67. Kapitel

1.3K 42 13
                                    


Es vergehen zwei Wochen. Das entspricht vierzehn Tagen, 336 Stunden, 20 160 Minuten, 1 209 600 Sekunden und 1 209 600 000 Millisekunden, wahrscheinlich auch Mikro - und Nanosekunden, aber mein Gehirn glüht schon ohne dieses Wissen ab.

Wie jeden Morgen in den letzten zwei Wochen, stehe ich auf und nehme eine schnelle Dusche, um danach mein Gesicht und Zähne zu putzen und mich im Anschluss anzuziehen. Heute ist es für ein Februartag ziemlich warm, weshalb ich mich für ein Kleid mit einem schönen Blumenmuster und eine etwas dickere Strumpfhose entscheide.

Mein Haar binde ich zu einem Pferdeschwanz hoch und verlasse dann das Badezimmer. Der Unterricht fängt heute erst später an, weswegen ich noch genug Zeit habe, um nach Cole zu schauen. Eigentlich habe ich nichts anderes in diesen zwei Wochen getan, als Tag für Tag bei ihm im Krankenhaus zu verbringen und darauf zu warten, dass die Ärzte ihn endlich aus dem Koma erwecken.

Aber immer gab es irgendwelche Zwischenworte, die dagegen sprachen und es gab nichts, was ich tun konnte, um es besser zu machen.

Das Einzige, was ich machen kann, ist einfach auf den richtigen Zeitpunkt zu warten. Zumindest meinen es die Ärzte. Inzwischen betreuen Cole schon drei Stück und das beunruhigt mich sehr.

Zumal, weil mir keine Informationen mehr gesagt werden können, da Ian und meine Mom dafür gesorgt haben - sie meinen, es wäre besser so. Tja, schade, dass ich es anders sehe -, aber auch weil sie es so lange herauszögern.

Ich habe so Angst, dass er womöglich niemals aufwachen wird, aber ich kann die Hoffnung nicht aufgeben. Er würde mich auch nicht so einfach aufgeben.

Ich schätze es ist das, was Liebe mit uns macht. Sie schwächt, aber auch stärkt uns.

Und auch wenn alles den Bach runtergeht, gibt man nicht auf; Nein, wir kämpfen und gewinnen, denn das was wir in unseren Herzen vernehmen, gehört zu uns - ist ein Teil von uns. Und Cole ist meins und ich bin seins.

Aber es ist in Ordnung Angst zu haben. Es ist in Ordnung schwach zu sein. Denn wir sind nur Menschen; Wir leben, atmen, machen Fehler, empfinden Glück und Trauer, wir lieben, bluten und leiden und schließlich sterben wir mit all unseren Erinnerungen, an das, was wir hätten machen oder besser machen können. Es ist nun mal so und niemand kann dagegen etwas einsetzen.

Unten angekommen, ziehe ich meine Halbstiefeln, einen Schal und meine Jeansjacke an. Auch wenn es draußen ziemlich warm zu sein scheint, kann ich nicht wissen, wie sich das Wetter im Laufe des Tages womöglich ändern wird.

Und seit einiger Zeit ändert es sich ziemlich häufig, genauso wie meine Hoffnung daran, dass ich noch einmal die Stimme des Jungens, den ich mehr als alles andere auf dieser Welt liebe, hören werde.

Mom und John schlafen wahrscheinlich noch, weil sie erst gestern von ihrem Trip nach Austin zurückgekommen sind.

Als John es meiner Mom vor einer Woche vorgeschlagen hatte, fand sie diese Idee absurd, aber in der letzten Zeit sah sie einfach so schwach und krank aus - das war die Schuld der ganzen Nachtschichten, die sie an ihre Schulter nahm. Es laugte sie aus.

Und ich konnte diesen Anblick einfach nicht ertragen, genauso wenig konnte es John und mein Bruder.

Zwar hat es eine lange Zeit gebraucht, um sie davon  zu überzeugen, dass wir alleine zurecht kommen würden, aber im Anschluss hatten wir es doch geschafft.

Ich könnte niemals damit leben, dass meine Mom etwas tut, was sie zerstört, nur, weil sie mit der Trauer um ihre eigene Mutter nicht klar kommt. Es ist schwer, ich weiß, das habe ich auch durchmachen müssen, aber sie muss sich nicht gleich in die Arbeit werfen. Stattdessen soll sie sich eine Auszeit gönnen und diese mit ihrem Verlobten und ihren Kindern verbringen. Es wird ihr und auch uns als Familie gut tun, denn gemeinsam können wir alles überstehen.

Finding FaithWo Geschichten leben. Entdecke jetzt