61. Die Flucht

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Lunas Sicht:
„Nein, ich... Ich glaube nicht. Aber... Vielleicht hatte sie ja mehr Angst um Papa, als um mich. Kann doch sein, oder Michael? Ich meine, sie... Mama würde mich zwar vielleicht niemals alleine lassen, aber... Ich weiß nicht. Vielleicht..."
„LUNA! Biggi liebt dich. Sie kann auch nicht eine Minute ohne dich sein. Was denkst du denn, wie sie um dich getrauert hat, als... Als sie durch den Tod von Lisa und Laura an dich erinnert wurde. Weißt du, was ich denke? Dein leiblicher Vater... dieser Jens Köster... Dass er euch auseinander bringen will. Ich meine, er ist vielleicht auf Thomas eifersüchtig und will deine Mutter zurück haben. Ohne auch noch Verantwortung für dich übernehmen zu müssen."
„Ich... Du meinst, Jens will Mama, mich und Thomas auseinander bringen?", fragte ich Michael unter Tränen und er nickte.
„Ja, genau das meine ich. Du und Thomas seid für Biggi das wichtigste auf der Welt. Und das hat Jens bereits jetzt gemerkt. Er will euch auseinander bringen. Und dabei geht er vielleicht sogar über Leichen..."
„Du meinst... Er könnte Thomas... umbringen wollen?", fragte ich erschrocken, doch Michael schüttelte den Kopf: „Nein, weder Thomas, noch dich. Und wenn er es doch versuchen würde, dann wäre ich sofort da. ... Nein, ich meine, er würde... Ich kenne diesen Köster ja noch nicht so lange. Aber... Ich meine, er könnte schon, wenn er sich Mühe gibt, Thomas und Biggi auseinander bringen. Und da wäre ihm wirklich jedes Mittel recht."
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass er uns... Ich meine, was soll denn das auch? Thomas und Mama gehören zusammen, die beiden haben in den letzten Monaten so viel zusammen durch gemacht. Und ich weiß nicht, vielleicht... haben wir... Ich... Ich hab Angst, Michael. Was ist, wenn mein leiblicher Vater... es vielleicht doch hinbekommt, dass...", schluchzte ich und Michael lächelte mir aufmunternd zu. „Wenn Mama und Thomas sich trennen, dann... Dann will ich nicht mehr leben. Ich... Ich hab so große Angst, dass... Ich will nicht ohne Mama oder ohne Thomas sein."
„Ach, quatsch. Luna, mach dir darüber mal keine Sorgen. Thomas und Biggi gehören doch schon ewig zusammen. Jens wird es nicht schaffen, die beiden auseinander zu bringen.", erklärte er mir und machte sich auf den Weg zu Ebelsrieder.
Irgendwie musste er ja schließlich den neuen Kollegen von der Basis verscheuchen können. Sonst würde das ganze Team darunter leiden. Und auch ich litt unter der Situation, weswegen ich mich mit dem noch immer neben mir sitzenden kleinen Hund auf den Weg nach draußen machte, während Michael im Büro des Chefs verschwand.

Erzählersicht:
„Herr Dr. Lüdwitz, wie stellen sie sich das denn vor? Ich kann doch nicht so einfach den neuen Kollegen kündigen. Nur, weil sie sich nicht an ihn gewöhnen wollen. ... Das geht nicht."
„Herr Ebelsrieder. Ich würde sie nicht bitten, wenn es nicht wirklich wichtig wäre. Ich hab einfach sehr große Sorgen, dass sich die Situation zwischen Jens und Thomas auf unsere Arbeit auswirken könnte.", wandte sich Notarzt Dr. Michael Lüdwitz an Ebelsrieder, den Stützpunktleiter der Medicopterbasis.
„Was soll denn das heißen? Herr Wächter fliegt doch im Moment gar nicht. Und das kann auch noch eine ganze Weile so weiter gehen. Er muss ja schließlich auch noch mal zur Flugprüfung. ... Was ist zwischen Herrn Wächter und Herrn Köster passiert, dass sie sich Sorgen machen?"
„Ich kenne unseren Thomas schon eine ganze Weile. Wir sind seit Jahren befreundet. Aber im Moment habe ich wirklich große Sorgen um ihn. Er kommt sonst soweit mit allen neuen Kollegen mehr oder weniger gut aus. Aber jetzt... Er hat mit diesem Jens Köster sehr große Probleme. Es... Es ist etwas sehr Persönliches."
„Herr Dr. Lüdwitz. Kann es sein, dass sie nicht mit dem neuen Kollegen zusammen arbeiten wollen? Und deshalb ihren Freund..."
Plötzlich riss Biggi unter Tränen die Tür auf und fiel Michael um den Hals. „Michael, Luna ist verschwunden."
Sofort sprang der Notarzt auf und folgte der Pilotin in den Aufenthaltsraum, wo bereits Thomas am Tisch saß.
„Was ist denn passiert?", fragte der Notarzt, als er sich neben seinen komplett verzweifelten Freund setzte.
Thomas schaute zu Jens und knurrte kurz, dann erzählte der Pilot dem Notarzt: „Luna hat einen Streit zwischen uns beiden mitbekommen. Als ich gerade Jens ein bisschen... energischer angesprochen habe. Er... Er hat sein wirkliches Gesicht gezeigt. Er wollte Biggi und mich auseinander bringen. Und dafür war ihm einfach jedes Mittel recht. ... Luna ist daraufhin wie ein geölter Blitz abgehauen. Sie ist nicht am See, nicht im Heli. Und an ihr Handy geht sie auch nicht."
„Wir müssen sofort los. Ich spreche mit der Rettungsleitstelle. Das ist ein Notfall. Wir müssen Luna sofort suchen, sie tut sich sonst was an. Das spüre ich. Sie hat ganz komische Andeutungen gemacht, als ich vorhin noch mal kurz mit ihr gesprochen habe."
Michael ging zum Telefon und rief bei der Rettungsleitstelle an.
„Guten Tag, Dr. Lüdwitz, Medicopter 117. Wir haben einen internen Notfall. ... Die Tochter unserer Pilotin ist abgehauen, es besteht Suizidgefahr. ... OK, ich danke Ihnen. ... In Ordnung."
Michael beendete das Telefonat mit der Rettungsleitstelle und ging wieder zu seinem Freund zurück.
„Wir haben das Go von der Rettungsleitstelle. Die geben eine Meldung an die Rosenheimer Kollegen weiter, dass die unseren Dienst übernehmen müssen. Wir können uns auf die Suche nach deiner Kleinen machen.", gab Michael an die Pilotin weiter, bevor die diensthabende Crew zum Hubschrauber sprintete und schon nach kurzer Zeit in der Luft war.
„Mach dir keine Sorgen, Biggi. Alex, Karin und Ralf finden unsere Tochter doch.", versuchte sich Jens an Biggi heran zu werfen.
Doch Thomas hatte immer ein Auge auf seine Freundin, weswegen er sie sofort von dem Kollegen trennte.
„Lass Biggi in Ruhe, sie hat schon genug zu verkraften. Sie braucht dich dann nicht auch noch.", motzte er den neuen Teil seiner Crew an. „Sie sind doch schuld, dass Luna abgehauen ist. Ich sage Ihnen eines. Wenn meiner kleinen Luna etwas passiert ist, dann werden sie ihres Lebens nicht mehr froh."
„Vielleicht sind ja auch sie schuld, dass Luna abgehauen ist.", sagte Jens zu Thomas und setzte sich auf den Platz vor dem Funk.
„Bitte, hört auf. Ich... Wir haben jetzt andere Sorgen, als euer Streit. Luna ist weg, sie... Sie ist doch erst 14 Jahre alt. ... Ich rufe Dirk an, vielleicht geht Luna ja bei ihm an ihr Handy. Ein Versuch ist es doch wert.", wusste Biggi und wählte die Handynummer von Dirk.
„Dirk, hier ist Biggi. Es... Dirk, es gibt ein großes Problem. Luna... Luna ist verschwunden, sie ist alleine irgendwo... Ja, das erkläre ich dir später. Ruf sie jetzt bitte auf dem Handy an und kriege irgendwie raus, wo sie ist. Ich... Ich mache mir so große Sorgen um meine kleine Maus. Ich... Ja, danke dir für die Unterstützung. Ich... Ruf mich bitte an, wenn du weißt, wo Luna ist. Es ist sehr wichtig. ... Alex, Karin und Ralf sind auch schon auf der Suche nach Luna. ... Ja, ich danke dir, Dirk. Ich... Mach dir keine Sorgen, wir finden Luna. ... Nein, du bleibst dort. Du brauchst nicht extra wegen Luna früher nach Hause kommen. ... Ja, OK. Bis übermorgen. Da holen Luna und ich dich zusammen vom Treffpunkt ab. ... Mach dir keine Sorgen, wir finden Luna. Unsere Kollegen suchen doch schon mit unserem Heli aus der Luft nach unserer Flüchtigen. Luna wird bestimmt nichts passieren. ... OK, bis bald."
Besorgt beendete Biggi das Telefonat mit Michaels Sohn und hoffte, dass ihre Tochter sich wenigstens bei ihrem Freund meldete. Hoffentlich war Luna nichts passiert und Alex, Karin und Ralf fanden die 14 Jährige unversehrt in der Nähe der Basis.

Liebe liegt in der LuftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt