48. Kapitel

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23:48.
Mittwoch, 20. Januar.

Müde starre ich an die Decke und schaue mir die unzähligen Bilder, die dort von oben hängen an. Auf einen von ihnen ist Maggie zu sehen. Sie lächelt und guckt Nolan und mich von der Seite an. Ihr graues Haar hat sie hochgesteckt und ihre blauen Augen glänzen. Ich kann mich noch daran erinnern, dass es unser neunter Geburtstag war und wir ihn zusammen mit Kara in einem Erlebnispark verbracht haben.

Drei Wochen sind vergangen seitdem Maggie nicht mehr bei uns ist. Der Schmerz sitz immer noch tief in meiner Brust aber Kara zu Liebe versuche ich mich zusammenzureißen. Sie meint, wir alle hätten schon lange gewusst, dass Maggie krank war und uns bald verlassen müsste. Damit hatte sie auch recht gehabt. Aber trotzdem ist es für mich schwer so zu tun, als wäre mir diese Sache - ihr Tod - völlig egal, wenn es mir alles andere als egal ist. Kara ist inzwischen mit der Sache klargekommen, doch ich kann ihr ansehen, wie sehr sie ihre Mutter vermisst.

Sie arbeitet jetzt etwas mehr, als vor dem Tod und die Hochzeit haben John und sie verschoben, da es viel zu früh wäre um zu feiern. Doch die Idee, dass Nolan und ich unseren achtzehnten Geburtstag auf der Sullivan Island verbringen sollten, ging ihr nicht aus dem Kopf. Und weder Nolan noch ich könnten ihr klar machen, dass wir gar nicht feiern wollten. Mein Bruder war fest davon überzeugt, dass er mit seinen Kollegen einfach einige Clubs besuchen wollte, während das einzige, was ich tun würde, wäre mich zuhause aufzuhalten. Am liebsten alleine.

Jedoch war Mom dies nicht aus dem Kopf zu schlagen. Sie bestand darauf, weil Maggie gewollt hätte, dass wir unseren Geburtstag unvergesslich machen sollten. So haben wir schließlich nachgegeben und schon diesen Freitag wird die Party stattfinden. Nolan hatte dann doch keine Probleme mit dieser Idee und hat schließlich die hälfte der Schule eingeladen. Wobei ich nur Cameron, Gwen und Cole eingeladen habe.

Gedankenversunken schaue ich auf die Uhr auf meinem Nachttisch. 23:57.

Wie lange ich in Gedanken versinken kann, ist für mich ein Rätsel und macht mir insgeheim Angst, da es sich wie eine gefühlte Ewigkeit anfühlt. Ich habe Kara gebeten nicht bis Mitternacht wach zu bleiben, denn sie muss am frühen morgen arbeiten und braucht ihren Schlaf. Warum ich bis Mitternacht warte, weiß ich eigentlich nicht. Jetzt wird alles anders. Ich werde erwachsen und muss schon bald aufs College und all die anderen wichtigen Entscheidungen treffen.

Ein lauter Knall reißt mich so plötzlich aus den Gedanken, sodass ich hochfahre und mein Herz fast stehen bleibt. Verdammter Mist auch! Wer oder was zum Teufel ist das? Mein Mund leicht geöffnet und die Augen weit aufgerissen, starre ich auf mein Fenster, welches gerade geöffnet wird. Ich schlucke und mein kleines dummes Herz macht in meiner Brust Freudensprünge, da ich jetzt - zwar etwas verschwommen - sehen kann, wer es ist.

Ich ziehe die Decke zur Seite und setze mich aufrecht auf. Schlafshorts mit nur einem weißen Top ist gerade nicht die beste Kombination von Outfit, die ich in Cole's Gegenwart anziehen wollte. Cole geht durch das Fenster rein, was mir die Frage, wie er immer hochkommt, noch mehr erschwert.

Seine Augen bohren sich direkt in meine und obwohl das Licht aus ist, kann ich das glänzen in ihnen sehen. Er kommt auf mich zu und setzt sich neben mich hin. "Was machst du noch so spät hier?", flüstere ich, als ich den Kopf zu ihm drehe. Er antwortet nicht sofort, was mich ungeduldig werden lässt. Stattdessen schnappt er sich meine Hand und verschränkt unsere Finger in einender. "Alles gute zum Geburtstag.", wisperte er. Im nächsten Moment liegen seine Lippen schon auf meinen und augenblicklich liege ich mit dem Rücken auf meinem Bett.

Cole macht nichts anderes als mich sanft zu küssen. Doch ich will mehr, das macht mich verzweifelt. Ich liebe ihn und ich will ihn haben, egal wie schlimm alles zwischen uns kommen könnte. Ich werde ihn immer wollen.

Abrupt löst er sich von mir und mit dem Daumen streicht er über meine Unterlippe. "Ich liebe dich so sehr.", hauchte er atemlos. Der Kuss war sanft, jedoch fordernd. Es war ein Gefühlschaos zwischen meiner Liebe zu ihm und der Trauer um Kara's Mutter. Meiner Großmutter. Ich denke, dass ich mir noch gar nicht bewusst bin, wie sehr ich ihn liebe. Keine Worte - zumindest keine die ich passend finde - würden jemals das rechtfertigen, was ich für ihn empfinde. Genauso, wie er es mir vor einigen Wochen gesagt hat.

Lächelnd lege ich meine Hand auf seine Wange und streiche über seine weiche Haut. Kurz spüre ich, wie er zusammenzuckt, doch das hindert ihn nicht daran mich mit beiden Händen hochzuheben und mich über seine Schulter zu werfen. Überrascht quicke ich auf. "Toll. Ich wollte dir gerade eine Antwort geben aber du musstest es ja zerstören. Danke auch, Schatz.", betont spreche ich das letzte Wort aus, woraufhin er sich einmal um seine eigene Achse dreht. Plötzlich schmeißt er mich auf die Mitte des Bettes und grinst mich gespielt böse an. "Bitte, Baby.", erwidert er ganz leise.

Mir ist es unangenehm, wie er mich ansieht. Ich bin mit etwas wenig Kleidung bekleidet, weshalb ich schnell unter die Decke krieche. Ich spüre, dass mir die Röte ins Gesicht schießt sobald ich ihm eine ernst gemeinte Frage stelle. "Möchtest du heute Nacht hier bleiben?" Weiterhin grinsend nickt er mit dem Kopf und schnell zieht er seine Lederjacke aus. "Ich möchte für immer bleiben." Seine Worte bringen mein Herz zum schmelzen. Cole weiß immer, was er sagen muss, um mich um den Finger zu wickeln. Aber ich liebe ihn. Ohne weiterhin ein Wort zu sagen zieht er auch seine Schuhe aus und legt sich dann stumm neben mich. Ich starre an die Decke und spüre, dass Cole mich von der Seite mustert. "Du bist so wunderschön.", haucht er gegen meine Schläfe, die er danach küsst.

Langsam drehe ich mich zu ihm um und merke, dass eine Träne meine Wange runterrollt. "Alles in Ordnung?", fragt er plötzlich besorgt. Seine Hand findet schnell an meiner Wange Platz und wischt die Träne weg. Nickend antworte ich. "Jetzt schon. Mit dir ist alles viel besser.", er küsst mich flüchtig auf den Mund, dann schließt er mich in eine Umarmung. Mein Kopf liegt auf seiner Brust und sein Kinn auf meinem Kopf. Lächelnd höre ich, wie schnell sein Herz schlägt. Sehr schnell.

"Ich weiß, Baby. Deshalb liebst du mich so sehr und findest mich unendlich attraktiv.",

"Bist du gerade ein Marathon gelaufen?", ich ignoriere seine vorherige Aussage und lege meinen Kopf in den Nacken, um ihn in die Augen schauen zu können. Das blaue ist so intensiv, das es mir ein Stich im Herzen verlegt. Ich sehe die Liebe in seinen Augen und könnte vor Glück weinen. Ich liebe ihn so sehr.

"Nein, das ist mein normaler Herzschlag, wenn ich bei dir bin. Vor allem in deinem Bett.", glucksend schlage ich ihm auf die Brust. "Lieber Gott. Warum denkst du immer daran?", frage ich bloß um ihn zu nerven. "Weil ich dich liebe?", lacht er.

"Und ich habe etwas für dich. Das muss aber bis morgen früh warten, Baby.",

Oh, nein. Ich habe schon jetzt Angst, was er für mich hat. Cole's Ideen gehen immer etwas zu weit und sind meistens absurd. "Das macht nichts. Ich bin einfach nur froh dich jetzt bei mir zu haben.", erkläre ich leise. Seine Mundwinkel zucken nach oben, als er mich sanft anlächelt. "Ich liebe dich, Faith. So sehr. Ich dachte niemals, dass ich ein Mädchen jemals so sehr lieben könnte, wie dich. Vielleicht liegt es aber daran, dass ich nie etwas fühlen wollte.",

Müde lege ich meinen Kopf wieder an seine Brust an. Ich weiß nicht, warum aber meine Augen fallen automatisch zu und das einzige, was ich noch rauskriege ist. "Ich liebe dich auch, Cole.",

Finding FaithWo Geschichten leben. Entdecke jetzt