Thomas' Sicht:
Wir mussten noch eine gefühlte Ewigkeit warten, um endlich zu erfahren, was mit Biggis Tochter Luna war.
„Dr. Hupler, was... Was ist mit meiner Tochter?", fragte Biggi mit verzweifelter Stimme den behandelnden Arzt der 13 Jährigen, als er endlich aus dem OP kam.
„Frau Schwerin, ihre Tochter... Luna hatte eine sehr schwere Verletzung, die Kugel hat, wie der Kollege schon vermutet hatte, die Aorta verletzt. Ihre Tochter hat sehr viel Blut verloren. Ich... Ich will ehrlich zu ihnen sein, Frau Schwerin. Es... Es sieht sehr schlecht aus, wir können nicht mit Sicherheit sagen, ob sie es überlebt."
Biggi fiel bei der Nachricht aus allen Wolken; sie sollte jetzt, nach knapp 10 Jahren, ihre geliebte Tochter ein zweites Mal verlieren? Sie hatte ihre kleine Luna doch heute erst wieder gefunden.
„Ich... Kann ich zu meiner Tochter?", fragte sie stotternd. Ihr flossen die Tränen in Strömen aus den Augen, als sie von Dr. Hupler eine Antwort bekam: „Sie können gerne zu ihrer Tochter gehen. Ihre Kollegen werden sie sicher begleiten wollen."
Zusammen mit Mark und Peter begleitete ich meine Biggi zu ihrer Tochter, die an tausende Maschinen angeschlossen, auf der Intensivstation lag und aussah, als würde sie... Als wäre sie bereits...
„Luna..." Mit zitternden Knien ging Biggi zu ihrer schwachen Tochter, während Mark die Anzeigen auf den Geräten kontrollierte und Biggi dann aufmunternd seine Hand auf ihre Schulter legte.
„Es geht ihr soweit gut, Biggi. Und das ist doch das wichtigste. Deine Tochter hat einen starken Überlebenswillen. Sie will dich doch kennen lernen. Du bist ihre Mutter. Und sie wird in den nächsten Jahren bestimmt bei dir leben wollen. Da wird sie doch nicht an so einer kleinen Verletzung sterben.", meinte Mark aufmunternd und ließ Biggi, Peter und mich dann alleine.
„Sie... Thomas, sie... Sie sieht aus, wie damals. Als sie... Ich sehe die kleine Maus noch heute vor mir, als sie... Als sie in Rosenheim..."
„Biggi, denk doch bitte nicht mehr daran. Schau jetzt nach vorne. Deine Tochter hat das Schlimmste überstanden, sie hat die OP doch prima weggesteckt.", machte ich meiner Freundin Mut, doch sie glaubte mir kein Wort.
Klar, ich kannte mich in der Medizin wohl kaum so gut aus, wie Michael, Karin, Sabine oder Mark. Aber ich wollte Biggi doch wirklich in dieser Situation nur Mut machen.
„Ich kann das... Thomas, sie wird sterben. Ich will das... Schau sie dir doch mal an. Sie ist so... so blass. Ich... Ich kann das nicht nochmal... Ich kann das alles nicht nochmal durchmachen. Und ich will es auch nicht mehr. Ich... Thomas, ich liebe mein Kind. Sie ist das einzige, was ich noch... Was ich noch habe. Ich habe meine... Ich hab meine Eltern sehr früh verloren, damals war ich gerade 18 Jahre alt geworden. Ab da musste ich mich alleine um meine kleine Schwester kümmern. Und dann... Dann bekam ich meine kleine Luna. Ich war... Klar, ich war damals ziemlich überfordert, mit meiner kleinen Luna und meiner Schwester. Aber... Irgendwie hab ich das dann doch geschafft. Bis... Bis dieses... Bis zu diesem Unfall von der Kleinen. Sie... Sie war..."
„Biggi, Maus. Das ist doch alles schon so lange vorbei. Und ich bin mir sicher, dass deine kleine Luna... bei dir wohnen will. Sie... Sie liebt dich. Du bist ihre Mutter. Und du bist eine wunderbare Mutter."
„Aber... Thomas, ich habe damals versagt. Ich habe versagt - als große Schwester und als Mutter. Ich... Ich konnte Jennifer... nicht retten. Und ich konnte auch... Ich konnte doch meine kleine Luna auch nicht ... davor beschützen, dass sie mit einer kompletten Lüge aufwachsen muss. Ich habe... Ich habe mein eigenes Kind... Im Stich gelassen. ... Genau, wie jetzt. Ich... Was bin ich denn für eine Mutter, Thomas?"
„Du bist die wunderbarste Mutter, die Luna sich aussuchen könnte. Du hast... Du hast für deine Tochter alles getan. Du liebst deine kleine Luna doch über alles. Und... Ich bin mir sicher, Lisa und Laura, die... Die hätten dich auch als ihre Mutter... akzeptiert. Ich... Die beiden haben dich geliebt. Das hätten sie nicht gemacht, wenn du eine schlechte Mutter gewesen wärst.", sagte ich zu Biggi und holte aus meinem Overall ein von Lisa und Laura gemaltes Bild.
„Siehst du. Das ist... Das ist Lisa. Das ist Laura. Und das bin ich. ... Und wer kommt hier oben mit dem Hubschrauber zu uns? Das bist du. Lisa und Laura haben es mir damals geschenkt, als du... Als du die eine Nacht bei uns übernachtet hattest. Sie waren beide so... Sie waren so glücklich, dass... Dass sie wieder... Eine Mutter hätten."
„Thomas, das... Das ist wunderschön, aber... Wie... Ich kann... Ich habe... Ich bin doch schuld daran, dass... Dass Lisa und Laura... Ohne Vera." „Sie haben dir verziehen. Und ich bin erst recht nicht nachtragend... Biggi, ich liebe dich. Und ich... Ich würde deine Luna am liebsten wie meine eigene Tochter... Ich weiß, das... Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen egoistisch. Aber deine kleine Luna... Deine Luna ist seit unserem Einsatz... Sie ist mir ans Herz gewachsen. Wie mein eigenes Kind. ... Weißt du, Biggi ich würde sehr gerne für deine kleine Luna... und für dich... Ich liebe euch beide. Wie meine eigene Familie. Ich würde sehr gerne für deine kleine Luna und für dich da sein."
„Das ist... Das ist so wunderschön, Thomas. Ich... Ich liebe dich." Meine Biggi fiel mir, in Tränen völlig aufgelöst, um den Hals. „Ich... Ich liebe dich über alles auf der Welt. Und ich würde am... am liebsten mein liebstes Kind mit dir zusammen... Ich möchte Luna am liebsten mit dir zusammen..."
„Das... Das ist eine wunderbare Idee von dir, Biggi. Aber... Dafür muss deine Tochter erst mal wieder aufwachen. Sie wird... Biggi, sie wird überleben. Sie liebt dich. Sie liebt dich, wie... Wie eine Tochter ihre Mutter nur lieben kann."Vier Tage später, Sicht von Biggi:
Noch immer lag meine kleine Luna in der Klinik auf der Intensivstation. Ihr Zustand hatte sich zwar in den letzten Tagen nicht verschlechtert; aber leider hatte er sich auch nicht wesentlich verbessert.
„Luna, meine Kleine. Du musst es einfach jetzt schaffen. Du hast doch... Das schuldest du mir. Ich... Was sage ich denn hier zu dir? Du schuldest mir doch nichts, meine kleine Maus. Ich... Ich liebe dich über alles auf der Welt. Du hast doch noch nichts erlebt. Wir beide... Wir beide können doch auch mal zusammen fliegen. Wenn du wieder zu Hause bist, meine Kleine. ... Aber dafür musst du wieder aufwachen. Ich liebe dich doch, mein kleiner Engel."
„Biggi..." Vorsichtig betrat Gina das Zimmer von Luna auf der Intensivstation. „Ich... Ich hab gedacht, du willst jetzt vielleicht in die Basis mitfliegen. Wir haben gerade einen Patienten in die Klinik eingeliefert. Und..."
„Ich... Danke, Gina. Aber ich möchte... Ich möchte nicht. Ich... Gina, ich will... Ich will lieber hier bei meiner kleinen Luna bleiben. Ich hab... Ich hab solche Angst, dass meine kleine... Dass meine Kleine stirbt. Ich..."
„Das verstehe ich doch, Biggi. Aber... Du sitzt jetzt schon seit Tagen hier. Thomas macht sich doch auch schon Sorgen um dich. Der ist schon halb krank vor Sorge um dich und Luna. Ihm geht die Geschichte mit deiner Kleinen auch nicht so einfach vorbei. Er... Er... Er fliegt seit Tagen unsere BK nicht mehr. René hat übernommen."
„Der... Der ist doch...", fiel mir auf, dass der Kollege gar keine Pilotenausbildung hatte, doch Gina schüttelte den Kopf und erwiderte: „Doch, der ist Pilot. Sogar ein sehr guter. Der wollte nach einem Unfall jedoch nicht mehr fliegen. Aber jetzt... Weil es Thomas so an... Du solltest dich vielleicht um deinen Thomas kümmern. Der hat Angst um Luna und um dich, Biggi."
„Das... Ich... Ich kann mir ja gar nicht vorstellen, dass es... Dass es Thomas wirklich so nahe geht, dass... Dass es Luna so schlecht geht. Ich meine, er hat mit der Kleinen doch so gar nichts... zu tun. Und trotzdem..."
„Er liebt dich, Biggi. Und deswegen liebt er auch deine Tochter. ... Du müsstest ihn mal sehen, wenn René mit seiner Maschine vom Einsatz kommt. Ich hab deinen Thomas erst vorhin gefragt, ob er denn nicht... Ob er denn nicht auch mal wieder unsere Maschine fliegen wollen... Und weißt du, was seine Antwort war..."
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Liebe liegt in der Luft
FanfictionNach einem schweren Schicksalsschlag bemerkt Thomas, dass seine Kollegin Biggi für ihn mehr ist, als nur eine gute Freundin.