88. Entscheidung über Luna und Jens

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Zusammen saßen Biggi und Thomas auf dem Sofa und kuschelten miteinander, während Ralf und Michael mit Luna und ihrem Hund Lilly draußen waren.
„Du, Thomas...", unterbrach Biggi die Stille im Aufenthaltsraum der Medicopterbasis. „Hm... Was ist denn, Biggi?" „Jens hat gerade gemeint, du hättest ihm vorhin vorgeschlagen, dass... Dass wir einen gemeinsamen Ausflug mit ihm und Luna machen sollten.", begann Biggi in einer sehr schweigsamen Minute das Gespräch mit ihrem Mann.
Thomas nickte. „Unsere kleine Luna liebt ihren leiblichen Vater immer noch sehr. Auch, wenn die beiden... keinen leichten Start hier hatten. Deswegen denke ich, wir sollten... Wir sollten unserer Kleinen ermöglichen, dass die beiden... Dass sie Kontakt zueinander haben können. Egal, was du oder was ich davon halten. Aber Luna würde es sich wünschen. Und sie soll sich ja auch bei uns wohlfühlen."
„Ich will aber der Kleinen nicht... Ich will nicht schon wieder irgendwann bis spät in der Nacht nach meinem Kind suchen müssen.", sagte Biggi leise und schaute zum Fenster hinaus, wo sie sah, wie Luna fröhlich mit ihrem Hund Ball spielte.
Die Tränen flossen der Pilotin über das Gesicht, während sie ihr Kind beobachtete. Sie war so glücklich, als sie damals erfuhr, dass ihre kleine Luna nicht tot war. Dass die 14 Jährige noch lebte. Dass sie nur von Dr. Steinberg aus der Familie gerissen wurde, der Luna ganze 10 Jahre als seine eigene Tochter ausgab.
„Nach deinem Kind? Luna ist unsere gemeinsame Tochter, ich habe die Kleine damals adoptiert. Sie vertraut mir. Und deswegen werden wir beide auch die Kleine gemeinsam versorgen. Die Kleine wird...", wurde Thomas von Biggis Äußerung Luna betreffend leicht das Herz gebrochen.
Er liebte seine kleine Luna über alles, würde alles für die 14 Jährige tun, um ihr eine schöne Jugend zu bescheren.
Nach dem Tod von Lisa und Laura war Thomas in ein großes Loch gefallen, aus dem erst die lebensfrohe Luna ihn herausholen konnte. Selbst seine Biggi hatte es nicht geschafft, den Piloten über die Trauer um seine beiden Zwerge zu holen.
„Ja, ich weiß, Thomas. Ich... Es tut mir leid. Aber... Ich musste Luna damals alleine groß ziehen. Es war nie einfach mit der Kleinen, ich hatte ja schließlich kurz vor Lunas Geburt auch noch meine Schwester verloren. An Franziskas Tod hatte ich auch noch sehr zu knabbern. Ich... Ich war von Jens völlig allein gelassen wurden; der wollte ja lieber mit seiner neuen Flamme nach München ziehen. Ich... Ich musste mich die ganzen dreieinhalb Jahre alleine um die Kleine kümmern. Und Luna war nicht immer ein pflegeleichtes Kind gewesen."
„Ich unterstütze dich doch, Biggi. Es tut mir leid, dass wir uns nicht früher kennen gelernt haben, sondern erst hier auf der Basis. ... Ich hätte dich mit Luna niemals im Stich gelassen. Und das werde ich auch mit unserem Kind so handhaben, wenn es endlich auf der Welt ist.", versprach Thomas und streichelte in einer besitzergreifenden Geste über Biggis Bauch.
Die Pilotin genoss es sichtlich, die Hand ihres Kollegen zu spüren, aber dennoch... Ein bisschen Sorge mischte sich auch jetzt schon in ihre Gefühlswelt. Was, wenn Thomas sie im Stich ließ? Was, wenn er genauso abhaute, wie Jens?
„Thomas, versprich mir bitte nicht, was du nicht wirklich halten kannst.", flüsterte sie und stand kurz auf, um sich in der Küche eine Tasse Kaffee zu holen.
„Was... Wie meinst du denn das jetzt, Biggi? Ich... Ich verspreche dir... Ich verspreche dir doch nur Sachen, die ich wirklich halte. Ich liebe dich. ... Biggi, mein liebster Schatz. Ich habe dich vor ein paar Tagen geheiratet, weil ich dich liebe. Über alles auf der Welt. Und nicht, weil ich... Ach, ich hab keine Ahnung. ... Biggi, ich würde dich doch in meinem ganzen Leben niemals verlassen. Dich nicht und unser Baby auch nicht."
„Und meine kleine Luna? Du weißt, mich gibt es nur mit der kleinen Maus im Doppelpack.", erinnerte Biggi ihren Thomas an die 14 Jährige.
Doch an die hatte der Pilot sowieso gedacht, für ihn gehörte die Kleine bereits vom ersten Tag an zum festen Inventar seiner Familie.
„Biggi!", erhob Thomas die Stimme und schaute nun ebenfalls nach draußen zu seiner Adoptivtochter, die freudestrahlend mit ihrem Hund auf dem Gelände der Medicopterbasis herumsprang.
Natürlich freute sich Thomas, dass seine Stieftochter so glücklich war, doch im Moment machte er sich auch große Sorgen um das Mädchen. Klar, rein äußerlich sah man ihr nichts an, doch tief in ihrem Inneren musste es schrecklich aussehen.
Sie musste sich auseinander gerissen fühlen, zwischen ihren liebenden Eltern Biggi und Thomas und ihrem leiblichen Vater Jens, der auch nur für die kleine Luna doch auch nur das Beste wollte.
„Biggi, ich... Luna macht mir im Moment große Sorgen. Ich... Schau sie dir doch mal an, sie spielt da draußen zwar mit ihrem Hund. Aber... Sie liebt uns beide. Und sie liebt auch ihren leiblichen Vater. Sie muss sich doch schrecklich fühlen, wenn wir uns immer wieder bekriegen. Jens will doch auch nur, dass es unserer kleinen Luna gut geht. Ich... Ich glaube, er hat bemerkt, dass er einen riesen Fehler gemacht hat, als er die Kleine im Stich ließ. Er liebt Luna doch auch."
„Ach. Jetzt fällst du auch noch auf Jens rein, hm?", fragte Biggi und schaute erschrocken auf ihren Mann.
„Ich falle nicht auf Jens rein, Biggi. Aber ich weiß, wie er sich jetzt fühlen muss. Wir verhindern, dass er Kontakt zu seiner Tochter hat. Kontakt zu seiner Tochter, die er liebt. Das ist wie damals, als Vera mir den Umgang mit Lisa und Laura verboten hat. Ich... Du weißt, wie ich mich damals gefühlt habe. Ich... Ich habe doch... gar nicht mehr gewusst, ob ich meine Zwerge jemals wiedersehen darf. ... Ist dir das denn nicht aufgefallen, als wir die Kleine ins Krankenhaus geflogen haben, dass... Dass Jens mit Luna mitgelitten hat? Er hat doch kaum richtig arbeiten können, so groß waren seine Sorgen um seine Tochter. ... Biggi, wir sollten ihm eine Chance geben, die Kleine zu sehen und mit ihr Zeit zu verbringen."
„Thomas, Luna will doch gar nicht Zeit mit Jens verbringen. Oder siehst du die beiden jetzt zusammen?", fragte Biggi und zeigte auf Jens und Luna, die meterweit auseinander standen. „Ich meine, jetzt könnte Jens doch auf seine Tochter zugehen. Aber... Er macht es ja nicht."
„Weil wir es ihm verboten haben, Biggi. Jens würde liebend gerne zu Luna, aber... Wir haben ihm gesagt, dass er sich von unserer Kleinen fernzuhalten hätte. Wir können doch nicht davon ausgehen, dass Jens und die Kleine nicht... zusammen passen. Sie sind Vater und Tochter."
„Du hast ja Recht, Thomas. Aber..." „Biggi, ich werde jetzt da zu unserer Kleinen raus gehen. Und Jens und Luna zusammen bringen. Du wirst sehen, die beiden passen zusammen. Und Jens wird liebevoll mit der Kleinen umgehen.", erklärte Thomas, sprang vom Sofa auf und ging nach draußen.
„Thomas... Mach das nicht. Thomas... Bitte. Jens wird Luna wieder wehtun. Er... Er wird Luna... Bitte, Thomas. Lass es. Ich... Thomas." Biggi lief ihrem Thomas hinterher.
„Luna hat ein Recht darauf, ihren Vater zu sehen, Biggi. Sie hat einfach ein Recht darauf. ... Jens, komm mal bitte her.", rief Thomas den leiblichen Vater von Luna und der kam sofort zu dem Piloten.
„Was ist denn los, Thomas?", fragte er den Piloten, der sogleich antwortete: „Ich... Ich wollte dir sagen, dass... Dass du... Wir haben einen riesen Fehler gemacht, Jens. Biggi und ich haben jetzt besprochen, dass... Dass du regelmäßigen Kontakt zu Luna haben solltest. Auch, wenn wir mal nicht dabei sind. Allerdings nur, wenn Luna das auch möchte."
„Thomas, das... Ihr wisst gar nicht, was ihr mir damit für eine Freude macht. Es... Ich verspreche euch, ich werde unsere Luna nie wieder so enttäuschen, wie gestern Abend."

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