Lunas Sicht:
Ich rannte in den Aufenthaltsraum und tat etwas, was ich sonst nie von mir gedacht hatte. Ich ging zu meiner Mutter, gab ihr eine schallende Ohrfeige und rannte dann heulend weg.
Bevor ich allerdings aus der Basis rannte, brüllte ich sie noch an: „DU hast mich wochenlang, monatelang belogen. Ich habe... Ich hasse dich."
„Luna... Luna, warte doch bitte. Luna... Bitte. Warte...", rief mir Mama hinterher, doch ich kam weder zu ihr zurück, noch wartete ich auf sie.
Ich musste weg, einfach nur weg.
Am kleinen See in der Nähe der Basis ließ ich mich heulend nieder und warf gedankenverloren Steine ins Wasser, die nach einem kurzen Platsch untergingen.
„Ich... Mama hat mich belogen, betrogen. Ich... Ich kann... Ich hab gedacht, ich könnte mich auf meine Mama verlassen. Sie würde mir immer die Wahrheit sagen. Ich meine, was habe ich denn falsch gemacht? Ich hätte sie doch nie im Leben verlassen. Ich hätte meine Mama und Thomas... doch in meinem ganzen Leben nicht verlassen. Sie sind doch meine Eltern. Ich kann nicht ohne die beiden sein. Aber... Ich habe doch ein Recht darauf, zu wissen, wer mein leiblicher Vater ist. ... Oder, du kleiner Wuffi? Wo kommst du denn her? Wo ist denn dein Herrchen?"
Ein kleiner Hund, anscheinend eine Mischung aus Dackel und Schäferhund, saß neben mir und schaute mich an. Seine Ohren drehten sich hin und her und ich überlegte, warum der kleine Hund so zutraulich zu mir war.
„Wie heißt du denn?", fragte ich den Hund, der kein Halsband trug. „Du hast ja gar kein Halsband um. Wo kommst du denn her? Bist du ein kleiner Wildhund?"
„Luna! Luna, hey." Eine mir vertraute Stimme erklang neben mir und ich schaute kurz auf. Zwei liebe Augen blickten mich an und ich erkannte sofort, dass die beiden Augen zu Thomas gehörten.
Er schien mir bei meiner Flucht aus der Basis gefolgt zu sein, schließlich hatte ich ihm ja nicht gesagt, wo ich hinwollte.
„Thomas... Papa...", erkannte ich erfreut, als er sich zu mir ins Gras setzte und den Hund beobachtete. „Was machst du denn hier? Ich... Ich hab doch gar nicht gesagt, dass ich jemanden in meiner Nähe haben will. Ich..."
„Ich bin dir gefolgt, meine Kleine. Ist alles in Ordnung? ... Du hast hier wohl schon einen neuen Freund gefunden?", fragte mich Thomas, der den Hund und mich betrachtete.
„Ja, ich... Nein, natürlich nicht. Ich... Papa, ich... Ich wollte eigentlich ein paar Minuten alleine sein.", bat ich Papa, dass er mich in Ruhe lassen sollte, doch Thomas ließ sich nicht so einfach wegschicken.
„Luna, du kannst dich nicht von mir trennen. ... Was ist denn passiert, meine Kleine? Biggi war ja ganz schön geschockt, als sie dir hinterher laufen wollte. Karin kümmert sich gerade um sie. ... Was ist denn passiert, meine Kleine?"
„Ich... Ich habe Mama... eine Ohrfeige gegeben. Ich... Ich habe meine Mama geschlagen.", gab ich kleinlaut zu, worauf mich Thomas mit großen Augen anschaute.
„Du hast was?", fragte er mich und wollte natürlich gleich den Grund wissen.
„Ich... Ich hab einfach... Ich hab einfach rot gesehen. Ich... Ich hab Mama gebeten, mir zu sagen, wer dieser Jens Köster wirklich ist. Wer... Warum er und Mama sich kennen? Aber... Sie hat es mir einfach nicht sagen wollen. Und... Als ich dann von dir erfahren habe, dass dieser... Dass dieser Köster mein leiblicher Vater ist. Da hab... Da hab ich rot gesehen, Papa. Ich... Ich wollte doch Mama niemals schlagen. Das... Ich kann ihr doch nie wieder unter die Augen treten. Ich... Ich glaube, es ist besser, wenn ich abhaue."
„LUNA!", quiekte Thomas erschrocken, worauf auch der kleine Hund erschrak, kurz bellte und sich dann wieder von mir kraulen ließ. „Das machst du nicht, junges Fräulein. Du bleibst bei Biggi und mir. ... Deine Mutter ist doch nicht nachtragend. Sie wird dir die kleine Ohrfeige verzeihen. Aber wenn... Wenn du jetzt plötzlich von uns weg willst, dann... Wie sollen wir denn dann ohne dich auskommen, Luna? Du bist doch unser Kind. Und das wirst du auch immer bleiben."
„Aber, Papa. Dieser Jens Köster. Das... Das ist mein leiblicher Vater. Er... Er wird sich um mich... Er wird wollen, dass ich eines Tages zu ihm ziehe. Früher oder später soll ich von Mama und dir weg. Ich... Ich hab so große Angst, dass... Dass ich von euch getrennt werde. Ihr seid doch meine Eltern. Ich kann nicht von euch getrennt werden. Das... Das geht doch nicht, Thomas. Ich liebe dich doch. Du bist für mich mein Papa, einen anderen Papa will ich nicht."
„Luna, du... Du bist für mich auch wie eine Tochter. Und ich will auch nicht, dass du von uns weggehst. Ich habe Angst um dich. Bei dem Einsatz, als wir dann abgestürzt sind... Was denkst du denn, warum ich dich da nicht dabei haben wollte? Ich wusste, dass so etwas irgendwann auch mir passieren wird. Und... Davor hatte ich so große Angst. Dass... Dass meinem Kind etwas passiert. Auch, wenn du nicht mein leibliches Kind bist, du bist trotzdem die wichtigste Person auf Erden für mich. Nichts und niemand ist für mich wichtiger, als du."
„Auch meine Mama nicht?", fragte ich verdutzt und Papa antwortete mir: „Deine Mama... Die ist mir genauso wichtig, wie du. Aber außer Biggi und dir... Gibt es keine andere Person in meinem Leben. Lisa und Laura, meine beiden Mädels, die waren mir auch sehr wichtig, aber... Die habe ich ja... leider beide verloren. Aber, meine süße kleine Luna. Weißt du, wie groß meine Angst ist, dich jetzt auch noch zu verlieren? ... Als mir Biggi vorhin sagte, dass dieser Jens Köster dein leiblicher Vater ist... Da hab ich dich schon mit gepackten Koffern zuhause in der Tür stehen sehen. Ich habe die Tränen in Biggis Augen gesehen, ich habe selber die Tränen auf meiner Wange gespürt. ... Luna, auch, wenn du nicht mein leibliches Kind bist, aber... du bist für mich so wichtig, wie mein eigenes Kind, ich will dich um Gottes Willen nicht verlieren."
„Das... Papa, das... Das hast du sehr schön gesagt, aber... Ich hab... Ich hab... Ich will... Ich glaube, es wäre besser, wenn ich... Ich weiß doch selber nicht, wie es wird, wenn ich Kontakt zu Jens hätte. Ich weiß nur, dass dein neuer Kollege jetzt für mich eine große Rolle in meinem Leben einnehmen wird. Ich... Ich will zu meinem leiblichen Vater wenigstens hin und wieder mal Kontakt haben. Egal, was er Mama damals angetan hat. Aber er ist doch mein leiblicher Vater. Ich... Ich weiß ja nicht, warum Mama und Pa... Jens nicht zusammen geblieben sind.", sagte ich zu meinem Papa und Thomas schaute zu Biggi, die sich uns langsam näherte.
„Luna, meine süße Kleine. Da bist du ja. Ich hab schon so eine große Angst um dich gehabt. Bitte, mach das nie wieder. Lauf nie wieder weg." Mama fiel mir heulend um den Hals und ich heulte mit.
„Mama... Es tut mir so leid. Ich... Ich wollte dich nicht schlagen. Ich wollte... Ich wollte dir nicht wehtun. Ich will... Mama, ich hab... Mami, sei mir bitte nicht böse. Die Ohrfeige... Das wollte ich nicht."
„Luna, pscht. Es ist ja alles in Ordnung. Ich bin bei dir, mein Schatz. Ich bin dir doch nicht böse. Ich... war nur ein bisschen erschrocken. Aber... Ich habe deine Reaktion verstanden. Ich hätte dir die Wahrheit nicht verbergen dürfen. Thomas... Lässt du Luna und mich bitte nicht alleine. Bleib hier.", wandte sich Mama an meinen Stiefvater, der schon aufstehen und uns alleine lassen wollte.
„Luna, ich... Pass mal auf, meine süße kleine Maus. Ich... Ich erzähle dir jetzt mal, was damals zwischen deinem Vater und mir los war. Warum ich mit deinem Vater nicht mehr zusammen bin. Das... Das war eine ziemlich schwierige Situation, für deinen Vater und für mich..."
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Liebe liegt in der Luft
FanfictionNach einem schweren Schicksalsschlag bemerkt Thomas, dass seine Kollegin Biggi für ihn mehr ist, als nur eine gute Freundin.