8. Kapitel

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Am Abend liege ich auf dem Sofa und ruhe mich etwas aus.

Als wir - Gwen und ich - zu der Krankenschwester gegangen sind, stellte es sich wirklich heraus, dass mein Knöchel geprellt ist. Das konnte man unter anderem daran feststellen, weil ich immerhin noch laufen konnte, jedoch mit starken Schmerzen, ebenfalls ist mein Knöchel angeschwollen. Ich hätte lieber nicht meinen Willen Cole etwas beweisen zu müssen, durchsetzen lassen. Schließlich hat es mir mehr Ärger, als Vorteil verschafft.

Die Krankenschwester meinte auch, dass ich nächste Woche ohne weitere Probleme am Volleyball Spiel teilnehmen kann, was für mich eine echte Erleichterung ist. Wäre es nicht der Fall müsste ich mich in der dunkelsten Ecke unseres Zuhause verstecken, weil ich es mir selbst angetan hatte.

Ich strecke meine Hand nach meinem Handy, das auf dem Kaffetisch liegt aus, und wähle dann die Nummer von Gwen.

Mir ist langweilig und da ich meinen Fuß nicht über anstrengen darf, werde ich jetzt einfach Gwen anrufen. Vielleicht will sie auch jetzt vorbeikommen, um sich zusammen mit mir zu langweilen. Na ja, das machen wir auch öfters so. Wie sagt man es nochmal immer; zu zweit macht alles viel mehr Spaß als alleine!

"Hallo?", meldet sich die verschlafene Stimme von meiner aller besten Freundin im ganzen Universum und hinter den sieben großen Bergen.

Eigentlich habe ich jetzt wirklich gedacht, dass Gwen nicht schläft, da es schließlich ja nicht so spät ist.

Jedenfalls ist es nicht die Bett Zeit! Ihre Bett Zeit

"Hallo meine aller beste Freundin im ganzen Universum und hinter den sieben großen Bergen! Wie geht es dir?", frage ich ganz schnell, bezweifle aber, dass sie auch nur ein Wort verstanden hat.

Ich höre ein genervtes aufstöhnen auf der anderen Seite der Leitung.

"Mir geht es super. Danke der Nachfrage, nur so damit du es weißt; ich habe gerade geschlafen und du hast mich aus meinem Land der Träume geholt ..."

"Wohoho, Gwen! Land der Träume? So etwas würde meine Gwen nie sagen, dafür kenne ich sie zu gut. Also wer bist du und was hast du mit meiner aller besten Freundin im ganzen Universum und hinter den sieben großen Bergen gemacht!" Ich kichere und spiele mit dem Stoff der Decke, die ich mir bis zu den Hüften hochgezogen habe.

Land der Träume? Das ist ja mal so was von nicht in Gwen's Stil.

Sie glaubt nicht an Märchen, genauso wenig, wie an ein Happyend für uns alle. Und genau diese Meinung vertrete ich auch.

Ich glaube nicht an Märchen, da diese nur Augenklappen, durch die wir Menschen die Realität nicht länger sehen können, sind.

Ich glaube nicht an ein happyend, denn nur Gott weiß, was uns vorgeschrieben ist. Und das kann genau das Gegenteil von 'happy' sein.

Eigentlich haben Gwen und ich sehr viele Meinungsverschiedenheiten, aber da müssen wir beide einander zustimmen.

"Nun weil ich dich so gut kenne, weiß ich, dass du etwas von mir willst. Also was ist es?" Meine Ohren nehmen das Zuschlägen einer Tür wahr.

Sofort nehme ich an, dass Gwen aus ihrem Zimmer raus gegangen ist.

"Ich bin zuhause gefangen, kann nichts machen, außer zu lesen, aber das Problem ist, dass ich nichts mehr zum lesen habe und Talk Shows sind langweilig. Bevor du sagen kannst, ich könnte einen Film schauen, muss ich dich enttäuschen, denn das kann ich nicht ... dafür gibt es auch eine Erklärung; du hast all meine Filme bei dir zu Hause! Also ... Kommst du rüber? Bitte?", erkläre ich, dabei setze ich meine süße Stimme ein, damit der Endeffekt auch positiv rauskommt.

"Mir ist so langweilig!", säusle ich gespielt traurig.

Gwen schweigt immer noch, was mich ungeduldig macht. Sie kann doch auch direkt sagen, wenn sie nicht kommen möchte. Aber das wird sie nicht machen ...

"Weißt du, dass ohne dich alles langweilig ist? Ohne so eine gute Freundin ... Ok, gut ist zu unterschätzt. Ohne so eine perfekte Freundin, wie dich ist alles langweilig!", schleime ich und sofort höre ich Gwen lachen.

Obwohl ich sie nicht sehe, spüre ich ein Grinsen auf ihren Lippen und zwar schon seit dem Anfang unseres Gespräches.

"Ok, ok! Du hast gewonnen! Aber ich kann erst in einer Stunde kommen, weil ich gleich auf Sam aufpassen muss. Ist das in Ordnung?"

Sam ist die Cousine von Gwen und sie ist super süß und sieht genauso aus wie Gwen, was echt unheimlich ist. Es ist fast so, als sei Sam der Doppelgänger von Gwen.

Doch für eine vierjährige ist sie wirklich zickig und frech. Sie will immer ihren Willen bekommen und wenn sie es nicht bekommt, ist die reinste Hölle los, wirklich!

"Ja, klar. In der Zwischenzeit werde ich mir die langweiligen Talk Shows angucken. Wünsch mir genauso viel Spaß, wie ich es dir mit Sam wünsche, du Biest!", sage ich lachend.

"Spaß? Mit Sam? Ja, klar. Wenn ich es mit Sam nicht aushalte, dann versprich mir, mich im Irrenhaus besuchen zu kommen!", gibt sie ebenfalls lachend zurück.

So schlimm kann es doch nicht werden mit Sam. Ich bin mir sicher, dass Gwen es überleben wird und nicht nachher in einem Irrenhaus landet.

Ich schnappe mir mit meiner freien Hand die Fernbedienung, die auf dem Boden liegt und schalte schonmal den Fernseher an und verabschiede mich dann von Gwen.

"Indianerehrenwort, Hexe! Bis nachher."

"Ich halte dich bei deinem Versprechen. Vergiss das bloß nicht!"mit legt sie auf und ich höre nun das nervige Piepen, das erscheint nachdem man aufgelegt hat.

Es ist tatsächlich praktisch, dass Gwen nur einige Häuser von mir entfernt wohnt. Deshalb verbringen wir auch die meiste Zeit entweder zusammen draußen, oder am Handy. Dann schreiben oder telefonieren wir meistens immer miteinander.

Ich würde Gwen gegen nichts in der Welt tauschen, denn das Geld, Gold und andere Sachen sind nicht einmal zur hälfte soviel Wert, wie unsere Freundschaft.

Mein Inneres Ich sagt mir, ich soll mich einfach ins Kissen zurücklegen, meine Decke hochziehen und enger an mich drücken und mich einfach nur entspannen, was ich dann natürlich auch beschließe zu machen.

Es vergehen ungefähr sieben Minuten in denen ich durch die Kanäle springe und nach einer normalen Sendung für mich suche, als es dann plötzlich an der Tür schellt.

Mein erster Gedanke ist, dass Gwen vielleicht früher kommt, aber dann fällt mir ein, dass Nolan wahrscheinlich seinen Schlüssel nicht mit zum Training mitgenommen hat, obwohl er es eigentlich jedesmal tut.

Langsam und angestrengt stehe ich auf und bereite mir auch schon einen Spruch, mit dem ich meinen Bruder ein bisschen aus der Fassung bringen könnte, vor.

Vielleicht so etwas wie ' Die neue Beute der Schlange - Scarlett '.

Ich liebe es so sehr meinen Bruder aufzuziehen!

Ein kleines Lächeln spiegelt sich auf meinen Lippen und ich bin schon soweit, um nach der Türklinke zu greifen. Sie ist kalt und dies versetzt mir sofort eine kleine Gänsehaut auf meinen Händen. Schlagartig öffne ich die Türe und erstarre sofort.

Das ist doch jetzt ein viel zu blöder Scherz, oder?

Finding FaithWo Geschichten leben. Entdecke jetzt