24. kleine Flugstunde gefällig?!

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Auch, wenn Luna eigentlich grundsätzlich um Hubschrauber einen riesen Bogen machen wollte, so fühlte sie sich, als ihre Mutter die BK 117 flog, so sicher, wie am Boden.
„Mama, es... Es ist so wunderschön, wenn wir hier zusammen...", schwärmte die fast 14 Jahre alte Luna und schaute ihrer Mutter bei jedem ihrer Handgriffe zu. „Am liebsten würde ich eure dicke BK auch mal fliegen."
„Das... Unser Baby ist ein hochpräzises Fluggerät.", meinte Thomas. „Du bräuchtest eine ganze Weile, um den Hubschrauber in der Luft halten zu können."
„Ach, quatsch. Luna würde das ziemlich schnell lernen. ... Schau mal, der Stick ist für den Vorwärts-, Rückwärts- und Seitwärtsflug. Der Pitch hier ist für hoch und runter und die Pedale für rechts und links."
„Das... Das ist ja einfach.", meinte Luna, allerdings nahm ihr Stiefvater der 13 Jährigen gleich mal die Illusion.
„Jeder Jumbojet wäre einfacher zu fliegen, als diese Mühle hier.", erklärte er ihr mit strenger Stimme.
„Aber wenn... Wenn ihr beide mir das beibringen würdet, dann... Dann könnte ich das doch bestimmt alles ganz schnell lernen.", wandte sich Luna an Thomas, doch der hatte viel zu große Sorgen um seine Stieftochter.
Klar, normalerweise könnte er Luna zeigen, wie man den Hubschrauber steuerte. Und er würde es auch machen, doch in diesem ganz speziellen Fall wollte er es nicht tun. Dafür machte er sich viel zu große Sorgen.
Nicht etwa um den Hubschrauber, der war ersetzbar.
Aber Luna... Wenn ihr etwas passieren würde, das könnte sich Thomas nie verzeihen.
„Luna, es wäre sehr gefährlich, wenn wir dich mit unserem Hubschrauber fliegen lassen würden. Ich hab... Ich hab schon immer Sorge, wenn deine Mutter mit unserem Baby unterwegs ist. Und wie sollte das denn dann bei dir erst sein? ... Ich... Pass auf, ich kann dich ja einmal auf einen Einsatz mitnehmen, dann kannst du dir das alles mal live anschauen. Als wir dich damals in die Klinik geflogen haben, da warst du ja kaum bei Bewusstsein, meine Kleine."
„Damals... Das war vor knapp einem Monat, Papa. Schau mal. so lange ist das doch alles noch gar nicht her. ... Und ich... Aber, wenn du mich mal zu einem Einsatz mitnehmen würdest, dann würde ich mich sehr freuen. ... Wann muss ich denn eigentlich wieder in die Schule, Mama?"
„Du bist noch bis Freitag krank geschrieben. Und dann ist Wochenende. Ab Montag gehst du wieder in die Schule. ... Thomas und ich haben übrigens geregelt, dass du bei uns in der Nähe in die Schule gehen kannst. Dann hast du nicht so einen langen Schulweg. Und wir können dich früh in die Schule bringen, wenn wir uns auf den Weg zur Basis machen. Je nachdem, wer gerade Frühschicht hat."
„Das ist ja schön. Aber... Am ersten Schultag... in einer neuen Schule... Ich weiß nicht. Ich habe ein bisschen Angst..."
„Das ist gar kein Problem, dann nehme ich mir frei. Gina übernimmt bestimmt meine Frühschicht. Und dann bringen wir dich bis in die Klasse. Ist doch alles gar kein Problem, Luna. Du musst uns einfach nur sagen, wenn du irgendwas brauchst. Wir kümmern uns gerne um dich.", meinte Biggi und lächelte ihrer Tochter zu, während die auf dem Copilotenplatz sitzende Luna in Gedanken jeden einzelnen Handgriff ihrer Mutter nachspielte.
Klar, Thomas hatte Recht, es war ziemlich viel zu beachten. Aber wieso sollte Luna es denn nicht verstehen können. Sie wäre bestimmt eine gute Pilotin, trotz ihrer Flugangst. Aber die hatte sich ja zum Glück gelegt.
„Luna, möchtest du mal übernehmen?", fragte Biggi ihre Tochter und Luna nickte mit etwas nervösem Gesichtsausdruck. „Mach dir keine Sorgen, Luna. Ich bin ja da. Wenn es gefährlich werden würde, dann übernehme ich sofort. ... Du weißt, welches Steuerelement für was ist?"
Luna nickte und nahm Pitch und Stick in die Hände.
„So, sehr gut. Jetzt pass auf. Alles, was du an einem der drei Elemente regelst, das musst du mit den anderen beiden ausgleichen.", erklärte Biggi der 13 Jährigen.
„OK, dann... Also, wenn ich jetzt das rechte Pedal benutze, muss ich am Pitch ziehen und den Stick auch noch benutzen. Oder wie?"
„Ja, genau. ... Aber keine hektischen Bewegungen machen, meine Kleine. ... Also, Luna. Wir gehen jetzt mal auf eine sichere Höhe und dann übernimmst du.", meinte Biggi, flog die BK auf eine Höhe von etwa 5.000 Fuß und übergab dann schon die Steuerung des Hubschraubers an ihre Tochter.
„Pass auf, meine Kleine. Jetzt... bist du auf dich alleine gestellt. Keine Angst, ich bin dabei."
Ganz konzentriert schaute Luna auf den Luftraum vor sich; ihre Hände zitterten, auch ihre Knie wurden weich. Doch bis auf ein paar anfängliche Probleme, die ihre Mutter schnell wieder ausmerzte, bekam Luna die kleine Flugrunde ziemlich gut hin.
„Luna, kleinere Bewegungen machen. Sonst... Genau, meine Kleine. Super. ... Hab ich zu viel versprochen, Thomas. Sie ist die geborene Pilotin."
„Naja, bei der Mutter.", meinte Thomas und stolz schaute er auf seine Stieftochter, die versuchte, den Hubschrauber, soweit sie es konnte, auf Kurs zu halten. Das allerdings ging nicht wirklich sehr gut; man merkte, dass Luna keine ausgebildete Pilotin war.
„Das machst du für dein Kenntnisstand wirklich ganz klasse, meine Kleine. ... So, jetzt pass mal auf, wir machen jetzt mal eine ganz kleine Drehung und dann geht es wieder auf die Heimatbasis zurück. ... Ich zeige dir mal, wie das geht, Luna."
Biggi übernahm wieder das Steuer und Luna beobachtete ihre Mutter dabei, wie sie den Hubschrauber in die entgegengesetzte Richtung brachte. „Jetzt kannst du wieder übernehmen. ... Pass bitte auf, wir kommen gerade viel zu nah in Richtung Boden. ... Gut gemacht, Luna. ... Landen allerdings werde lieber ich. Du kannst das noch nicht."
„Da hätte ich mich allerdings auch geweigert.", meinte Luna. „Wenn du mir hier gesagt hättest, dass ich landen soll. ... Aber so einfach, wie ich gedacht hab, ist das Fliegen nicht wirklich. Bei dir sieht das so einfach aus, Mama."
„Ich fliege ja auch schon eine ganze Weile auf unserer wunderbaren BK. Genauso lange, wie unser Thomas. Bei uns beiden sah das am Anfang genauso aus, wie bei dir. ... Aber du hast schon ganz toll gelernt."
„Ich hab eben aufgepasst, wie du das gemacht hast. ... Mama, was wird... Ich..." „Keine Sorge, ich hab alles unter Kontrolle."
Der Hubschrauber kam schon wieder verdächtig nahe dem Boden, doch Biggi fing ihn ab und setzte den Flug fort.
„Schau, da vorne ist unsere Basis. Die anderen warten auch schon. ... Wir könnten unsere Kollegen jetzt mal verblüffen. Wie wäre es, wenn wir denen sagen, dass du unsere BK gelandet bist?"
„Das... Das gibt doch bestimmt Ärger. Wenn euer Ebelsrieder das raus kriegt."
„Dann müsste jemand seinen Mund nicht halten können. Und ich glaube, keiner würde Ebelsrieder davon erzählen. Die wollen sich ja nicht an einen neuen Piloten gewöhnen müssen."
„Da wirst du wahrscheinlich Recht haben, Mama.", meinte Luna und beobachtete ihre Mutter bei der Landung.
„So, jetzt sind wir wieder da. ... Und, hat es dir gefallen, meine Kleine?", fragte Biggi ihre Tochter und die jubelte. „Ja, das war super. Wir... Das sollten wir häufiger machen. Einfach uns den Hubschrauber schnappen und losfliegen."
„Das gibt nur ein Problem. Der Hubschrauber ist unser Arbeitsgerät. So oft können wir das nicht machen. Solche Eskapaden verbrauchen Sprit."
„Dann musst du eben ein bisschen Spritsparender losfliegen, mein Schatz.", wandte sich Biggi grinsend an ihren Thomas und die Familie stieg aus der BK aus.
„Das... Das war so klasse, Luna. Man hätte denken können, du hättest schon hundertmal eine BK gelandet.", sagte Biggi auffallend betont zu ihrer Tochter und Michael blieb der Mund offenstehen.
„Ihr... Luna hat die Maschine gelandet?!" Der Schock in Michaels Blick war bereits kilometerweit zu sehen. „Seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen? Ihr könnt doch nicht ein 13 jähriges Mädchen einen Hubschrauber landen lassen. Luna hat vorher noch nie irgendwelche Erfahrungen mit Hubschraubern gehabt. Und ihr lasst sie einfach den Hubschrauber landen! ... Thomas, hast du dazu vielleicht auch was zu sagen?"
„Ich halte mich da raus. Ich hab Biggi gesagt, dass sie 'Baby' landen sollte. Aber sie wollte ja nicht auf mich hören." Thomas grinste, doch sein bester Freund wusste noch immer den Grund dafür nicht.
„Ich sehe euch in 10 Minuten in meinem... in Ebelsrieders Büro. Alle drei!" Mit einem aggressivem Gesichtsausdruck machte sich Michael auf den Weg in das Büro des Chefs und Thomas vermutete: „Oh oh. Da haben wir einen riesen Fehler gemacht."

Liebe liegt in der LuftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt