Noch immer komplett verwirrt von der ganzen Welt schaute sich Thomas die beiden Fotos, die auf seiner Bettdecke lagen, an. Klar, er kannte die beiden Mädchen, die da neben der in einem roten Overall gekleideten Person, die ihm von Luna als Biggi vorgestellt wurde, standen. Aber ihm wollte es einfach nicht einfallen, wer die beiden waren.
Plötzlich hörte er draußen vor der Klinik das Quietschen von Reifen, einen Schrei, die Sirenen eines Krankenwagens.
Und er hatte sofort Bilder im Kopf. Bilder von einem Mädchen, das bewusstlos vor einem Auto lag. Ein Arzt, der aus der Klinik gerannt kam und sich um das Mädchen kümmerte. Er sah ganz genau zwei Personen aus dem Auto neben dem Mädchen steigen, die sich geschockt zu dem Kind hockten und sofort alles für die Kleine taten.
Er sah in Gedanken auf das vor ihm am Boden liegende, bewusstlose Kind, dann schaute er sich das Foto ganz genau an und flüsterte leise: „Lisa..."
Jetzt - es war wie ein Geistesblitz - erkannte er die beiden Mädchen als seine Kinder, seine geliebten Mädchen. Lisa und Laura, die beiden Mädchen, die ihm so viel Freude in sein Leben gebracht hatten.
Warum waren die beiden jetzt nicht da?
Thomas versuchte, aus seinem Bett aufzustehen; er riss sich die Infusionsnadel aus der Hand und verließ sein Bett.
Er musste einfach seiner Kollegin und deren Tochter... Seiner Familie... hinterher. Er musste wissen, was los war.
Eher schleppend kam Thomas voran; doch die Schwestern, die ihm entgegen kamen, erkannten nicht, dass der Pilot eigentlich ins Bett gehörte. Schließlich gab sich Thomas die allergrößte Mühe, nicht als Patient, sondern als Besucher wahrgenommen zu werden. Und die Krankenschwestern waren sowieso viel zu beschäftigt, um sich Thomas genauer anzusehen.In der Notaufnahme der Klinik saßen Biggi und Michael im Wartebereich und warteten sehr angespannt auf die ersten Ergebnisse der Untersuchung von Luna.
„Mach dir bitte keine Sorgen um deine Tochter, Luna hat bestimmt keine schweren Verletzungen. Das Auto konnte ja zum Glück noch bremsen. Sie ist eben nur umgeknickt. Vielleicht hat sie sich den Knöchel verstaucht, aber... Mehr ist bestimmt nicht passiert. Sie war ja auch gleich wieder... aufgestanden. Thomas, was machst du denn hier? Wie kommst du denn hierher? Bist du denn von allen guten Geistern verlassen? Du solltest doch im Bett bleiben.", fiel Michael auf, als plötzlich Thomas vor seinem Freund stand und keuchend fragte: „Was... Biggi, Michael, was ist mit Lisa und Laura? Warum waren sie noch nicht hier bei mir zu Besuch? Habt ihr den beiden noch nichts von... von meinem Unfall... von dem Absturz gesagt?"
„Thomas... Deine beiden... Woher kennst du denn... Hast du etwa...?" Michael wusste, was es bedeuten konnte, dass Thomas so siegessicher nach seinen beiden Kindern fragte. „Kannst du dich etwa wieder erinnern?"
„Ja, ich... Nein, ich weiß... Ja... Ach, ich weiß es doch nicht. Aber... Ich hab... Ich hab vorhin... Was macht ihr denn für Gesichter? Ist irgendwas passiert?", fragte Thomas und setzte sich neben seine Biggi.
„Ich... Luna... Luna hat... Luna hat gesehen, wie Michael... Er hat mich nur tröstend in den Arm genommen und Luna... Die hat gedacht, ich... Ich hätte etwas mit Michael. Aber ich fange doch nichts mit dem Lebensgefährten meiner besten Freundin an. Und außerdem", fügte Biggi an und gab ihrem Thomas einen Kuss: „Hab ich den süßesten und besten Freund der ganzen Welt. Ich liebe dich über alles, Thomas. Und ich will dich um Gottes Willen nicht verlieren. Ich liebe dich. Du bist mein Leben."
„Das... Das war wunderschön, Biggi. Ich... Ich liebe dich auch.", erklärte Thomas und erwiderte den Kuss seiner Lebensgefährtin mit einem ebenfalls leidenschaftlichen Kuss.
„Aber jetzt musst du erst mal wieder zurück ins Bett, Thomas. Du bist sehr blass, mein Schatz. Und außerdem... Wer hat dir denn die Nadel da raus gezogen?", fragte Biggi mit einem Blick auf Thomas' Hand.
„Na, wer denn schon? Ich werde wohl nicht die Schwestern gebeten haben... Ich hab es selber gemacht. Ich... Ich wollte zu euch. ... Aber ihr habt mir immer noch nicht auf meine Frage geantwortet. Was ist mit Lisa und Laura? Warum sind die beiden noch nicht hier gewesen?"
„Ich... Ich kann es dir nicht sagen. Wir haben... Thomas, es..."
„Ich hab, als ich draußen den Krankenwagen vorbei fahren gehört habe... Und dieses Quietschen von den Reifen... Da... Da hatte ich ein Déjà-vu. Ich... Ich hab... Ich hab meine Lisa vor einem Auto liegen sehen. Sie war bewusstlos. Ich... Kann es... Ist Lisa etwa...?", fragte Thomas, doch eine Antwort bekam er nicht, denn schon kam Luna wieder zu Thomas, Biggi und Michael zurück gehumpelt und erklärte: „Die Ärzte haben mich jetzt gerade gründlich untersucht und meinen, ich hätte nur eine kleine..." Erst jetzt sah Luna ihren Stiefvater bei Biggi und Michael sitzen. Sie erschrak, setzte sich neben Thomas und fiel ihm um den Hals: „Papa, was machst... Was machst du denn hier? Ich... Du darfst doch noch gar nicht aufstehen."
„Luna, was ist... Was ist denn mit dir passiert? Was ist los? ... Biggi, Michael. Was... Warum hatte Luna...", fragte Thomas geschockt, als er sah, wie seine geliebte kleine Luna humpelte und sich mit schmerzverzerrten Gesicht neben ihn niederließ. „Luna, was hast du denn?"
„Ich... Ich bin nur vor der Klinik... fast angefahren wurden. Ich war unvorsichtig, Papa. Aber du bist... Du bist ja genauso unvorsichtig, wie ich. Ich weiß, du machst dir große Sorgen um mich. Aber trotzdem sollst du noch nicht hier draußen rumlaufen, Papi. Bitte geh wieder ins Bett." Erst jetzt fiel Luna auf, dass Thomas ohne jegliche Namensprobleme mit ihr sprach, sie sogar liebend in seine Arme schloss. Dass er Angst um seine Stieftochter hatte.
„Papa, was... Kannst du dich etwa..."
„Ja, Luna. Ich hab es dir doch gesagt, das ist nur eine kurze Episode. Ich habe dir versprochen, dass Thomas sich bald wieder an dich erinnert. Und ich habe mein Versprechen gehalten. ... Aber komm mal bitte kurz mit. Ich... Ich wollte noch mal mit dir reden."
„Um was geht es denn, Michael? Muss ich jetzt wirklich aufstehen? Ich... Ich soll eigentlich nicht so viel laufen.", beschwerte sich Luna bei dem Notarzt.
„Ich... Wir gehen nicht so weit, Luna. Ich wollte mit dir nur mal unter 4 Augen reden. Es geht nicht gegen dich, Thomas. Ich... Ich wollte nur noch mal schauen, ob die Kollegen bei Luna auch nichts übersehen haben."Etwa 10 Meter weiter setzten sich Michael und Luna zusammen auf zwei Plastestühle, die kaum sehr bequem waren.
„Luna, ich muss dich um etwas ganz Wichtiges bitten... Unser Thomas kann sich zwar im Moment schon an Biggi, mich und dich erinnern, aber... Was mit Lisa und Laura passiert ist, das weiß er noch nicht. Wir sollten ihm auch im Moment nichts davon sagen. Er soll sich erst mal wieder erholen können. Später können wir ihm die volle Wahrheit sagen. Wenn er wieder in Ordnung ist. Jetzt sollten wir unseren Patienten wieder zurück ins Bett bringen. Und... Du hast ja bestimmt auch schon gesehen, dass... Dass sich Thomas... der Nadel entledigt hat. Das müssten wir... Das müsstest du dann auch wieder ändern."
„Ich... OK, jetzt... Ich... Michael, ich hab mich jetzt endgültig entschieden. Ich werde später einmal bei euch auf dem Medicopter mitfliegen und als Sanitäterin die Rettung kennen lernen. Vielleicht ist das ja ganz genau das, was ich machen will. Vor allem... Ich habe, als ihr von dem Einsatz erzählt habt, wo Peter und du in der Wand gehangen habt und dir unser Peter gesagt hatte, dass..."
„Ach, den Einsatz meinst du, Luna. ... Ja, das war schon ein ziemlich... Aber du kannst dir sicher vorstellen, dass bei solchen Einsätzen auch immer die Gefahr mitfliegt."
„Ja, aber... Bei Papa... Und bei Mama fühle ich mich im Hubschrauber pudelwohl. Und wenn ihr mir alles beibringt, dann... Dann würde ich bestimmt..."
„Ja, Luna, ich weiß. Aber jetzt sollten wir wirklich wieder zu Thomas und Biggi zurück. Sonst hat unser Thomas noch einen Verdacht uns gegenüber."
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Liebe liegt in der Luft
FanfictionNach einem schweren Schicksalsschlag bemerkt Thomas, dass seine Kollegin Biggi für ihn mehr ist, als nur eine gute Freundin.