Instinktiv fror Damian mitten in der Bewegung ein. Seine Hand schnellte zum Schwertgriff, verborgen unter den losen Falten seines Umhangs.
„Das ist keine gute Idee." Er fühlte heißen Atem an seinem Ohr. Scharfer Kontrast zu der kalten Klinge, die jetzt gegen seinen Hals drückte. „Eine falsche Bewegung und Eure Begleiterin stirbt."
„Veronika!" Damian versuchte, den Kopf zu drehen, aber der Fremde hielt mit eisernem Griff seine Schultern. Trotzdem spürte er Zorn in sich hochkochen. „Wenn ihr auch nur-"
„Keine Angst, Prinz. Seid brav, dann passiert Ihr nichts. Und Euch auch nicht. Mein Herr versichert es."
Damian biss sich auf die Lippe. Sie wussten, wer er war. Es hatte keinen Sinn zu lügen. „Was will Euer Herr von mir?"
„Reden."
In seiner Kehle breitete sich ein bitterer Geschmack aus. Sie hatten ihn gefunden. Sein Vater hatte ihn gefunden, selbst hier am Ende der Welt. Veronikas hatte Recht behalten: Seinen Dämonen konnte man nicht davonlaufen.
Er wehrte sich nicht, als der Mann ihn vor sich herschob, weg von der Menge in weniger belebte Seitenstraßen. Dort zog er einen Vorhang zur Seite und stieß ihn in eine dunkle Sackgasse.
Mit den Knien voran landete er im Staub. Sand bohrte sich in seine
„Damian!" Veronika sprang auf. Sie wollte auf ihn zu rennen, doch ihr Bewacher packte sie am Arm und hielt sie zurück.
Trotz ihrer Lage war Damian erleichtert, sie zu sehen. „Haben sie dir was getan?"
Bevor sie antworten konnte, kam aus dem hinteren Teil der Gasse ein Schnauben. „Natürlich nicht. Haltet Ihr mich für Euren Vater, Prinz?" Eine Gestalt löste sich aus dem Schatten, zog die Kapuze vom Kopf.
Es war Claudius, der Ratsherr aus dem Triumvirat.
Natürlich. Wer, außer der Herr der Spione selbst, hätte sie hier aufspüren können. Natürlich hatte sein Vater ihn damit beauftragt.
„Du!" Veronikas Augen weiteten sich.
Claudius lächelte nur dünn, scheinbar gänzlich unbeeindruckt von ihrem Tonfall. „Glaube mir, ich hätte dich auch lieber unter anderen Umständen wiedergesehen. Aber wir mussten einen Weg finde, mit dem Thronfolger zu sprechen, ohne, dass es halb Ahumada mitbekommt." Er nickte den Wachen zu. „Geht. Bewacht die Gasse und sorgt dafür, dass wir ungestört bleiben."
Damian kam schwankend auf die Beine, aber bevor er etwas sagen konnte, schob sich Veronika wie ein Schutzschild vor ihn. „Du musst das nicht tun, Claudius! Du könntest lügen. Sagen, dass du uns nie gefunden hast. Bitte! Ich mache alles, was du willst, nur lass ihn frei!"
„Ein verlockendes Angebot", sagte Claudius und wieder kräuselte ein Schmunzeln seine Lippen. „Und eines, bei dem ich unter normalen Umständen immer schwach werden würde. Aber hier geht es nicht um mich."
Sachte nahm Damian Veronikas Hand und drückte sie, bevor er sich an ihr vorbeischob. „Wie habt Ihr uns gefunden?"
„Jede Reise hinterlässt Spuren. Und Eure waren nicht gerade subtil." Claudius griff in die Tasche seines Umhangs und zog eine Goldmünze hervor. Sie schillerte im Halbdunkel. „Kleiner Tipp. Wenn Ihr das nächste Mal unentdeckt blieben wollt, zahlt nicht mit frisch geprägtem Gold. Vor allem nicht an einem Ort wie Antonia vor den Mauern. Das letzte Mal, dass in diesem Drecksloch jemand mit Gold bezahlt hat, muss noch zur Zeit der Hexen gewesen sein." Er gluckste. „Wenn überhaupt."
Damian ballte die Hand zur Faust. „Was wollt Ihr von mir?"
„Kommt nachhause."
Am liebsten hätte er laut gelacht. „Damit mein Vater-"
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Die Dornen der Götter
Fantasy„Hexen müssen sterben. So ist es Gesetz in Verlon. Seit dem Tag, als sich ihre Magie gegen uns wandte und Monster schickte. Seit dem Tag, als unser König die Kreaturen bezwang und in den Wald verbannte. Die Monster waren Gottes Strafe für Zauberei...