Lunas Sicht:
Ich spielte immer noch ausgelassen mit meiner Hündin, als sich mein leiblicher Vater uns näherte.
„Lilly, schau mal. Das ist mein leiblicher Vater. Der hat mich gestern im Stich gelassen. ... Hallo Jens. Schön, dass du noch lebst. Ich dachte schon, ich müsste mit einem neuen Vater vorlieb nehmen.", sagte ich erst an meinen lieben Hund, dann an Jens gewandt, als mir der Sanitäter der A-Crew erklärte: „Ja, Luna. Ich... ich wollte dir erklären, was gestern los war. Ich... Ich konnte nicht zu unserem Treffen kommen, weil... Es... Luna, es gab ein riesen Problem. Du... Du hast eine Halbschwester. Anna, sie ist zwei Jahre älter, als du. Und... Die kam gestern einfach so ohne Anmeldung zu mir. Hätte ich sie denn dann wegschicken sollen? Ich... Ich weiß, ich war ein Idiot, ich hätte mich bei dir melden müssen. Aber... Ich konnte mich nicht melden. Ich... Mein Handyakku war leer. Und aufgeschrieben hatte ich deine Telefonnummer leider auch nicht. Ich hatte sie nur im Handy gespeichert. Es tut mir so leid, meine Kleine. Ich... Ich weiß, ich hätte dich anrufen müssen."
„Das Handy kann man auch benutzen, wenn man es am Strom hängen hat. Du kannst mir also nicht sagen, dass du mich nicht erreichen konntest, weil dein Akku leer war. Ich glaube dir gar nichts mehr, Jens. ... Und außerdem... Du hättest doch auch... Du hättest auch auf der Basis anrufen können, Max hat meine Handynummer auch. ... Ich habe fast 3 Stunden in dieser Eisdiele gesessen und auf dich gewartet, Jens. Bis mich endlich Thomas bester Freund Michael abgeholt hat. Ich... Ich hab geheult. Ich wusste nicht mehr, wie ich... Ich hab gar nicht mehr gewusst, wie ich nach Hause kommen sollte. Michael hätte nämlich eigentlich gestern Abend Dienst und ist nur wegen... Wegen mir dann zu Hause geblieben. Ich war so froh, als er mich abgeholt hat und mir versprach, dass er mit dir redet.", sagte ich zu meinem Vater und lehnte jede noch so kleine Annäherung seinerseits ab.
„Geredet hat er ja jetzt mit mir, euer Michael. Obwohl man das nicht reden, sondern eher motzen nennen kann. Du hast dir deinen Notarzt gut erzogen, meine gute Luna. Das muss ich dir lassen. Er und Thomas haben mich jetzt gerade ganz schön rund gemacht. Aber... Ich kann mir nicht vorstellen... Aber das ist ja jetzt auch egal. ... Luna, du... Dien Thomas hat mir verboten, dich noch einmal zu sehen. Ich... Kannst du deinen Wachhund dann mal bitte zurückpfeifen? Ich habe dich doch so lieb, meine Kleine."
„Nein, ich kann Thomas nicht zurückpfeifen. Ich habe ihn nämlich gar nicht auf dich angesetzt. Ich habe meinem Adoptivvater nicht gesagt, dass er jetzt auf mich ein Auge haben soll. Das macht er ganz alleine von sich aus. Ich... Ich habe Thomas sehr lieb und ich bin ihm auch sehr dankbar, dass er immer für mich da ist. Er steht mir zu jeder Zeit bei. ... Jens, weißt du, wie ich mich gestern Abend gefühlt habe? Als ich dort in diesem... in dieser Eisdiele saß und auf dich gewartet habe. Wie bestellt und nicht abgeholt habe ich mich gefühlt. Und du hast dich nicht gemeldet. Nicht eine SMS, nicht einen Anruf habe ich von dir bekommen. Du hast mich angelogen. Weißt du, was ich durchgemacht habe? Ich... Ich hatte Angst, du... Ich war ganz alleine in der Stadt. Thomas... der hat Lilly... für mich... Ich... Jens, ich glaube, Papa hat Recht, wir sollten uns nicht mehr sehen. Jedenfalls nicht, wenn keiner von meinen Eltern dabei ist."
„Aber, Luna... Ich bin doch dein Vater. Ich... Ich habe doch ein Recht darauf, dich zu sehen. Und ich werde dieses Recht auch wahrnehmen. Ich... Ich habe doch... Verantwortung für dich."
„Du hast... Du hast dich nicht einmal um mich gekümmert. Du hast Mama im Stich gelassen, als ich noch nicht einmal geboren war. Ich... Ich will nicht mehr angelogen werden. Von dir. Dass du für mich eine Verantwortung hast, das hast du dir verspielt. Genau gestern, als wir beide verabredet waren und du mich zwei Stunden lang... drei Stunden nicht angerufen und abgesagt hast. Ich hätte es ja verstanden, wenn du dich gemeldet hättest und mir gesagt hättest, dass meine Halbschwester da ist. Aber so? Es kam einfach kein einziger Anruf von dir, ich habe mir Sorgen gemacht. Ich wusste nicht, wo du warst. Ob dir irgendwas passiert ist. ... Auch, wenn wir kein besonders gutes Verhältnis zueinander haben, aber... Du bist doch mein Vater. Ich liebe dich doch."
Ich sah, wie meine Äußerung meinem lieben Thomas einen Stich ins Herz versetzte, ich liebte Jens.
Klar, der Sanitäter war mein leiblicher Vater. Und ich hatte ihn wirklich sehr gerne, aber...Wenn ich eine Wahl hätte, ob ich bei ihm oder bei Thomas und Biggi leben wollte, ich wüsste, für wen ich mich entscheiden würde.
Aber dennoch... Papa sah aus, als würde er überlegen, ob ich jetzt wirklich gesagt hatte, dass ich Jens liebte. Und ob er mir wichtig wäre, doch da konnte ich Thomas ganz schnell beruhigen. Schließlich gab es keinen Mann, der mir wichtiger war, als mein lieber Stiefvater.
„Luna, was... Was soll das heißen? Meine Kleine, was ist denn?", fragte Thomas, der hinter mir stand, als ich zu weinen anfing.
„Ich... Thomas, ich will nach Hause. Ich... Ich weiß einfach nicht mehr weiter, Thomas. Ich will nach Hause zu meiner Mama und zu Karin. Ich... Ich liebe Jens ja, aber... Er hat mir mit seinem Versprechen gestern so wehgetan. Ich... Ich wollte... Ich wollte doch gestern einen schönen Nachmittag mit meinem leiblichen Vater verbringen. Aber... Jetzt...", heulte ich und kuschelte mich an meinen Stiefvater, der mir vorsichtig über den Kopf streichelte.
„Hey, meine Kleine. Pscht. Es ist doch alles in Ordnung. Ich bringe dich nach Hause. ... Und am Wochenende... Da unternehmen wir was zusammen. Zu fünft - du, Biggi und ich zusammen mit Jens und Lilly. Ich... Ich will dich einfach nicht mehr mit deinem... mit Jens alleine lassen. Wie wäre denn diese Idee, meine Kleine, hm?"
„Das... Das ist eine gute Idee. Ich würde mich sehr drüber freuen, wenn wir einen Familienausflug machen würden. Ich... Ich würde... Aber das sollten wir mit Mama auch noch besprechen. ... Aber Papa, ich glaube, es... Wir sollten uns langsam auch mal darum kümmern, dass... Dass du bei deiner Flugprüfung nicht...", versuchte Luna, ihren geliebten Stiefvater abzulenken und lächelte Thomas freundlich an.
„Luna, ich kann fliegen. Das ich nochmal zur Flugprüfung antreten muss, das... ist doch nur noch eine reine Formsache. ... Außerdem, die Prüfung ist doch auch erst in zwei Monaten, bis dahin ist noch sehr viel Zeit.", sagte Thomas und blickte zu der in der Sonne blitzenden BK 117, die wunderschön glänzte und nur noch auf einen Einsatz wartete.
„Papa, ich will einfach nicht, dass... Dass du... Ich meine, ich könnte ja unsere liebe Gina mal bitten, mit dir und der BK eine Runde zu drehen. Und dann... kannst du gerne zeigen, was du kannst. Ich würde gerne mal wieder mit dir fliegen, Papa. Ohne als Patientin da hinten drin liegen zu müssen.", sagte ich zu meinem Papa und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn. „Ich liebe dich so sehr, Papa. Ich... Ich hab Angst, dass... Dass du bei der Prüfung... Ich weiß, wie das ist, wenn man plötzlich Angst vor etwas hat, was... Was man sonst ohne..."
„Ich... Ich hab doch keine Angst davor, mit unserer BK zu fliegen. Ich könnte jetzt sofort ins Cockpit steigen und würde losfliegen. ... Komm, Luna. Ich zeige dir das, meine Kleine. Wir gehen mal rüber und dann zeige ich dir, wie toll ich doch fliegen kann."
Papa nahm mich an die Hand und führte mich nach drüben zu ‚Baby'.
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Liebe liegt in der Luft
FanfictionNach einem schweren Schicksalsschlag bemerkt Thomas, dass seine Kollegin Biggi für ihn mehr ist, als nur eine gute Freundin.