83. Patientin Lilly

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Lunas Sicht:
Die Nacht war für Lilly und für mich nicht einfach; die Kleine saß winselnd vor meiner Zimmertür, bis ich sie in ihren große Transportbox setzte und ihr ein Plüschtier zum Spielen mit hinein steckte.
„Mein Kleines, es ist doch alles in Ordnung.", sprach ich beruhigend auf meinen Hund ein, der langsam leiser wurde und schließlich einschlief.
„Schläft sie jetzt endlich?", fragte mich Thomas, als er, hinter Michael stehend, in mein Zimmer blickte.
„Ja, die Kleine schläft. Es ist eben alles noch zu neu für die Kleine. Die süße Maus wird jetzt hoffentlich durchschlafen. ... Papa, du hast mir heute noch gar keinen Gute Nacht-Kuss gegeben. Und Michael hat mir auch noch nicht Gute Nacht gewünscht. Das könntet ihr beide auch mal nachholen."
„Haben dir denn Biggi und Karin eine Gute Nacht gewünscht?" „Ja, Mama hat mich ja auch ins Bett gebracht. Zusammen mit Karin. Die beiden haben schon mal für ihre Kinder geübt. Mama hat mir hunderte von Küssen gegeben, als sie mich ins Bett gebracht hatte. Und Karin ist auch schon eine super Mutter. Ihr habt Glück mit euren beiden Frauen."
„Es ist doch auch gut, dass sich Biggi so um dich kümmert.", erklärte Thomas, der sich zu mir ans Bett setzte. „Deine Mama liebt dich. Das hat sie dir doch schon gezeigt. ... Mir willst du ja nicht glauben, dass ich dich noch liebe. Obwohl ich dir das schon hundertmal gesagt habe, Luna. Ich habe es dir doch auch gezeigt, wie sehr ich dich liebe. Als du im Krankenhaus lagst. Wer ist dann nicht von deiner Seite gewichen, meine Süße? Das war nicht Jens, sondern... Na, wer hat immer an deinem Bett gesessen, Luna?"
„Ja, das wart Mama, Michael, Karin und du. Ich weiß, Papa. Aber... Ich habe ganz einfach Angst... Papa, ich war mein ganzes Leben lang Einzelkind. Ich habe keine Geschwister, hatte die Liebe meiner... von Gregor und Frauke nur für mich. Und... Ich hab einfach Angst, wie es wäre, wenn wir... Wenn plötzlich... Ich möchte meine Liebe von dir... nicht verlieren."
„Das wirst du nicht, mein Schatz. Ich liebe dich über alles, du wirst niemals erleben, dass ich dir nicht beistehe. Egal, was... Egal, was dir passiert. Du bist und bleibst für mich die wichtigste Person in meinem Leben. Und in Biggis Leben bist du sowieso immer die Nummer Eins. Biggi und ich, wir lieben dich über alles. ... Aber jetzt ist es auch schon spät, mein kleiner Schatz. Es wird Zeit, dass du jetzt auch die Augen zumachst. ... Meine kleine Süße. Ich wünsche dir eine wunderschöne Nacht. Und wenn irgendwas ist... Du weißt, wo du jemanden findest, der auf dich aufpasst."
„Ja, ich... Papa, ich hab Sehnsucht. ... Nach Dirk. Er... Das finde ich nicht schön, dass er heute Nacht bei seinem Schulfreund übernachtet. Kann er denn nicht...", weinte ich und Thomas nahm mich in den Arm.
„Luna, Dirk kommt doch morgen Früh wieder zu dir nach Hause. Schau mal. ... Übrigens, mein kleiner Schatz. Wie wäre es denn, wenn Michael morgen mitkäme, wenn wir mit deinem Hund zum Tierarzt fahren? Sein Dienst fängt morgen erst gegen halb 12 an."
„Das ist eine wunderschöne Idee. ... Hat unsere Lilly eigentlich auch einen Impfpass?", fragte ich meinen Vater, der nickte und mir erklärte: „Der ist schon unten im Handschubfach unseres Autos. Den kannst du gerne morgen bei der Tierärztin vorzeigen. ... Aber jetzt wird geschlafen, mein Schatz. ... Gute Nacht, mein kleiner Engel.", wünschte mir Thomas und ich bekam einen liebevollen Kuss von ihm.
„Gute Nacht, Papi. ... Gute Nacht, Michael.", sagte ich gähnend, bevor ich auch von Papas Freund einen kleinen Schmatzer auf die Wange bekam.
„Gute Nacht, Luna.", sagte er zu mir und dann verließen die beiden mein Zimmer.

Schon am nächsten Morgen fuhren Thomas und ich zusammen mit Michael und meiner lieben kleinen Hündin zum Tierarzt, um Lilly noch mal eingehend untersuchen zu lassen.
„Lilly, mein Schatz. Komm. Aussteigen." Mit einem leichten Ruck an der Leine von Lilly gab ich ihr die Anweisung, sie sollte aus dem Auto aussteigen, das Thomas ganz professionell eingeparkt hatte.
Er konnte also nicht nur unseren rot gelben Hubschrauber ganz professionell irgendwo abstellen, sondern auch sein Auto.
„Du hast gut eingeparkt, Papa.", lobte ich ihn, als ich mir anschaute, wie super unser Auto doch in der Lücke stand.
„Tja, gekonnt ist eben gekonnt, meine Kleine.", grinste Thomas. „Nimmst du die Leine von deinem Hund? Oder soll ich die nehmen?" „Ich mache das. Lilly ist ja auch schließlich mein Hund. ... Lilly, komm mit. Der Onkel Michael kommt auch mit und hält Pfötchen. ... Ja, mein kleiner Schatz. Der Onkel Michael begleitet dich auch."
Im Wartezimmer der Tierärztin saß ein Pärchen mit einer weißen, langhaarigen Katze, die in einer Korbtrage sitzend, mit einer sehr kräftigen Stimme auf sich aufmerksam machen wollte.
Die Frau, eine ca. 25 jährige junge Blondine, schaute auf meine kleine Lilly, die sich schnüffelnd in der Tierarztpraxis umschaute und erschrak, als ein Hund im Sprechzimmer zu jaulen anfing.
Das gab Lilly die Anweisung, kurz zu bellen und sich mit eingezogenem Schwanz unter meinen Beinen zu verstecken. Ich kraulte Lilly kurz hinter ihren süßen Schlappohren und meine Kleine legte sich kuschelnd mit ihrem Kopf in meine Hand.
„Ja, Lilly. Ist schon gut. Das war bestimmt ein kleiner Angsthase. Du bist doch ein ganz tapferes Mädchen, meine Kleine. Du hast doch vor der Tante Doktor keine Angst. Vor Michael und Karin hast du ja auch keine Angst.", erklärte ich meiner Hündin, die langsam wieder hervor kroch und sich mit ihren Vorderpfoten auf meine Beine stellte.
„Lilly, meine Kleine. ... Wir sind dann gleich dran, wenn die Mieze bei der Tante war. ... Ja, siehst du. Dann lernst du die Tante gleich kennen.", erklärte ich meinem Hund und wir warteten weiter.
„Ich freue mich schon auf heute Mittag.", seufzte ich. „Dann kommen Mama und Karin nach Hause und bleiben für die nächsten Monate bei uns. Ach, so eine Schwangerschaft ist doch wirklich klasse."
Da klingelte Papas Handy. Eine SMS von Mama. ‚Bin mit Karin auf dem Weg nach Hause. Ebelsrieder war von unserer Nachricht begeistert.', stand in der SMS von Mama und Papa grinste.

„Die kleine Lilly darf jetzt rein kommen.", rief uns die Tierärztin schon wenige Minuten später und ich ging mit meinem Hund schnurstracks in den Behandlungsraum, Michael und Thomas folgten mir.
„Das ist also die kleine Lilly." Die Tierärztin, die einen langen weißen Kittel trug, begrüßte Lilly mit einem Leckerli und ein paar Streicheleinheiten. „Du bist aber ein schönes Tier. ... Und du bist das Frauchen von der Kleinen?"
„Ja, ich bin Luna Estelle. Und das ist mein lieber Papa, dem ich zu verdanken habe, dass ich die Kleine habe.", erzählte ich der Tierärztin, die sich meine kleine Lilly, die im Zimmer neugierig schnüffelnd umherlief, beobachtete.
„Wann hast du denn die kleine Lilly bekommen?" „Gestern hat mir Papa die kleine Überraschung gemacht. Ich hab mir schon jahrelang einen Hund gewünscht. Aber meine Adoptiveltern... Aber das ist jetzt zu lange, um das zu erzählen. ... Lilly, bleib bitte hier.", rief ich die Kleine, als ich sah, wie Lilly immer mehr in Richtung des OP-Bereichs der Tierarztpraxis lief.
„Du kannst sie ruhig mal von der Leine lassen. Dann machen wir die Tür hier hinten mal... zu. ... Ja, komm mal her, Mäuschen. Wir wollen mal schauen, ob mit dir alles in Ordnung ist. ... Luna, pass mal auf. Könntest du dich hier mal hersetzen? Dann könnten wir Lilly auf deinen Schoß setzen und während ich mir ich deine Kleine mal anschaue, kraulst du Lilly. Dann verbindet sie die Praxis hier gleich mit einer kleinen Schmuseeinheit und kommt dann richtig gerne in meine Praxis."
Ich setzte mich mit der Kleinen auf dem Schoß auf den Stuhl am Fenster und kraulte das Mäuschen hinter den Ohren, während die Tierärztin mit ihrem Stethoskop das Herz der Kleinen abhörte.
„Das klingt doch schon richtig gut. Ein ganz kräftiges Herz hat deine Kleine. ... Die Lunge klingt auch soweit in Ordnung. ... Ja, komm mal her, Mäuschen. Wir wollen dir mal in dein Schnäutzchen schauen. Ja, ich weiß. Das mögt ihr gar nicht. Aber dann... Oh, schau mal. Ein Leckerli. Super gemacht, Lilly. Eine ganz tapfere Patientin bist du. ... Also, deine Kleine ist ein rundum gesunder Hund."
Natürlich freute mich die Nachricht sehr und ich knuddelte Lilly kurz. „So, Lilly. Da können wir ja jetzt den Onkel Michael auf Arbeit schaffen. Da lernst du gleich noch... meinen leiblichen Vater kennen. Der hat mich erst gestern ganz alleine gelassen. Da bin ich mal gespannt, wie er das erklärt."

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