi Schwerin. ... Frau Steinberg, dürfte ich mal unter 4 Augen mit ihnen sprechen?", wandte ich mich an Lunas Mutter und verließ mit ihr das Zimmer, während sich Thomas und Mark weiter um Luna kümmerten.
„Wir passen hier schon auf Luna auf.", versprach Thomas, der sich ebenfalls zu meiner kleinen Luna ans Bett setzte und ihr sagte: "Wir verstehen uns ja gut."Draußen vor der Tür trafen wir nicht nur auf Lunas aktuell behandelnden Arzt, den noch jungen Assistenzarzt Dr. Hupler, sondern auch auf Dr. Steinberg, der mich ebenfalls sofort erkannte und leichenblass anlief.
„Frau Schwerin..." „Tja, da staunen sie, Dr. Steinberg. Schön, sie nach so vielen Jahren mal wieder zu sehen. ... Wissen sie eigentlich, was sie mir damals mit ihrer Lüge angetan haben? Als sie... Als sie mir gesagt haben, dass mein Kind tot wäre? Sie... Sie haben mein Leben..."
„Frau Schwerin, ich... Das... Das war damals ganz anders, als...", versuchte mir Lunas ehemals behandelnder Arzt, Dr. Steinberg, zu erklären, doch ich drehte mich demonstrativ von ihm weg, ging zum Fenster und schaute in den von Wolken verhangenen Himmel.
„Herr Dr. Steinberg... Was soll das heißen?", wandte sich nun auch Dr. Hupler an seinen Kollegen und ich antwortete: „Luna Estelle Steinberg... Das ist nicht... Das ist nicht der richtige Name ihrer Patientin. ... Ihr Name ist Luna Estelle Schwerin. ... Ich werde sie noch heute anzeigen, Herr Dr. Steinberg. Sie haben mein Leben zerstört. An dem Tag, als sie mir den Tod... An dem Tag, als sie mir sagten, dass... Dass mein Kind tot wäre. Sie haben mein Kind entführt. Haben mich jahrelang belogen. Ich habe um mein Kind getrauert. Und sie haben... Sie haben sich..."
„Gregor? Ist... Ist das wahr... Du... Du hast... Du hast mir gesagt, die... die Mutter von unserer kleinen Luna wäre... Die Mutter wäre tot. Du... Du hast... Du warst mit unserem Kind auf der Beerdigung..."
„Ich hatte keine andere Wahl, Frauke. Ich... Ich musste es tun. Frau Schwerin war doch damals viel zu jung für ein Kind. Sie... Sie hatte nur ihre Fliegerei im Kopf. Ihr Kind war ihr doch völlig egal. Luna war jede Nacht alleine, sie hat geschrien, geweint. Aber ihre Mutter war ja mit ihrem Hubschrauber... mit ihrem Hubschrauber unterwegs. Ich hatte keine andere Wahl. Luna hatte zahlreiche Hämatome, sie wurde von ihrer Mutter doch misshandelt. Ich habe dem Kind nur ein besseres Leben ermöglicht."
„Du hast... Du hast doch gemerkt, wie unsere... Wie Luna an ihrer Mutter gehangen hat, Gregor. Ich... Ich kann es nicht verstehen, dass... Ich glaube nicht, dass Frau Schwerin ihre Tochter geschlagen hat. Der einzige, der... Der einzige, der unserer kleinen Luna so etwas antun konnte, der warst du! Ich... Ich will die Scheidung. Ein für alle Mal."
„Aber... Frauke. Ich... Ich liebe dich. Ich... Ich konnte damals nicht anders entscheiden, als so, wie ich es getan habe. Ich habe unsere Kind... unsere kleine Luna aus einer völlig maroden Familie gerettet. Frau Schwerin... Die war doch gar nicht fähig..."
„Gregor, ich will von dir nichts mehr hören... Ich... Ich will... Frau Schwerin, es... Es tut mir so leid, was... Was Gregor ihnen und ihrer Familie angetan hat. Und ich... Ich... Ich werde ihnen dabei helfen, dass Luna... Bei ihnen aufwachsen kann. Sie... Sie gehört zu ihrer Mutter. Und die bin nicht ich."
„Frauke! Wenn du das tust, dann... Dann sind wir... Ich... Ohne mich kannst du, wenn es um Luna geht, gar nichts entscheiden. Denk dran, wir beide haben... Du hast nicht das alleinige Sorgerecht für Luna. ... Oh, das tut mir jetzt aber leid, Frauke. Du kannst nichts entscheiden... Musst du wohl mit mir absprechen, wo unsere Luna aufwächst. Und... Oh, bei Toten... Da kann ein Kind doch nicht leben.", grinste Dr. Steinberg, doch da hörte ich eine Stimme, die mir sehr bekannt vorkam...
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Liebe liegt in der Luft
FanfictionNach einem schweren Schicksalsschlag bemerkt Thomas, dass seine Kollegin Biggi für ihn mehr ist, als nur eine gute Freundin.