17. ein wichtiges Gespräch

178 10 0
                                    

Biggis Sicht:
Schon am nächsten Tag war es soweit - die Mitarbeiter des Jugendamtes kamen, um sich unsere Wohnsituation anzuschauen.
Am Frühstückstisch war dies das einzige Thema, über das wir sprachen.
„Ihr habt doch gestern alles so wunderschön in Lunas Zimmer dekoriert. Deine Luna wird sich hier bestimmt sehr wohl fühlen. Sie hat hier alles, was sie braucht. Es ist immer jemand da, wenn sie aus der Schule kommt. Ob nun Karin und du oder Thomas und ich. Du brauchst dir also überhaupt keine Gedanken zu machen, dass irgendwas heute schief gehen könnte. ... Luna hätte es nicht besser treffen können."
„Ich weiß ja, Michael. Aber... Ich hab einfach Angst, dass wir doch irgendeinen Fehler gemacht haben."
„Was sollen wir denn für einen Fehler gemacht haben?", fragte mich Thomas erschrocken. Er hatte noch heute Morgen Muskelkater vom vielen Streichen und Möbel schleppen gehabt.
„Ich weiß es doch nicht. Aber... Irgendwas haben wir übersehen.", sagte ich besorgt und schaute noch einmal in die Küchenzeile.
„Biggi, wir haben für die Kleine gestern extra eingekauft. Luna wird sich mit allergrößter Sicherheit bei uns wohlfühlen.", mischte sich auch Karin in das Gespräch ein und gab ihrem Michael, der ebenfalls vom vielen Möbel schleppen und Wände streichen Muskelkater hatte, einen Kuss. „Und wenn die vom Jugendamt irgendwas zu bemängeln haben, dann haben wir für alles eine Lösung. ... Deine kleine Luna gehört zu dir. Sie will doch auch zu uns ziehen."
„Das... Ja, ich weiß. Aber... Thomas, wir... Wir haben..." Plötzlich fiel mir ein, was wir vergessen hatten. „Ich hab meine kleine Luna heute noch nicht angerufen. Das habe ich ihr doch versprochen."
„Ach, das hast du vergessen, mein Schatz." Thomas gab mir einen vorsichtigen Kuss, den ich mit einem Kuss meinerseits erwiderte. „Ich bringe dir gleich das Telefon. ... Karin, du lässt das Zeug stehen. Du bist schwanger."
„Ja, Thomas. Das weiß ich. Aber eine Schwangerschaft, das kann ich dir als Ärztin nur bestätigen, ist keine schwere Krankheit. Ich darf nur nicht mehr auf Einsätze mitfliegen. Ansonsten gibt es keine Probleme..."
„Thomas hat Recht. Wir machen das hier mit dem Tisch abräumen. Biggi, du gehst mit deiner Kleinen telefonieren. Und Karin, du legst dich aufs Sofa."
„Michael..." Nervös tippelte Karin mit dem Fuß auf dem Boden und schaute ihren um sie äußerst besorgten Mann mit bösem Blick an. „Mein liebster Michael. Ich weiß, du machst dir Sorgen um deine Freundin. Aber ich kann dir versichern, ich bin nur schwanger, nicht todkrank. Natürlich helfe ich euch mit dem Frühstücksgeschirr."

Währenddessen hatte ich mich mit einem Grinsen leise aus dem Zimmer geschlichen. Ich musste jetzt erst mal meine Tochter anrufen. Das war das Wichtigste.
Bevor das Jugendamt kam.
„Luna, meine Kleine. Ich bin's, deine Mama.", meldete ich mich am Telefon, als ich die noch müde Stimme von Luna hörte.
„Mama, was ist denn?", fragte mich meine Tochter. „Ist das Jugendamt schon durch?"
„Nein, mein Schatz. Wir warten hier noch auf die. ... Ich wollte mich bei dir erkundigen, wie es dir heute Morgen geht. Musst du noch lange im Krankenhaus bleiben?"
„Mir geht's wirklich gut, Mama. ... Ich darf nächste Woche Mittwoch nach Hause.", freute sich meine Tochter und auch ich konnte mir ein kurzes, freudiges Jubeln über diese tolle Nachricht nicht verkneifen.
„Dann werden Thomas und ich dich am Mittwoch aus der Klinik abholen, meine Kleine. Egal, ob die Tante vom Jugendamt zustimmt, dass du zu mir ziehen kannst oder nicht. Wir verbringen am Mittwoch ein paar wunderschöne Stunden zusammen. Wie wäre das denn? Wir machen alles, was du dir wünschst."
„Das ist eine schöne Idee, Mama. Ich freue mich schon auf dich. Kommst du mich heute noch mal besuchen?"
„Ja, bestimmt. Heute Abend komme ich zu dir. Vielleicht kommen zu dem Besuch heute Abend auch meine Kollegin Karin und ihr Freund Michael mit. Die beiden wohnen auch bei Thomas und mir.", erzählte ich meiner Tochter, die auf meine Aussage hin fragte: „Ihr wohnt mit euren Kollegen zusammen?"
„Ja, Karin und Michael sind ja nicht nur unsere Kollegen, sondern auch Thomas' und meine Freunde. Aber mach dir keine Sorgen, wir haben hier in unserem großen Haus so viel Platz, du hast hier ein wunderschönes, sehr großes, eigenes Zimmer. Das ist sogar noch um einiges größer, als dein Kinderzimmer bei uns zu Hause."
„Das ist schön, Mama. Ich freue mich schon auf euch. ... Bis später.", verabschiedete sich meine Luna von mir und wir beendeten das Telefonat. Genau rechtzeitig, denn kaum hatte ich das Telefon zurück gelegt, klingelte es an der Tür und die Mitarbeiterin vom Jugendamt schneite herein.
„Einen wunderschönen guten Morgen.", begrüßte ich die ältere Frau, die in unser Haus marschierte und der sofort der erste Fehler auffiel.
„Guten Morgen, Frau Schwerin. ... Sie haben zwar ein sehr schönes Haus hier, aber... Wie ich sehe, wohnen Herr Wächter und sie nicht alleine hier."
„Das stimmt, der beste Freund meines Freundes und seine Lebensgefährtin wohnen noch mit bei uns. ... Ist das denn ein Problem?"
„Nein, für mich nicht."
Mit Adleraugen durchforstete die Frau das Haus und traf im Wohnzimmer auf die auf dem Sofa liegende Karin.
„Ich komme wohl sehr unpassend. ... Guten Tag, mein Name ist Lochgerber, ich komme vom Jugendamt."
„Guten Tag, Dr. Karin Thaler. Ich bin die beste Freundin von Frau Schwerin."
„Dr. Thaler. Sie sind wohl Ärztin?" 'Wie kommen sie denn darauf?', schien Karin mit Ironie fragen zu wollen, doch sie dachte noch mal genau nach und nickte einfach nur.
„Ja, ich bin die Notärztin aus der Crew von Frau Schwerin. Sie wissen ja sicher, dass Frau Schwerin Pilotin eines Rettungshubschraubers ist."
„Ja, das ist mir sehr wohl durch die Unterlagen bekannt. Und da wären wir schon beim nächsten Thema. Was passiert, wenn ihr Hubschrauber abstürzt?"
„Man stürzt nicht zweimal mit dem Hubschrauber ab. Schon rein statistisch ist das nicht möglich.", erwiderte ich und erinnerte mich gleich wieder an den Absturz.
Damals waren noch Gabi und Ralf... Wenn die beiden damals nicht gewesen wären, dann würde ich womöglich nicht mehr hier stehen.
Meinen beiden Kollegen hatte ich wirklich viel zu verdanken; das jedoch fiel mir jedoch leider jetzt erst ein, seit Gabi... Eigentlich müsste ich auch mal wieder zum Grab meiner Freundin fahren. Ich habe es sehr lange schon nicht mehr besucht.
„Sie sind schon einmal mit dem Hubschrauber abgestürzt?" „Ja, bin ich. Wieso? Ist das ein Kriterium, mit dem sie mir verbieten wollen, mein Kind zu sehen?", entfuhr es mir mit scharfer Stimme.
„Nein. Ich meine nur. ... Guten Tag, Lochgerber vom Jugendamt.", stellte sich die Frau jetzt auch bei Thomas und Michael vor, als die beiden zu uns ins Wohnzimmer kamen.
„Guten Tag, Thomas Wächter. Der Lebensgefährte von Frau Schwerin. Und das ist mein bester Freund..." „...Dr. Michael Lüdwitz."
„Ach, sie beide sind Ärzte?", fragte die Jugendamtsmitarbeiterin und schaute auf Karin und Michael. Anschließend schaute sie zwischen mir und Thomas hin und her. „Und sie beide sind die dazu gehörigen Piloten? ... Alles klar."
Die Frau notierte sich etwas auf einen großen Zettel. Was sie dort notierte und ob es etwas positives oder negatives war, das wussten wir nicht.
„Wo wird Luna denn schlafen? Oder muss sie hier unten im Wohnzimmer...?", fragte die Frau und Thomas erklärte ihr: „Nein, unsere Luna wird natürlich nicht hier unten im Wohnzimmer schlafen müssen. Wir haben für die Kleine extra in der oberen Etage ein Zimmer vorbereitet. Das können wir ihnen gerne zeigen."
Thomas und Michael gingen voraus, ich und Karin kamen der in der Mitte laufenden Frau Lochgerber hinterher.
„Voilà. Das ist Lunas Reich." Ein wunderschöner, sehr geräumiger, in hellem Sonnengelb gestrichener Raum ließ die Frau vom Jugendamt fast wortlos bleiben.
„Das ist ja ein wunderschönes Zimmer. Haben sie das schon lange so eingerichtet?" „Nein, wir haben erst gestern alles eingerichtet.", sagte Thomas grinsend und erwiderte dann mit einem freundlichen Lächeln: „Ach quatsch. Das Zimmer ist schon so, seit wir unsere kleine Luna im Krankenhaus... Wir wollten die Kleine von Anfang an zu uns holen. Und deswegen haben wir das Zimmer schon seit ein paar Tagen in diesem Zustand."
„Will ihre Luna denn eigentlich zu ihnen? Haben sie das Mädchen das schon mal gefragt?" „Ja, natürlich haben wir Luna gefragt, ob sie zu uns ziehen will. Und sie hat als Antwort gemeint, wenn sie zu Thomas Papa sagen darf, dann zieht sie sehr gerne zu uns."
„Gut, ich werde sowieso noch mal mit Luna sprechen. Und dann auch noch mit ihren Eltern..." „...mit Lunas Adoptiveltern. Die leibliche Mutter steht hier neben ihnen.", machte mein liebster Thomas die Frau vom Jugendamt darauf aufmerksam und sie korrigierte sich: „Mit Herrn und Frau Steinberg sprechen, genau. Und wenn die beiden auch nichts dagegen haben und mit meinem abschließenden Protokoll dieser Kontrolle ebenfalls grünes Licht gegeben werden kann, dann steht seitens des Jugendamts einem Umzug von Luna zu ihnen nichts mehr im Wege."

Liebe liegt in der LuftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt