112. Trennung

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Thomas' Sicht:
Biggi und ich begleiteten unsere kleine Luna in ihr Zimmer in der Klinik.
Noch immer war sie nicht wieder bei Bewusstsein, doch das würde sich bald ändern, versprach uns unsere Notärztin Karin, die Luna ebenfalls in ihr Zimmer begleitete.
„Aber... Sonst sind die Patienten doch immer schon wieder wach, wenn wir sie in die Klinik einliefern. Karin, hast du bei Luna irgendeinen Fehler gemacht? Hast du ihr vielleicht irgendwie... eine falsche... Dosis gegeben? Hast du ihr vielleicht zu viel von... von diesem Beruhigungsmittel gegeben?", fragte ich unsere Freundin Karin mit vorwurfsvoller Stimme, während ich die Kleine weiterhin betrachtete.
Inzwischen hatten wir Lunas Zimmer erreicht, die beiden Pfleger ließen uns alleine.
„Sag mal, was soll denn das jetzt? Was... Gibst du mir jetzt etwa die Schuld daran, dass Luna... Was meinst du denn jetzt damit, Thomas? Ich habe doch keinen Fehler gemacht. Du weißt doch, wie... Ich verspreche dir, eure kleine Luna wird doch gleich wieder zu sich kommen. Du brauchst dir wirklich keine Sorgen um die Kleine zu machen, Thomas. Sie ist vollkommen in Ordnung. ... Eure Tochter war völlig mit den Nerven am Ende, als wir sie gefunden haben. Wir müssen die Kleine gerade jetzt in ein seelisches Gleichgewicht bringen, besonders jetzt... Wenn sie so nervlich kaputt ist, wie jetzt."
„Aber... Wenn ich dich mal ganz galant dran erinnern dürfte, meine liebe Karin, Unsere kleine Luna ist... Unsere kleine Luna ist todkrank. Sie... Karin, sie ist seit... Wann hast du ihr denn dieses Beruhigungsmittel gegeben?", fragte ich unsere Freundin mit noch immer sehr vorwurfsvoller Stimme.
„Vor ca. einer halben Stunde. ... Ach, Mensch. Thomas, jetzt beruhige dich, wir werden mit der Kleinen gleich wieder reden können. Glaub mir, es ist alles in Ordnung. Unsere kleine Luna wird gleich wieder wach.", antwortete Karin erschrocken, doch ich nickte und knurrte sie an.
„Aber du weißt schon, dass unsere kleine Luna... Karin, die Kleine muss doch endlich... Biggi, du bist doch der gleichen Meinung, dass unsere liebe Freundin Karin einen Fehler gemacht hat. Und jetzt... Sie gibt ihren Fehler doch noch nicht einmal zu. Es... Luna will doch nur... Sie..." Mit nervösen Blicken schaute ich zwischen meiner kleinen Luna und meiner liebsten Biggi hin und her.
„Thomas, mein Schatz. Beruhige dich, die Kleine wird gleich wieder wach. ... Sie... Schau doch mal.", hörte ich plötzlich die Stimme von Biggi neben mir.
Schnellstens schaute ich auf Luna, die sich vorsichtig bewegte, ihre Augen aufschlug und nervös um sich blickte.
„Papa... Mama... Was... Was ist denn passiert? Was ist denn mit mir? Wo... Wo bin ich?", fragte sie erschrocken und zitterte.
„Luna... Süße. Mein Schatz. Ganz ruhig, ich bin hier bei dir, mein süßer kleiner Schatz. Reg dich jetzt bitte nicht so auf. ... Wie geht es dir denn? Was machst du denn für Sachen? ... Kannst du dich noch dran erinnern, wie das alles passiert ist?", fragte ich die Kleine, die sich aufsetzen wollte. Doch ich hinderte sie daran und Luna fing zu weinen an.
„Ich... Nein, ich... Was habe ich denn falsch gemacht, Papa? Ich... Was ist denn passiert?", fragte Luna und ich antwortete ihr, als ich mich zu ihr aufs Bett setzte: „Luna, mein kleiner Schatz. Du bist ganz plötzlich aus der Klinik hier abgehauen, mein kleiner Schatz. Aber jetzt... Es ist wirklich alles in Ordnung. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Wir passen auf dich auf."
„Ich... Dirk...", freute sich Luna, als sie an der anderen Seite ihres Bettes ihren Freund erkannte, der sie freundlich anlächelte.
„Luna, mein süßer kleiner Schatz. ... Biggi, Thomas. Jetzt sagt mir doch endlich die Wahrheit. Was ist mit Luna? Was hat die Kleine denn?"
„Das... Dirk, wir... Wir können es dir nicht sagen. Es... Es ist ein Thema, was... Was wir... selber noch nicht richtig verstanden haben.", begann Biggi und Dirk schaute sie böse an. „Aber Biggi, ic bin Lunas Freund. Ich... Mensch, ich habe doch ein Recht darauf, zu wissen, was... Zu wissen, was mit der Kleinen ist."
„Ja, ich glaube es dir ja, aber... Wir... Weißt du, Dirk, es... Ich denke, Michael und Karin sollten vielleicht über das Thema mit dir reden. Sie kennen sich da besser aus."
„Papa, Karin. Was... Was meint Biggi? Was ist denn los?", fragte Dirk nun seinen Vater und seine Stiefmutter, die allerdings nicht antworten wollten.
Zusammen verließen Dirk, Karin und Michael das Zimmer meiner kleinen Luna und ließen Biggi, mich und unsere Kleine allein.

Lunas Sicht:
„Papa, Mama. Ihr solltet doch... Ihr solltet Dirk Bescheid sagen. Er muss doch auch wissen, dass... Dass ich hier bald sterben werde. Ich...", erklärte ich meinen Eltern, die, als Dirk, Karin und Michael mein Zimmer verließen.
„Luna, wir haben unsere Gründe, es deinem Dirk nicht zu sagen. Wir... Wir können es doch selber noch nicht fassen, dass... Dass wir dich...", begründete mir Papa, warum sie Dirk noch nicht die Wahrheit gesagt hatten.
„Aber... Papa, er... Er hat doch ein Recht darauf, zu wissen, dass... Dass ich bald sterben werde. Irgendwann wird er es doch sowieso erfahren. Spätestens, wenn... Wenn er mich hier in der Klinik besuchen will und ich nicht mehr da bin, dann... Dann wird...", sagte ich vorsichtig und schaute zwischen Mama und Papa hin und her.
„Luna!", hörte ich Papa. „Du wirst nicht sterben. Wir lassen das nicht zu. Weder Biggi, noch ich. Wir werden dich auf keinen Fall hier in der Klinik... Luna, wenn... Wenn irgendwas... Mäuschen, du wirst nicht sterben."
„Papa, wir müssen der Wahrheit schon in die Augen schauen. Ich... Ich hab mal mit Dr. Allendorf gesprochen, die Überlebensraten bei Leukämie... Die stehen nicht sehr gut. Ich... Und warum sollte gerade ich... Warum sollte denn gerade ich überleben? Wenn es andere Leute nicht... Nicht geschafft haben. Ich... Ich kann es nicht glauben, dass..."
„Luna, meine Kleine. Wie oft sollen Thomas und ich dir das noch erklären? Du wirst nicht sterben. Andere können an Leukämie sterben, aber du doch nicht.", sagte mir auch Mama, doch ich wusste, wie es jetzt weiter ging.
Da ging plötzlich wieder die Tür zu meinem Zimmer auf und mein lieber Freund Dirk kam herein gestürmt. „Luna, ist... Ist das wirklich wahr? Hast... Hast du wirklich Krebs?"
„Ich... Ja, ich hab Leukämie. Aber... Ich kann es nicht wirklich glauben, dass... Dass ich so schwer krank sein soll. Ich meine, ich bin doch erst 15 Jahre alt. Und jetzt... Jetzt soll ich... Jetzt soll ich schon sterben. Für immer und ewig... von dieser Erde verschwinden? Ich... Ich bin doch noch so jung, Dirk.", weinte ich und mein Freund schloss mich in seine Arme.
Beruhigend gab er mir einen Kuss und ich zitterte schon ein bisschen weniger. „Ich... Luna, ich werde alles dafür tun, dass... Dass du überleben kannst. Meine Süße. Ich liebe dich doch über alles auf der Welt. Ich... Ich will dich nicht verlieren."
„Dirk, ich habe Leukämie... Blutkrebs, du verstehst. Ich... Ich hab... Ich hab solche... Ich bin todkrank. Ich kann bald sterben, Dirk. Und das ist... genau das, was... Was mich jetzt so fertig macht. Ich bin... Vielleicht sterbe ich bald. Vielleicht... Ich kann vielleicht meiner kleinen Schwester nicht zusehen, wie... Wie sie aufwächst. Ich... Dirk, ich werde bald nicht mehr... Ich glaube, wir sollten uns trennen. Ich... Ich bitte dich, besuche mich bitte nicht hier in der Klinik. Ich... Ich muss doch auch selber erst..."
„Luna, was?" Dirk schaute mich erschrocken an. „Du willst mich aus deinem Leben rausschmeißen? Einfach so. Ich..."
Ich zog den Verlobungsring von meinem Finger und gab ihn Dirk. „Bitte, Dirk. Mach es uns beiden bitte nicht allzu schwer. Ich... Ich will nicht, dass du leidest. Oder dass wir... Ich will, dass du mich in bester Erinnerung behältst. ... Geh jetzt bitte. Ich... Ich brauche meine Ruhe. Und... Mama und Papa... Ihr geht bitte auch gleich mit."

Liebe liegt in der LuftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt