37. Kapitel

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Von weiten sehe ich Cam und Gwen, die neben ihren Spinden stehen und lachen. Ihr geht es eindeutig viel besser, als am Montag und das ist gut so. Sie hat das alles nicht verdient. Cole hält immer noch meine Hand fest und lässt sie auch nicht los, wenn wir uns neben den beiden hinstellen.

Gwen mustert unsere Hände einen Moment lang verwirrt, doch dann umspielt ein weiches Lächeln ihre Lippen. "Haben wir etwas verpasst?", fragt sie mit großen Augen. Cam verschränkt die Hände vor der Brust. "Nein, das habt ihr nicht.", sage ich lächelnd, dann legt Cole sanft eine Hand um meine Schulter und schaut mich von der Seite an.

"Niedlich, wie sehr du unsere Liebe verleugnen willst aber das, was sich wirklich in deinem Herzen verbirgt, Baby, das kannst du nicht leugnen.", seufzt er. Unsere Liebe? Pardon, ich glaube, dass ich mich hier gerade eben verhört habe, doch darauf will ich jetzt nicht länger draufgehen. "Und ich dachte, wir wären deine besten Freunde, Fay. Was für eine Enttäuschung!", mischt sich auch Cam ein. "Ok, ok. Ich habe es schon verstanden. Heute habt ihr es auf mich abgesehen.", ich befreie mich von Cole's Griff und versuche dann das Thema zu wechseln.

"Geht es dir besser, Gwen?", frage ich sie besorgt. Sie nickt und ihr Blick bleibt auf Cam hängen. Plötzlich bildet sich auf seinen und auch auf ihren Lippen ein breites Grinsen. "Wie könnte es mir denn schlecht gehen, wenn ich Cam seit Montag an bei mir habe? Ich sage dir, ich hatte nicht einmal die Gelegenheit gehabt alleine zu bleiben. Und du kannst dir vorstellen, wie nervend es war.", erklärt sie. 

Das habe ich mir schon gedacht. Cam würde Gwen niemals im Stich lassen, auch wenn sie ihm Millionen von Malen eine Abfuhr gegeben hätte und auch das Herz brechen würde. Er würde sie immer noch so sehr lieben, wie jetzt. Nur leider kann Gwen das nicht einsehen. Sie schiebt diesen Gedanken immer beiseite und ich weiß gar nicht, warum sie es tut. Kenne tut sie ihn so gut, wie mich. "Hey, wenigstens hattest du Spaß. Was würdest du denn bloß ohne mich machen, meine Liebste?", sie kichert und klammert sich an seinem Arm fest.

Was? Gwen klammert sich an seinem Arm fest? Moment mal, jetzt bin ich verwirrt. Bin etwa ich diejenige, die etwas verpasst hat?

"Cole ...", setzt Cameron schlagartig an, doch er kommt nicht dazu seinen Satz zu beenden, denn Finn hat schon seinen Weg zu Cole gefunden und wie in einer Zeitlupe wird er zur Seite geschupst und landet daraufhin mit dem Rücken an einem Spind. Ich trete einen Schritt zurück und sofort wird mir bewusst, dass das alles jetzt noch schlimmer wird. "Finn!", schreit Gwen sauer, doch dieser reagiert nicht. Stattdessen hat er  Cole am Kragen gepackt und schaut ihn wütend an. 

Cameron versucht dazwischen zugehen, doch das ist erfolglos, denn er wird von Liam festgehalten. "Ganz ruhig, Freund. Die beiden haben noch eine Rechnung offen.", lacht er. "Lass ihn los!", zischt Gwen, woraufhin Liam ihr nur einen belustigten Blick zuwirft. "Dein neuer Freund? Mh, interessant.", brummt er. 

"Sind wir heute mutig genug und schlagen diesmal kein Mädchen?", höre ich Cole fragen. Mein Blick wandert zu ihm und als ich ihn ansehe, ist sein Gesichtsausdruck entspannt. Warum ist er entspannt! "Lass deine schmutzigen Hände von mir, Finn. Ich warne dich oder hast du etwa das letze Mal nicht daraus gelernt?", Finn lacht auf und verstärkt seinen Griff, sodass seine Knochen schon fast weiß hervortreten.

Ich sollte eigentlich etwas machen aber was kann ich denn schon tun? Ein kleines Mädchen? Wahrscheinlich würde ich entweder alles schlimmer machen oder selbst noch eine drauf bekommen. 

Außerdem ist mir nun mehr als nur bewusst, dass Cole sich selbst verteidigen kann, das habe ich auch schon am Montag gemerkt und, wie er Finn jetzt ansieht, würde er es jeder Zeit erneut tun. 

"Du wirst das alles bereuen, Cole.", sagt Finn und in seiner Stimme schwingt ein gefährlicher Unterton mit. Er lässt von Cole ab und dreht sich um. Meine Augen stießen auf seine und einen Sekundenbruchteil starren wir uns nur an, bis er das Wort ergreift und mir damit eine unerklärlich starke Gänsehaut einjagt. 

"Du auch, kleine. Merk dir das.", Liam und Finn verschwinden und besorgt trete ich einen Schritt nach vorne, um genau vor Cole zu stehen. Unsere Augen treffen aufeinander und seine haben einen belustigten Ausdruck angenommen und ich kann nicht nachvollziehen, warum er das tut. Schließlich hat Finn uns gerade gedroht aber um ehrlich zu sein habe ich keine Angst vor ihm, denn noch heute werde ich zum Schuldirektor gehen und die Sache ein für alle Male beenden.

"Es tut mir leid, Cole. Das alles ist meine Schuld.", entschuldigt sich Gwen. "Das ist überhaupt nicht deine Schuld, du könntest schließlich nicht wissen, wie Finn tickt.", versichert er und löst somit unseren Augenkontakt auf. "Aber ...", 

"Kein aber, Ok. Ich will nichts mehr über Finn hören. Er denkt, ich hätte mit solchen Typen, wie ihm niemals etwas zu tun gehabt und deswegen fühlt er sich so stark. Aber da irrt er sich gewalttätig ... lass uns jetzt einfach in die Klasse gehen, Ok.", Gwen nickt und hackt sich bei Cam ein. Die beiden laufen vor uns, während Cole seine Hand wieder in meine nimmt und mich weiterhin ohne etwas zu sagen von der Seite ansieht.

Also hatte er etwas mit Drogendealern zutun? Ich weiß so viel über ihn, doch ist es wirklich genug, um ihn vertrauen zu können? "Alles in Ordnung, Baby?", flüstert er und hastig nicke ich. "Finn hat nicht den Mut, um dir etwas zu machen. Nolan und ich wür  ...", 

"Darum mache ich mir auch keine Sorgen. Ich werde gleich zum Direktor gehen und ihm alles berichten, was ich weiß und dann sind wir Finn los aber ...", ich stoppe und beiße mir auf die Zunge. Ich kann ihm meine Unsicherheiten gegenüber ihm nicht äußern, das wäre dumm.

"Aber?", fragt er nach und streicht mit seinem Daumen über meine Hand und zusammen betreten wir die Klasse. "Äh, nichts. Ist schon gut.", winke ich ab, dabei lächle ich gezwungen. Ich will uns beiden wirklich eine Chance geben und das kann nicht funktionieren, wenn ich andauernd an ihm zweifle. Ein bisschen ablassen, das muss ich jetzt machen und vor allem ihm mein volles Vertrauen schenken.

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