8. Ich glaube, ich weiß den Grund...

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Biggis Sicht:
Der Flug in die nächste Klinik... Die Zeit, die wir dafür brauchten, fühlte sich für mich an, als würde sie gar nicht vorbei gehen; der Flug kam mir ewig vor.
Immer wieder schaute ich sorgenvoll nach hinten zu Thomas - zu meinem Thomas, der in den letzten Tagen so viel durchmachen musste. Der... Ich wollte gar nicht daran denken, dass... Dass Thomas vielleicht auch... Dass Thomas auch noch sterben könnte.
Auch, wenn Michael und seine Kollegin Sabine alles für Thomas taten, so hatte ich doch das Gefühl, dass Thomas einfach nicht mehr kämpfen wollte, dass er einfach nicht mehr kämpfen konnte. Dass er sein Leben ausgerechnet jetzt hinschmeißen wollte und hoffte, dass... Ihm kam der Schlag von Enrico doch gerade recht.
„Thomas, du machst uns hier keine Schande, mein Guter. Hörst du? Wir brauchen dich doch noch. Und deine beiden Mädchen, die würden es auch nicht wollen, wenn du dich jetzt hier aufgibst. ... Thomas, deine Biggi braucht dich doch noch. Die liebt dich doch über alles auf der Welt. Die kann nicht ohne dich leben. Überleg' dir das hier doch bitte noch mal, mein Guter."
Ängstlich schaute ich nach hinten, wo ich geschockt sah, dass... Dass Michael und Sabine gerade versuchten, Thomas zu reanimieren. Das meinte Michael also damit, dass Thomas hier keine Schande machen sollte.
„Michael, was... Was ist mit Thomas?", fragte ich geschockt, doch weder von Michael, noch von Sabine bekam ich jetzt eine Antwort.

Die Klinik zeigte sich uns in ihrer vollen Pracht; der diensthabende Arzt stand schon bereit, um Thomas weiter zu versorgen.
Michael und Sabine übergaben ihren Patienten an das bereitstehende Ärzteteam, jetzt war für sie der Fall abgeschlossen. Eigentlich, denn Michael machte sich um seinen Freund natürlich die größten Sorgen. Und auch die Kollegin von Michael ließ der Fall nicht los.
„Biggi, er... Er wird jetzt von den Ärzten da drin versorgt. Mach dir keine Sorgen. Wir werden unseren Thomas bald wieder zu uns nach Hause holen können. ... Sag mal, Biggi. Wie wäre es denn, wenn wir deinem Thomas damit eine Überraschung machen, wenn du bei uns einziehst? Karin hat sicherlich nichts dagegen. Und Dirk ist sowieso immer öfters auswärts. Der hat jetzt eine Freundin; Papa wird langsam uncool.", erklärte mir Michael lächelnd. „Und ich würde mich auch sehr freuen, wenn du zu uns ziehen würdest."
„Aber... Wie soll ich denn... Meine ganzen Sachen zu euch bekommen? Ich kann doch... Ich kann doch nicht mit meinem Motorrad...", fragte ich bei Thomas' Freund nach, doch der lächelte mich wieder an und erklärte: „Du gehörst doch nicht nur zu Thomas' Freunden, sondern auch zu meinen. Zusammen bekommen wir deine Sachen doch ganz schnell zu uns. Und ich glaube, Peter und Enrico..."
„Von Enrico will ich nichts mehr hören.", sagte ich böse und schaute den drei Ärzten und den beiden Schwestern hinterher, die Thomas gerade in die Klinik brachten. „Ich... Ich mache mir so große Sorgen um unseren... Um meinen Thomas. Ich... Ich hab ihm doch jetzt erst gesagt, dass ich... Dass ich ihn über alles auf der Welt liebe. Und er liebt doch auch mich. Ich... Ich will ihn jetzt noch nicht verlieren."
„Thomas wird dich jetzt auch nicht verlassen. Er hat nur auf dem Flug... Ein paar Kreislaufprobleme gehabt. Das ist doch kein Grund zur Sorge, Biggi. Es wird wieder. Unser... Dein Thomas, der ist doch schon immer eine Kämpfernatur gewesen. Das weißt du doch, Biggi. Und genau deswegen wird er dich auch nicht im Stich lassen. Wenn du jetzt für ihn da bist, dann überlegt er sich das zweimal, dich hier alleine zu lassen."

Karins Sicht:
Ich hatte mir Enrico gerade zur Seite genommen, als Gina mit drei Tassen Kaffee aus der Küche kam.
„Ich... Ich dachte...", wandte sie sich an uns und schaute verschämt zum Boden, doch ich lächelte sie freundlich an.
„Das ist doch eine gute Idee von dir, Gina. Stell die Tassen doch da auf den Tisch. Danke schön. ... Du kannst dich ja gerne zu uns setzen.", bot ich unserer noch ziemlich jungen Ersatzpilotin an, die an diesem Tag unsere Biggi vertreten würde.
„Ich... Danke, Karin.", meinte Gina und setzte sich zu uns an den Tisch.
„Enrico, jetzt erklärst du mir noch mal, was passiert ist. Warum du unseren Thomas K.O. geschlagen hast? Er hat dir doch nichts getan, oder?"
„Ich... Das ist doch völlig egal, Karin. Ich wollte einfach... Ich habe von Biggi erfahren, dass Thomas... Dass Thomas mit ihr einfach... Ich... Er ist mit Biggi umgegangen, wie mit einem Stück Vieh. Und... Deswegen habe ich rot gesehen. Ich wollte... Ich wollte Thomas doch nicht weh tun. Es... Es ist einfach... Ich mache mir doch selber Vorwürfe, das kannst du mir glauben, Karin."
„Wir wollen mal hoffen, dass Thomas den Angriff von dir überlebt. ... Ich werde mal schauen, wo unsere Leute jetzt sind." Ich ging zum Funk und versuchte, unsere Leute zu erreichen.
„Basis für Medicopter 117." „Was gibt es denn, Frau Dr. Thaler?", fragte Ebelsrieder, der sich über Funk meldete.
„Ich wollte mal nachfragen, wie es aussieht?", erklärte ich unserem Stützpunktleiter, der auf die Frage antwortete: „Wir haben Herrn Wächter jetzt erst mal in die Klinik eingeliefert, Herr Dr. Lüdwitz und Frau Schwerin sind bei ihm."
„Gab es auf dem Flug irgendwelche Probleme?", wollte ich besorgt wissen. „Es gab wohl auf dem Flug bei Herrn Wächter ein paar kleinere Kreislaufprobleme, aber Dr. Lüdwitz und seine Kollegin Dr. Petersen haben alles wieder hinbekommen. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Es wird wieder."
„OK, dann... Wann kommen sie denn wieder her?", fragte ich unseren Chef, der auf meine Frage antwortete: „Wir werden uns jetzt gleich wieder auf den Weg zurück zur Basis machen. Wenn Dr. Lüdwitz und Frau Schwerin wieder da sind. Ich denke mal, die werden gleich kommen. Und dann sind wir in einer halben Stunde bestimmt wieder da. Dann möchte ich noch mal mit Herrn Contini über den Vorfall sprechen."
„OK, danke, Herr Ebelsrieder. Ich werde Enrico das ganze ausrichten. Kein Problem. Bis später.", verabschiedete ich mich von meinem Chef und schaute dann wieder an den Tisch, wo Enrico bereits mit dem Dienst auf dem Medicopter abschloss.
„Ich... Der wird mich rausschmeißen.", sagte er und zog seine rote Sanijacke aus. „Ach, quatsch, Enrico. Ich kenne Ebelsrieder, der ist in Ordnung. Der wird dich nicht so einfach raus schmeißen. Er wird doch bestimmt nur wissen wollen, wie es zu dem... Zu dem Zwischenfall zwischen dir und Thomas kommen konnte."
„Meinst du wirklich, Karin? Er... Ich meine... Es tut mir ja auch leid, was... Was passiert ist. Ich... Ich würde es doch sofort rückgangig machen, wenn ich es könnte. Aber was mir Biggi da erzählt hat, das... Das hat mich rasend gemacht. Ich... Ich wollte doch um Himmels Willen Thomas nicht so schwer verletzen." Hoffnungsvoll schaute mich Enrico an und ich nickte. „Natürlich. Wenn du Ebelsrieder genau das sagst, dann wird er dich verstehen. Weißt du, er ist zwar manchmal... Ein bisschen streng. Aber tief in seinem Inneren ist er doch ein ganz netter Chef. Ich könnte mir keinen besseren vorstellen."

Schon wenige Minuten hörten wir unsere BK auf ihrem Landeplatz wieder landen und während Michael, Biggi und Michaels und meine Kollegin, Sabine, den Aufenthaltsraum betraten, ging Enrico zu Ebelsrieder ins Büro.
Biggi schaute ihm noch mit bösen Blick hinterher, bevor ich mich mit ihr aufs Sofa setzte und sie fragte: „Wie geht es Thomas denn, Biggi?" „Er... Er hat... Ich... Es geht ihm zum Glück schon wieder besser. Ich... Er hat von dem Schlag eine Gehirnerschütterung davon getragen. Und... Ich... Wir können ihn morgen wieder besuchen, heute soll er sich erst mal ausruhen."
„Das ist doch gut, Biggi. ... Enrico... Ich hab mit Enrico gesprochen, ihm tut das alles so sehr leid. Am liebsten würde er das Ganze wieder rückgängig machen. Er wollte Thomas nicht so schwer verletzen."
„Und warum hat er es dann gemacht?", fragte mich Biggi und schaute auf das große Teamfoto an der Wand, auf dem sie neben Thomas stand.
„Ich... Ich glaube, Enrico hat sich in dich verliebt...", vermutete ich und unsere Biggi schaute mich geschockt an.

Liebe liegt in der LuftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt