53. Das ist doch dein Baby, Mark!

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Lunas Sicht:
„Was ist denn um Gottes Willen mit Gina los? Ist sie etwa...?", wollte ich wissen und nahm den weinenden Mark in den Arm. Michael und Mama schauten sich verdattert in die Augen, während ich versuchte, unseren Mark zu trösten.
„Gina musste noch mal... operiert... Sie... Sie hatte... eine... Sie hat einen... sehr schweren Herzfehler. Sie... Es kann sein, dass..."
„Was ist denn genau mit Gina los, Mark? Erzähl es mir mal alles in Ruhe. ... Komm, wir setzen uns mal da draußen in die Cafeteria. Und du erzählst mir alles, was du weißt.", erklärte Luna und deutete ihrer Mutter, sie und Michael sollen schon mal voraus gehen.
„Ich... Die Ärzte haben... während der Untersuchung... Gina hat ein Loch im Herzen, das... Das ist... Das haben die Ärzte zwar damals schon... nachdem Gina... Als Gina geboren wurde, bemerkt. Aber... Unsere... Sie... Ich hab... Sie hatte plötzlich... Gina stirbt."
„Ach, quatsch. Mark, Gina stirbt doch nicht. Schau mal, die Ärzte da drin, die tun alles dafür, dass Gina überlebt. Und wir werden sie bald wieder besuchen dürfen. Schau mal, wir sind doch alle da. Und wir halten alle zu dir, Mark. Du wirst sehen, alles wird wieder in Ordnung kommen. ... Warst du denn schon mal bei deinem Baby?", fragte ich und Mark schüttelte den Kopf.
„Du warst noch nicht einmal bei eurem Baby?", fragte ich ihn erschrocken und vorwurfsvoll. „Du kannst jetzt im Moment nichts für Gina tun. Aber für euer Baby kannst du etwas tun. Es braucht dich doch vor allem jetzt. Wenn sich Gina nicht um die Kleine kümmern kann. Dann ist vor allem der Vater gefragt. ... Komm, wir gehen zusammen zu euerm Baby. Das braucht seinen Vater."

Auf der Neugeborenenstation kümmerte sich gerade eine Krankenschwester liebevoll um das Baby von Mark und Gina.
„Guten Tag, Luna Schwerin, Sanitäterin von Medicopter 117. Und das ist unser Notarzt Dr. Mark Harland. Wir wollten das Baby von unserer Kollegin Gina Aigner besuchen. ... Er ist der Vater der Kleinen.", stellte ich Mark und mich vor, bevor uns die Krankenschwester zu einem Zimmer führte, durch die Scheibe auf ein Baby zeigte und erklärte: „Das ist die Kleine. Ein wirklich rundum kerngesundes, ganz bezauberndes Mädchen. Sie können die Kleine gerne mal auf den Arm nehmen. Ich hole sie ihnen."
Das kleine Mädchen trug einen weißen Strampler und rosa Söckchen, es war einfach zum Knuddeln. Die Krankenschwester hob Ginas Baby vorsichtig auf den Arm und kam mit der Kleinen nach draußen.
Während ich mir so die schreienden Babys auf der Säuglingsstation anschaute, da wünschte ich mir... Nein, nicht ich wollte ein Baby haben. Aber Mama und Papa sollten vielleicht... Ich meine, als große Schwester könnte ich mich doch um ein Baby...
„Oooh, komm mal her, du süße Maus. Ja, hallo meine Kleine. Hallo, ich bin die Luna. Deine Patentante. ... Gina hatte mir das Angebot gemacht, dass ich die Patentante der Kleinen werden darf. Ich meine, die Kleine ist ja wirklich ein wunderschönes Baby.", begrüßte ich das Baby, das mir vorsichtig in den Arm gelegt wurde.
Mark, der eigentlich der Vater des kleinen 3,14 kg schweren und 51 cm großen Babys war, hielt lieber Abstand zu der Kleinen.
„Mark, komm doch mal her. Das... Das ist doch dein Kind. Das ist deine Tochter. ... Mark, bitte. Die Kleine braucht dich doch. Vor allem jetzt, wo Ginas Leben..."
„Ja, Ginas Leben. Sie hätte das Baby nie bekommen dürfen. Durch ihren Herzfehler. Ich habe ihr immer gesagt, dass sie... Dass sie das... Aber nein... Selbst damals, als sie schon einmal schwanger war. Da war sie aber nicht so unvorsichtig und hat sofort die Schwangerschaft..."
„Du willst doch nicht etwa sagen, dass Gina eine Abtreibung...", erschrak ich und gab der Krankenschwester das Baby wieder vorsichtig in den Arm.
„Mark, bitte. Du willst mir doch nicht wirklich sagen, dass deine Freundin... Sie hatte eine Abtreibung? Sie... Du hast sie doch nicht etwa..."
„Doch. Das war doch der Grund für unsere Trennung, Luna. Ich... Wir wollten uns... Wir haben uns damals... Ich... Gina wollte das Baby, aber ich war dagegen. Ich... Ich wusste, dass Gina... Dass sie das Baby damals haben wollte. Aber... Ich habe sie davon überzeugt... Das werfe ich mir heute noch vor."
„Aber... Gerade jetzt... braucht dich Gina doch. Und euer Baby... Das braucht eine Person, die sich um es kümmert. Ich... Ich kann das nicht. Ich bin nicht die Mutter und nicht der Vater eures Babys. ... Mark, gerade, wenn sich die Mutter nicht um das Kind kümmern kann, dann ist der Vater gefragt. Bitte, du musst dich doch um das Baby kümmern. Wer soll es denn sonst machen?", fragte ich mit einer leicht vorwurfsvollen Stimme unseren Notarzt, der sich vor mir auf den Boden setzte und mich verzweifelt anschaute.
„Ich kann das nicht, Luna. Es tut mir leid. Aber... Ich... Ich weiß, ich hatte vorhin Angst um mein Kind, aber... Wenn ich jetzt dran denke, dass... Dass Gina wegen der Kleinen vielleicht... auch noch stirbt. Weil sie sich nicht... Ich kann einfach nicht vergessen, dass... Gina... Ich will sie nicht verlieren. Ich liebe Gina doch."
„Mark, euer Baby..." Ich nahm die Kleine wieder auf den Arm, setzte mich mit dem Baby neben Mark auf den Boden und zeigte sie ihrem Vater. „Die Kleine braucht dich doch. Schau doch mal, wie sie dich anschaut. Sie... Sie braucht ihren Papa doch. Gerade jetzt, wenn Gina nicht für euer Baby da sein kann. Schau sie dir doch einmal wenigstens an, Mark."
„Ich... Luna, ich kann das nicht. Ich will die Kleine nicht... Ich will die Kleine nicht sehen, Luna. Verschwinde mit dem Baby..", erklärte mir Mark und sprang auf. Er verließ die Säuglingsstation und später auch die Klinik.
„Na, Mäuschen. Da haben wir noch viel zu tun. Dein Papa wird bald wieder zu dir kommen. Das verspreche ich dir. Und wenn ich Thomas... Ja, den Onkel Thomas. Das ist ein Kollege von meiner Mama und von deiner Mama. ... Wir beide sind nämlich Pilotenkinder. Deine Mami ist Pilotin. Und meine Mami ist auch Pilotin. ... Du hast es wirklich nicht einfach, kleine Maus. Aber du wirst sehen, ich werde deinen Papa ganz schnell wieder hierher zu dir holen. Der ist nur im Moment ein bisschen in Sorge. Deiner Mama geht es gar nicht gut. Der Papa hat Angst um die Mama. Aber meine Mama hatte auch erst Angst um meinen Papa. ... Ja, um den Onkel Thomas. Der hatte nämlich einen ganz schlimmen Unfall. Der ist mit dem Hubschrauber abgestürzt. Und ich war auch bei dem Absturz dabei. ... Aber das erzähle ich dir alles, wenn du größer bist. ... Na, komm. Wir stehen jetzt wieder auf. Und dann hole ich deinen Papa zu dir zurück. Das wäre doch gelacht, wenn wir deinen Papa nicht überzeugen könnten, dass du ihn jetzt brauchst."
Ich brachte die Kleine wieder zurück ins Säuglingszimmer und legte sie vorsichtig ins Bettchen, dann deckte ich die Kleine mit einer weichen Kuscheldecke zu und strich ihr vorsichtig über das kleine Köpfchen. „Gute Nacht, meine süße kleine Maus. Dein Papa und deine Mama kümmern sich ganz bald um dich. Das verspreche ich dir. Das wäre ja auch gelacht, wenn ich deinen Papa nicht überzeugen könnte. Und wenn mir meine Mama dabei helfen muss. Das ist mir dann auch egal. Hauptsache, ich kann deinen Papa herholen. Egal, wie ich das mache. ... Und ich bin mir sicher, deine Mami wird auch bald gesund."
Da piepte das Funkgerät von Luna in deren Jackentasche.
„Was gibt es denn?", fragte die 14 jährige Luna und bekam von ihrer Mutter die Antwort: „Wir haben Mark eingefangen und warten hier oben auf dich, mein liebes Lunchen. Kommst du auch her? Wir wollen dann nach Hause fliegen."

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