21. ein Gespräch in der Nacht

154 7 0
                                    

Kaum hatte Michael Luna wieder zurück in ihr Zimmer gebracht, da kam auch schon die Nachtschwester noch einmal ganz vorsichtig zu der 13 jährigen Patientin ins Zimmer und fragte mit leiser Stimme: „Bist du denn noch wach, Luna? Wir haben gerade von der Rettungsleitstelle erfahren, dass der Hubschrauber von deiner Mutter im Anflug ist. Vielleicht kommt sie dich ja auch noch mal besuchen."
„Thomas hat zur Zeit Dienst. Wenn es also unser Hubschrauber ist, dann fliegt ihn dein Stiefvater.", meinte Michael zu der jungen Schülerin und erklärte: „Deine Mama Biggi ist zu Hause und bereitet für morgen schon die ersten Dinge vor. ... Aber Thomas wird bestimmt noch mal nach Luna schauen wollen. So lange bleibe ich noch mal hier bei dir."
„Das ist... Ich danke dir, Michael. Weißt du, wenn Thomas und Mama mal keine Zeit für mich haben, dann... Dann weiß ich sofort, zu wem ich gehen kann, wenn ich irgendwann mal Probleme haben sollte. Karin und du, ihr seid schon fast wie zwei Ersatzeltern für mich."
„Das höre ich gerne, Luna. ... Oh, da sind sie schon.", erkannte Michael an dem erleuchteten Hubschrauber, der sich langsam der Klinik nährte. „Ja, das ist unser Baby. Und so, wie der Pilot da oben die Maschine steuert, dann ist das wirklich unser Thomas. Das erkenne ich sofort."
„Achso? Mama hat wohl einen ganz anderen Flugstil, wie Papa?", fragte die 13 jährige Luna grinsend und schaute zum Fenster hinaus.
„Ja, das kann man so sagen. Aber... Das wirst du bestimmt auch mal sehen, wenn du uns auf der Basis besuchst und deine Mama gerade Dienst hat. ... Ich werde mal schauen, ob Thomas zu uns kommt."
Michael wollte gerade das Zimmer der 13 Jährigen verlassen, da stoppte die Schülerin den Freund ihres Stiefvaters noch einmal.
„Sag mal, Michael.", sprach die Schülerin den Arzt mit einem freundlichen Lächeln an und Michael drehte sich noch einmal zu der 13 Jährigen um.
„Was ist denn, Luna?", fragte er.
„Ich... Wenn Thomas jetzt Dienst hat... Wieso bist du denn dann nicht mit ihm unterwegs?", wollte Luna wissen, worauf Michael antwortete: „Ich habe... Als ich erfuhr, was mit Karin passiert ist, hab ich mir sofort freigenommen. Aber jetzt solltest du schon mal die Augen zumachen. Dann freut sich dein Papa, wenn du hier schon schläfst. Du bist doch bestimmt auch schon müde, oder?"
„Ja, ich..." Luna gähnte ausgiebig und wurde von Michael noch einmal freundlich angelächelt. Dann verließ der Notarzt, der trotz seines Dienstfreien Abends noch seinen roten Overall trug, leise das Zimmer. „Schlaf dich ruhig aus, Luna. Gute Nacht."

„Hallo Thomas." Michael und der Pilot trafen sich zufällig auf dem Gang vor Lunas Zimmer.
„Warst du bis jetzt bei Luna?", fragte Thomas. „Wie geht es ihr denn?"
„Luna war vorhin bei Karin. Ich hab sie jetzt erst mal wieder ins Bett gebracht. Sie ist auch schon fast wieder eingeschlafen. Also, wenn du jetzt zu deiner Kleinen willst, dann solltest du aber leise sein."
„Das hatte ich sowieso vor. ... Wie geht es Karin denn? Hat sie denn... Hat sie denn diese schreckliche Nachricht schon erfahren?"
„Ja, sie weiß schon von der Fehlgeburt. Luna und ich haben es ihr gesagt. Sie... Sie hat es erstaunlich gut weggesteckt. Aber... Vielleicht war das auch nur der erste Schock. Sie wird bestimmt erst morgen so richtig erkennen, was los ist.", erklärte Michael seinem Freund und als die beiden Männer bei Lunas Zimmer angekommen waren, öffnete der Notarzt vorsichtig die Tür.
Ein wenig Licht fiel ins Zimmer und Luna, die schon wieder in ihrem Bett saß, schaute Thomas mit einem Strahlen auf dem Gesicht an. „Papa, da... Du bist ja endlich da. Ich hab dich schon so vermisst."
Die Freude über das Wiedersehen mit ihrem Stiefvater war kaum zu übersehen, hätte sich Thomas jetzt nicht zu Luna ans Bett gesetzt, wäre die 13 Jährige aus dem Bett und dem Piloten entgegen gesprungen.
„Luna, meine Kleine. ... Na, freust du dich schon auf morgen? Dass du endlich wieder nach Hause kommen kannst?", fragte Thomas die 13 Jährige.
„Natürlich. Ich... Ich wünschte, ich könnte jetzt schon mit euch mitkommen. Ich will nicht mehr hier alleine schlafen müssen. Ich... Ich vermisse euch so sehr."
„Luna, meine Kleine. Ich hole dich doch morgen aus der Klinik ab. Schau mal, pünktlich um zwei bin ich hier. Und dann kommst du zu uns nach Hause. Wir freuen uns schon alle auf dich."
„Und... Wann kann Karin wieder nach Hause?" „Die... holen wir nächste Woche nach Hause. Und dann müssen wir sehen, wie es ihr geht. Wenn sie noch ein paar Tage Ruhe braucht, dann muss ihre Vertretung eben noch ein paar Tage dran hängen."
„Dir wäre es am liebsten, wenn Karin nach ihrem Krankenhausaufenthalt noch ein paar Tage zu Hause bleiben würde, oder Michael?", fragte Luna den Notarzt, der sich auf die andere Seite des Bettes gesetzt hatte.
Michael nickte und schaute traurig in den sternenklaren Himmel.
„Ich... Weißt du, Luna, ich habe mich schon sehr auf das Baby gefreut. Ich... Ich hab ja schon mit meiner Ex-Frau einen Sohn, den Dirk. Den wirst du sicher morgen auch kennen lernen. Wenn er zu Hause ist. ... Aber... Ich habe mir mit Karin von Anfang an vorstellen können, ein gemeinsames Kind zu haben. Sie... Ich habe mich am ersten Tag schon in sie verliebt. Aber... Ich hab gedacht, das dürfte nicht sein. Gabi war ja auch erst ein paar Tage tot. Und Ralf hat so sehr um sie getrauert... Ich hab gedacht, ich dürfte Ralf nicht gleich zeigen, wie glücklich..."
„Du hast nur auf deinem Kollegen Rücksicht genommen und hast wegen ihm deiner Karin nicht die Wahrheit gesagt? Das... Dein Kollege hat sich doch bestimmt schnell an Karin gewöhnt."
„Darum ging es auch nicht, Luna. Ralf und Gabi, die beiden waren ein Paar. Sie haben sich eine ganze Zeit nicht zusammen zeigen wollen. Erst als deine Mama mal mit dem Hubschrauber..."
„Mama ist mit dem Hubschrauber abgestürzt? Das ist doch... Ich kann mir das gar nicht vorstellen, dass Mama mit einem Hubschrauber... Sie ist doch bestimmt auch eine sehr gute Pilotin. Da... Da kann man doch nicht abstürzen."
„Das könnte sogar mir passieren, Luna. Das geht manchmal schneller, als man denkt. Aber ich verspreche dir, dass mir niemals etwas passieren wird. Ich hab ja jetzt Verantwortung für ein wunderbares Mädchen zu übernehmen."
„Ja. Und dann hast du ja auch noch ab morgen Verantwortung für die Tochter deiner Freundin.", sagte Luna. Erst verstand Thomas nicht, was die 13 Jährige damit meinte, doch nach ein paar Sekunden, in denen er genauer überlegte, konnte er die Aussage von Luna verstehen.
Lächelnd nahm er die Schülerin in den Arm und sagte: „Luna, meine Kleine. Ich bin doch froh, dass du da bist. Natürlich meine ich dich mit der neuen Verantwortung, die ich sehr gerne übernehme. Ich bin froh, dass das Jugendamt sich entschieden hat, dass du zu uns ziehen darfst. Biggi und ich freuen uns schon tierisch auf dich. Und ich glaube, ich kann auch für Michael und Karin sprechen; die beiden sind auch schon froh, wenn du ab morgen bei uns wohnst."
„Das ist schön. Aber... Bin ich euch denn wirklich so wichtig. Ich kann mir das nämlich nicht vorstellen, dass ich wildfremden Leuten plötzlich so wichtig bin. Ich meine, Biggi und du... Ihr kennt mich doch erst seit ein paar Tagen. Und jetzt... wollt ihr euch wirklich um mich kümmern? Ich bin doch ein völlig fremder Mensch für euch. Du bist... Ich meine, du kennst mich doch nur, weil du mich hier in die Klinik geflogen hast. Und Mama hat mich immer wieder besucht. ... Thomas, ich hab einfach Angst, dass wir nicht zusammen wohnen können. Dass Mama und ich... Dass wir einfach zu spät wieder zusammen gefunden haben. ... Dass wir zu viel Zeit nicht zusammen waren. Dass wir zu lange getrennt waren."

Liebe liegt in der LuftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt