108. die Wahrheit

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Biggis Sicht:
„Frau Wächter, es tut mir sehr leid, ihnen das jetzt sagen zu müssen, aber ihre Tochter Luna leidet an Leukämie. Wir werden sie heute noch stationär in die Klinik aufnehmen und hoffen, dass wir ihr schnell helfen können.", sagte mir der Arzt und ich musste erstmal meine kleine Lisa in das Bettchen neben meinem Bett legen, bevor ich mir die Aussage des Arztes noch einmal durch den Kopf gehen lassen konnte.
Mein Kind - Leukämie? Hatte Luna im letzten Jahr nicht schon genug zu verkraften gehabt? Musste sie jetzt auch noch an dieser schrecklichen Krankheit leiden? Gab es denn keine anderen Leute, die so sehr gequält werden könnten? Musste es gerade wieder meine kleine Luna treffen?
„Frau Wächter, wenn sie wollen, dann kann ich ihnen die Ergebnisse der Untersuchung ihrer Tochter noch einmal detailliert...", bot mir der Arzt an, doch schon allein die Vorstellung, dass mein Kind todkrank war, nahm mir die Luft zum Atmen.
„Nein, danke. Das, glaube ich, brauchen Sie jetzt nicht zu tun. ... Kann ich... Kann ich es meiner Tochter selber sagen? Sie hat sich... Sie ist doch noch so jung, sie ist 15 Jahre alt.", meinte ich, während mein Blick zu der Kleinen im Bettchen ging. „Und die Diagnose steht wirklich fest? Mein liebes Kind hat... Leukämie? ... Das... Das ist doch nicht fair. Luna hat es nicht verdienst. Sie... Ist doch noch so jung. Ich... Ich hatte die Kleine doch erst im letzten Jahr wieder zu mir zurückholen dürfen. Ich... Ich hab 10 Jahre lang nicht gewusst, wo... Wo mein Kind ist. Was mit ihr passiert war. Warum... Warum ich mein Kind..."
„Ja... Ich hatte von der Geschichte zwischen ihnen und Dr. Steinberg gehört. Aber... Sie können uns glauben, Frau Wächter. Wir werden wirklich alles Menschenmögliche dafür tun, dass ihr Kind überlebt. Das verspreche ich ihnen."
„Wie... Aber wie soll unsere kleine Luna denn damit fertig werden. Und wie soll nur mein Thomas damit fertig werden? Er hat doch auch schon seine beiden Töchter Lisa und Laura im letzten Jahr bei einem Unfall verloren. Wie soll das denn jetzt alles weiter gehen? Ich verstehe... Ich verstehe das alles nicht. Wieso grade jetzt? Wieso grade meine Tochter? Sie musste in ihrem Leben schon so viel mitmachen. Ich will die Kleine nicht noch mal so leiden sehen, wie vor ein paar Wochen, als sie fast starb.", fragte ich den Arzt verzweifelt, doch er wusste darauf leider auch keine Antwort.
„Frau Wächter, ich kann Ihnen leider nicht sagen, warum ausgerechnet ihr Kind so schwer krank ist. Aber wir werden alles dafür tun, dass ihr Kind überleben wird. Wir werden die nötigen Untersuchungen einleiten und herausfinden, wie wir ihrer kleinen Luna am besten helfen können."
„Und... Wie soll es dann weiter gehen? Luna... Ich... Luna ist erst 15 Jahre alt. Ich... Ich habe sie... doch schon einmal verloren. Und ich... ich liebe die Kleine so sehr. Sie... Sie ist doch mein Kind... Ich habe..."
„Frau Wächter, ich verstehe doch, dass... Sie sich um ihre Tochter Sorgen machen. Aber... Ich verspreche ihnen, dass wir alles in unserer Macht stehende tun werden, um Luna zu retten. Wir werden uns um ihr Kind kümmern, Frau Wächter. Sie müssen jetzt erst mal für ihr Baby da sein, die kleine Maus braucht sie auch." Doch ich konnte doch nicht einfach so tun, als wäre alles in Ordnung. Als hätte Luna sich nur erkältet.
Aber es war nichts in Ordnung und meine kleine Luna hatte nicht nur eine einfache Erkältung, die mit ein bisschen liebevollem Zuspruch vorbei gehen würde. Sie hatte Leukämie. Und daran konnte die Kleine sterben. Wenn die Ärzte nicht schnell genug etwas dagegen taten.
Warum musste es ausgerechnet Luna treffen? Warum wurde gerade unserer Familie in diesem Jahr immer wieder in die Beine gegrätscht?
„Frau Wächter, ihre Tochter wird gleich hier sein. Ich schicke sie dann zu ihnen.", erklärte mir der Arzt und verließ mit einem aufmunternden Lächeln das Zimmer.
Nun war ich wieder ganz allein - ganz alleine mit dem Wissen, dass meine Kleine... dass meine kleine Luna sterben könnte.

Thomas' Sicht:
Wir kamen wenige Minuten später zusammen am Büro von Dr. Allendorf an und meine liebe kleine Luna klopfte vorsichtig an die Tür.
„Luna Estelle, hallo. Schön, dass du jetzt schon da bist. ... Ich habe vorhin mit deiner Mutter gesprochen, sie möchte dir selber sagen, was... Was mit dir los ist.", erklärte der Arzt der Kleinen, die mich geschockt anschaute und nicht wusste, was sie davon halten oder wie sie jetzt darauf reagieren sollte.
„Das ist jetzt doch nicht ihr Ernst, Herr Dr. Allendorf. Sie haben Luna zu sich in die Klinik bestellt und jetzt... Soll meine Tochter einfach nur zu ihrer Mutter gehen? Was treiben sie hier für ein Spielchen mit meiner Kleinen?", fragte ich mit aufgebrachter Stimme den Arzt, der mir erklärte: „Herr Wächter, ich kann ja verstehen, dass sie jetzt aufgebracht sind. Wo sie nicht wissen, was mit ihrer Tochter los ist. Aber dazu gibt es... Aber dazu gibt es gar keinen Grund."
„Es gibt dazu keinen Grund... Herr Dr. Allendorf. Sie sagen mir jetzt sofort, was mit meiner Luna los ist. Warum sollte sie ausgerechnet heute noch mal zu ihnen in die Klinik kommen?"
„Sie... Gehen sie zu ihrer Frau, die wird ihnen alles erklären, Herr Wächter. Sie... Sie können mir glauben, ich habe diese... dieses Gespräch mit ihrer Frau nicht gerne geführt. Aber... Es ist jetzt ganz wichtig, dass ihre Familie gerade jetzt zusammen hält. Ihre Luna wird sie jetzt mehr denn je brauchen."
„Was... Was soll das heißen?", fragte Luna verängstigt und krallte sich in meiner Hand fest. Dicke Tränen der Angst und der Verzweiflung rannen ihr aus den Augen.
„Na, komm. Luna, wir gehen erst mal zu deiner Mama. Sie wird bestimmt nicht so verschlossen sein, wie der Kollege.", sagte Michael aufmunternd zu meiner Luna und schloss ihre rechte vor Angst zitternde Hand in seine.

Bei Biggi im Zimmer stand meine liebste Frau am Fenster und weinte.
„Biggi, mein Schatz. Was... Was ist denn passiert? Hey, mein Engel. Was... Was hast du denn? Was ist denn passiert?"
„Thomas, ich... Dr. Allendorf... hat mir gesagt... Wo ist Luna?" Biggi blickte sich in ihrem Zimmer um und fand ihre Tochter am Bettchen ihrer kleinen Schwester stehen.
Vorsichtig streichelte unsere Große ihrer kleinen Schwester über den Kopf und ging dann zu ihrer Mutter.
„Hier bin ich, Mama. Was... Was ist denn passiert? Ich...", sagte Luna mit Tränen in den Augen und Biggi schloss unsere liebe Tochter in den Arm.
„Was... Luna, meine Kleine. Du... Du weißt doch, dass... Dass Dr. Allendorf... gestern... bei dir verschiedene Untersuchungen... Ich... Er war gerade bei mir und hat mir erzählt, was mit dir los ist."
Ich spürte, wie schwer es unserer Biggi fiel, mit uns über dieses Thema zu sprechen. Und auch unsere kleine Luna schien bereits zu ahnen, was los war.
„Mama, was ist... Was ist denn los? Was... Was hat dieser Dr. Allendorf... Was ist denn mit mir?", fragte sie völlig verängstigt und Biggi schloss Lunas Hände in ihre.
„Luna, Dr. Allendorf hat bei den ganzen Untersuchungen, die er... die er gestern Nachmittag bei dir gemacht hat... herausgefunden, dass... Dass du... Mäuschen, du hast... Leukämie."
Luna starrte ihre Mutter mit einem geschockten Blick an und ich spürte, wie langsam ihre Kräfte schwanden. „Luna, meine Kleine. Hey, bleib stehen, meine Maus. ... Was... Ist sich Dr. Allendorf wirklich sicher? Hat... Unsere kleine Maus wirklich..."
„Ja, anscheinend. Ich... Luna!" Plötzlich verließen Luna ihre Kräfte völlig und sie kippte direkt in meine Arme.
„Michael!", rief ich sofort meinen Freund, der auch gleich zu uns gelaufen kam.
„Hey, Luna. Was machst du denn für Sachen?", fragte er meine Kleine, nachdem ich meine Süße kurz auf Biggis Bett gelegt hatte. „Luna! Hey, Luna. Hörst du mich?"
„Ja, ich... Was ist denn passiert?", fragte Luna schwach, als sie ihre Augen öffnete und verwirrt um sich blickte.
„Du bist plötzlich ganz umgekippt. Wie geht es dir?", fragte unser Notarzt, als sich unsere kleine Luna kurz auf ihrem Bett aufstützte und sich hinsetzen wollte. „Gut... Was... Was ist denn aber... Was ist denn los?"
„Das erklären... Das erklären wir dir später, Maus. ... Wir werden deinen Kreislauf jetzt erst mal... stabilisieren. Und dann schauen wir weiter, Süße.", erklärte Michael der Kleinen und ich schloss meine Süße tröstend in meine Arme.
„Wir kriegen alles wieder hin.", beruhigte ich die weinende Luna, die immer wieder flüsterte: „Ich... Ich will nach Hause... Ich will nach Hause. Ich will..."
„Pscht, meine Kleine. Ich bin bei dir. Und Biggi ist auch da. ... Wir werden immer bei dir sein, meine Kleine. Wir lassen dich nicht im Stich. Biggi nicht und ich auch nicht. Wir werden immer auf dich aufpassen. Es... Es wird alles wieder gut."

Liebe liegt in der LuftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt