26. die erste große Liebe

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Flashback
Biggis Sicht:
Es war kurz nachdem ich erfahren hatte, dass meine Tochter tot war, als ich mich auf die Medicopterbasis versetzen ließ, auf der ich meinen liebsten Thomas kennen lernen konnte.
Ich hatte eben die Medicopterbasis erreicht, als mir die große BK 117 auf dem Hof auffiel. Die Kollegen waren gerade von einem Einsatz zurück gekehrt und gingen, ohne mich zu beachten, in die Basis. Klar, sie konnten mich ja auch nicht wirklich sehen, sp gut, wie ich mich und mein Motorrad versteckt hatte.
Doch eine der neuen Kollegen, die plötzlich hinter mir auftauchte, schien mich gesehen zu haben. „Hallo, ich bin Dr. Gabriele Kollmann.", stellte sich die junge Frau bei mir vor. „Und du musst die neue Pilotin sein."
„Ja, das ist wohl so. ... Biggi Schwerin.", stellte ich mich bei der Blondine vor, die einen jungen Mann zu sich rief: „Ralf, kommst du mal bitte zu mir? Ich wollte dir unsere neue Kollegin vorstellen."
„Hallo, ich bin Ralf Staller, der Sanitäter.", meinte der Kollege und schaute mich an, als würde er irgendetwas befürchten.
„Was ist denn?", fragte ich den Sanitäter und der erklärte: „Eine Frau als Pilotin? Ich glaube mal nicht, dass das deinem neuen Kollegen gefällt. Thomas ist da ein bisschen... Naja, wie soll ich sagen... speziell. ... Oh, die sind ja auch schon von Einsatz wieder da. Ich würde sagen, wir gehen mal kurz zu denen hin und ich stelle sie dir vor. Unser Chef, Herr Ebelsrieder, ist sowieso im Moment dienstlich unterwegs. ... Gonzo, komm."
Zusammen mit Gabi und einem wunderschönen und ganz lieben Golden Retriver führte mich Ralf in den großen Aufenthaltsraum, wo die Crew meines Kollegen schon auf mich wartete.
„Hallo Gabi, hallo Ralf. ... Wen bringt ihr denn da mit?", fragte der am Funk sitzende Mann, der mir sofort ins Auge stach.
„Das, mein lieber Thomas, ist unsere neue Pilotin.", erklärte Gabi und Thomas, wie der Mann hieß, schaute mich genau an und fing an zu kichern. „Eine Frau als Pilotin? Das... Das ist doch nicht euer Ernst, oder?"
Ich stellte mich bei dem Kollegen mit einem freundlichen Ton vor. „Frau Biggi Schwerin."
„Jaja, ich bin Thomas Wächter, der Pilot der A-Crew. Hallo, Frau Kollegin." Immer noch grinste der Mann vor mir und schien gar nicht mehr damit aufhören zu können.
„Hallo, ich bin Dr. Michael Lüdwitz, der Notarzt von Thomas' Crew. Und das ist unser Sanitäter Al..." „Alex Meier. ... Aber ich bin nicht sowieso mehr lange hier. Dann habt ihr einen neuen Sani.", stellte sich der junge, blonde Sanitäter bei mir vor.
„Hallo, ich bin Biggi Schwerin, die neue Pilotin.", tat ich es ihm gleich, während sich mein Kollege Thomas wieder an seinen Platz setzte.
„Thomas, wie wäre es denn, wenn du unserer neue Pilotin mal unseren Hubschrauber zeigst. Da kennst du dich am besten aus. Neben Max...", schlug Ralf vor, woraufhin ich fragte: „Wer ist Max?"
„Das ist unser Mechaniker. Die gute Seele unserer Basis. Du wirst ihn bestimmt gleich kennen lernen. Er ist auf jeden... Ach, da ist er ja schon. Bei unserem Hubschrauber. Der Heli wird übrigens bei uns 'Baby' genannt."
„Achso? Baby? Na, sehr schön. Jetzt geben wir auch schon einem Hubschrauber einen Namen.", meinte ich und erntete dafür einen bösen Blick meines Kollegen.
„Unser Baby ist unser Teammitglied. Auch, wenn es nur ein Hubschrauber ist, aber unser Baby ist eine sehr sensible BK. Wir können nicht davon ausgehen, dass ein Heli keine Gefühle hat.", motzte er und führte mich dann zu unserem Heli.
„Das ist unser Hubschrauber, eine BK 117. Das beste, was es zur Zeit auf dem Markt gibt. Wir sind sehr stolz auf unseren Hubschrauber. ... Ich hoffe, du kannst unsere alte Dame genauso gut fliegen, wie ich. Nicht, dass... Dass wir so eine gute Pilotin verlieren."
„Ich merke, du Hast irgendetwas dagegen, dass der neue Pilot eine Frau ist. ... Wir beide können ja gerne nach Feierabend mal einen kleinen Rundflug drehen. Dann kann ich dir ruhig zeigen, dass auch eine Frau mit so einem Hubschrauber klar kommt."
„Das... Ich hab doch gar nichts dagegen gesagt, dass meine neue Kollegin eine Frau ist. Das ist doch kein Problem.", meinte Thomas, doch ich spürte genau, dass dies bei ihm nicht der Fall war und er ein großes Problem damit hatte.
„Du findest es nicht gut, dass ich eine Frau bin. Aber... Ich werde dir beweisen, dass ich auch gut fliegen kann. Sogar besser als du."
„Das hätte ich jetzt nicht gesagt. Da reagiert unser Thomas etwas empfindlich darauf.", sprach uns ein etwas kräftigerer Mann in einem blauen Overall an. „Hallo, ich bin der Max. Der Mechaniker von unserem Baby. ... Und du musst die neue Pilotin sein. Der Herr Ebelsrieder meinte, als er heute Vormittag zu seinem Termin gefahren ist, dass du heute schon herkommen würdest."
„Ja, ich bin die neue Pilotin. ... Hallo, ich bin Biggi.", stellte ich mich freundlich bei dem Kollegen vor. Ich wusste, dass mein Dienst genau... jetzt begann. Thomas hatte offiziell Feierabend, doch ich konnte mir nicht verkneifen. „Zu unserem ersten Einsatz fliegst du mit, Thomas. Damit ich dir beweisen kann, dass auch Frauen einen Hubschrauber fliegen können."
„Bist du denn vorher schon mal so ein Schmuckstück geflogen? Unser Baby ist ein Präzisionsinstrument. Das kann man nicht behandeln, wie dein Motorrad."
„Ach, du hast mich schon gesehen?" „Ja, als wir vom Einsatz wieder kamen. Da hab ich dich auf deinem Motorrad auf die Basis zurasen sehen. Sehr auf dich achten wirst du wohl nicht. Bei deinem Fahrstil. Ich hoffe, der ist in der Luft besser."
„Spinner.", sagte ich, bevor die Rettungsleitstelle einen neuen Einsatz durchgab.
Thomas und ich sprangen in unseren Hubschrauber und meine Crew, die aus Notärztin Gabi und Sanitäter Ralf bestand, kamen mit ihren Taschen aus dem Hangar gerannt. Dann sprangen sie hinten in die BK und ich startete die beiden Rotoren.
Schon nach ein paar Sekunden waren wir in der Luft und als ich der Rettungsleitstelle und der Flugleitung gemeldet hatte, dass wir auf dem Weg zu unserem nächsten Einsatzort wären, da wandte sich mein Kollege mit der Frage, die ihm unter den Nägeln zu brennen schien, an mich: „Du hast mir immer noch nicht auf meine Frage von vorhin geantwortet. Hast du denn schon einmal eine so wunderschöne BK 117 geflogen, wie unser 'Baby' eine ist?"
„Natürlich habe ich so ein Fluggerät auch schon mal geflogen. Du kannst mir also ganz beruhigt deinen Hubschrauber anvertrauen. Ich kenne mich mit dem Teil aus.", erklärte ich mit frechem Grinsen meinem Kollegen, der neben mir auf dem Copilotenplatz saß und mir bei jedem meiner Handgriffe genau über die Schultern schaute.
„Unser Baby ist kein Fluggerät. Das habe ich dir schon vorhin erklärt. Das ist ein sehr sensibles... Mitglied unseres Teams. Und wenn irgendwer meine BK beleidigt..."
„Thomas, lass es doch bitte gut sein. Unsere Biggi fliegt klasse. Besser als ihr Vorgänger. Das musst selbst du ihr lassen.", versuchte nun Gabi unseren kleinen Streit zu schlichten. Was auch klappte. Zumindest der Streit um die BK war schnell geschlichtet.
Doch der Streit, wer besser fliegt, der blieb noch bis heute bestehen...

Flashback Ende

Biggis Sicht:
„Schlaf schön, meine Kleine.", sagte ich liebevoll zu meiner Tochter, als ich sie betrachtete, wie sie bereits tief und fest schlief. Die Geschichte, wie Thomas und ich uns kennen gelernt hatten, die hatte meine kleine Luna schon so ermüdet, dass sie kaum noch ihre Augen offen halten konnte.
„Gute Nacht, Mama.", flüsterte Luna. OK, sie schlief wohl doch noch nicht.
Vorsichtig gab ich ihr einen Kuss auf die Wange und sie drückte ihre Babypuppe, die ich ihr zu ihrem 3. Geburtstag geschenkt hatte und die sie seitdem immer bei sich trug, fest an sich.
„Ich liebe dich, Mama.", hatte Luna noch geflüstert, als ich ihr geräumiges Zimmer leise verließ. Mit gedämpfter Stimme flüsterte ich in ihre Richtung: „Ich liebe dich auch, mein kleiner Engel."

„Luna schläft endlich?", fragte mich Thomas, als ich zu ihm ins Bett krabbelte.
„Ja, sie schläft. Jetzt können wir auch schlafen. ... Ich... Ich glaube aber, wir sollten die Tür hier halboffen stehen lassen. Damit Luna nicht ganz alleine und völlig abgeschottet ist."
„Biggi, sie ist 13 Jahre alt. Sie ist kein Baby mehr. ... Selbst Lisa und Laura haben alleine in ihrem Zimmer geschlafen. Und die waren erst 10 Jahre alt, als..." Thomas' Augen füllten sich mit Tränen.
Ich nahm ihn vorsichtig in den Arm und flüsterte: „Lisa und Laura werden bestimmt von oben auf uns schauen und... Und sich freuen, dass du die Kleine so schnell in dein Herz geschlossen hast. Sie hätten sich bestimmt mit Luna sehr gut verstanden. Das... Das kann ich mir nicht anders vorstellen. ... Na, komm. Lass uns jetzt schlafen."
Ich knipste das Licht aus und kuschelte mich an Thomas, doch schon wenige Minuten später hörte ich meinen Liebsten ganz leise schluchzen. Oder war es vielleicht gar nicht Thomas, der da schluchzte...

Liebe liegt in der LuftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt