"Du bist ziemlich klein.", seine raue Stimme ist nur ein flüstern und seine eisblauen Augen funkeln mich an, als sei ich ein kleines Kind, den man gerade etwas süßes gegeben hat. Mein Blick fällt einmal von links nach rechts und dann zu ihm. "Ich bin nicht klein. Du bist nur viel zu groß, genau wie dein Ego.", ich lächle und lege meine Hände auf seine Schulter. Cole lacht auf und ich schupse ihn ein wenig weg von mir, nur um etwas Distanz zwischen uns zu schaffen. "Ach, was?", er macht eine lässige Handbewegung. "Gib es zu, du magst mich.", meint er immer noch lächelnd. Ich schüttle meinen Kopf und will gerade etwas sagen, doch in dem selben Moment klingelt es zum Unterrichtsbeginn und ich weiß, dass Miss. Blake schon sicherlich da ist.Eigentlich habe ich nichts gegen Cole. Er ist nett aber manchmal viel zu selbstsicher und auf jeden Fall ganz anders als die anderen Jungs, die ich so kenne. Manchmal ist er nett, manchmal auch gemein. Aber ich denke mal es hält von seiner jeweiligen Laune ab. Nun erwidere ich auch. "Wir müssen zum Unterricht.", ich laufe los und sobald ich nach hinten schaue, sehe ich Cole, der angewurzelt stehen geblieben ist und gekränkt rein schaut.
"Kommst du?", rufe ich belustigt nach. Einige Bruchteile später kommt er angerannt zu mir und dann rammt er mir leicht seinen Ellenbogen in den Oberarm. "Hexe!", brummt er, dabei sieht er nach vorne. "Hexe.", äffe ich ihm nach und leider Gottes stehen wir schon vor unserem Klassenzimmer. "Denkst du sie ist schon da?", fragt er mit einer hochgezogenen Augenbraue. Ich zucke mit den Schultern. Bin ich Hellseherin? "Jedenfalls ist die Tür zu und es ist leise also nehme ich an, dass sie da ist.", plötzlich reißt Cole ohne Vorwarnung die Türe auf und spaziert voller stolz herein. Klopft man vorher nicht an? Meine Augen kneife ich kurz zusammen und dann folge ich ihm und nun sind alle Blicke auf uns gerichtet.
Wie ich es hasse, dass die Aufmerksamkeit jetzt auf mir liegt. Wie lächerlich es doch überhaupt ist, auf sich die Aufmerksamkeit ziehen zu wollen. Hah, das tun aber so einige auf dieser Welt. Ich schätze mal, dass es für einige ein Lebensstil ist. Die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, um bekannter oder bemitleidet zu werden.
Miss. Blake erhebt sich von ihrem Stuhl und kommt auf uns beide mit verschränkten Armen, zu. "Wie toll, dass Sie auch mal zum Unterricht erscheinen. Pünktlich.", apostrophiert sie streng. "Tut uns leid ...", hastig schneidet Cole mir das Wort ab.
" ... aber wir mussten etwas wichtiges erledigen.", beendet er meinen Satz und schon wird es getuschelt. Super, Danke Cole. Wahrscheinlich denken sie, wir beide hätten etwas zweideutiges getan. Igitt."Wir dachten du hättest einen besseren Geschmack, Cole!", murmelt Ashley, die neben Scarlett, in der ersten Reihe sitzt. Ich schaue diese angewidert an und bin kurz davor ihr eine reinzuhauen. "Du denkst jetzt nicht, dass er es ernst gemeint hatte, oder? Selbst ein Blinder würde Faith nicht wollen.", mischt sich Scarlett arrogant ein. Ja, so viel dazu, dass ich diejenige war, die vor zwei Wochen dieser Schlange - Scarlett, die weinend in der Toilettenkabine saß, geholfen habe. So sind Menschen aber heutzutage. Falsch und sie vergessen jede gute tat, die man für sie gemacht hat. Kann man sowas überhaupt noch Menschheit nenne? Ich würde sagen, dass man es nicht mehr so nennen kann.
"Ihr beide haltet jetzt sofort eure Klappe.", Miss. Blake wirft beiden einen bösen Blick zu, dann wendet sie sich wieder Cole und mir zu. "Und ihr beide seid heute um vierzehn Uhr bei mir. Euch wird eine Stunde nachsitzen sehr gut tun.", spricht sie müde weiter. Ihre Brille sitzt fest auf ihrer Hakenase und manchmal muss ich wirklich darüber lachen, wie lächerlich sie aussieht, wenn sie sich über uns Schüler aufregt. "Geht jetzt bitte auf eure Plätze.", wir machen das, was sie uns befehlt und aus irgendeinem Grund unterdrückt Cole sich das lachen.
Als ich an meinem Platz angekommen bin, lasse ich mich schnell nieder und schaue zu Gwen, die sich umgedreht hat. Mit ihren Lippen formt sie ein. "Viel Spaß beim nachsitzen.", wofür sie einen empörten Blick von mir erntet. Cameron beugt sich zu mir vor. "Sie ist heute sowieso schlecht gelaunt ... übrigens sind wir auf Seite siebenunddreißig.", er macht wieder da weiter, wo er vorhin auch aufgehört hat. Also beim abschreiben der Aufgaben aus dem Buch. Das müssen wir nämlich immer bei Miss. Blake machen. Erst die Aufgabenstellung abschreiben und danach dürfen wir erst die Aufgaben lösen. Unnötige Arbeit, ich weiß.
"Danke.", flüstere ich noch schnell, eher ich mein Buch öffne und anfange die Aufgaben abzuschreiben. Cole stöhnt genervt auf und tippt mich mit seinem Bleistift an. "Psst.",
Ich ignoriere ihn gekonnt, weil ich wegen ihm nachsitzen muss. Würde er mich einfach an meinem Fach durchlassen, würden wir pünktlich zum Unterricht erscheinen. Er tut es noch einmal und noch einmal, dann schon zum vierten Mal und langsam geht es mir auf die Nerven, deshalb gebe ich auf und zische dann.
"Was willst du?","Ich mag es, wenn du dich über mich aufregst.", er lächelt sanft. "Und ich mag es, wenn du die Klappe hältst.",
"Cole, Faith nicht flirten!", murmelt Cam, ohne uns anzuschauen. "Was ...", will Cole gerade noch etwas sagen, doch dann schlägt Miss. Blake ihr Buch zu und mustert uns beide abwechselnd fragend . "Gibt es da hinten wieder ein Problem? Wir können gern aus einer Stunde auch zwei machen.", sie lächelt und wie ferngesteuert schütteln Cole und ich schlagartig die Köpfe.

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Finding Faith
RomanceFaith und Cole. Zwei verschiedene Menschen und ein gemeinsames Schicksal. Faiths Leben ist bisher einfach gewesen. Sie hat eine wundervolle Familie, tolle Freunde und eine sichere Zukunft. Bis Cole auftaucht. Ein Junge, der ihr gesamtes Leben auf de...