32. Kapitel

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Das Mädchen liegt ihre schmalen Arme um Cole's Hals und lächelt in den Kuss hinein. Cole rühr sich nicht. Er hat weder seine Hände um sie geschlungen noch vor, diesen Kuss zu unterbrechen. Das Geschehen zu beobachten macht alles noch komplizierter in meinem Kopf. Ich weiß einfach nicht mehr was ich denken soll. Wer ist dieses Mädchen überhaupt? Ist es seine Freundin? Er hatte mir doch damals bei mir zuhause, als wir draußen miteinander gesprochen haben, gesagt er würde keine haben und, dass ihn Beziehungen überhaupt nicht interessieren würden. Doch wie es aussieht hat er mich angelogen und ich bin so naiv, weil ich ihm überhaupt geglaubt habe.

Ich spüre ein brennendes Stechen in meinem Herzen, was für mich völlig unbekannt war, bis jetzt. Aber ich kann es nicht verstehen. Ich war mir so sicher, dass ich bei den Küssen mit Cole nichts empfunden habe ... Ich wollte es nicht fühlen, weil ich ganz genau wusste, dass ich mit Verletzungen nicht gut umgehen kann. So sehr ich mich bemühe, es klappt einfach nicht. Ich habe etwas gefühlt, als wir uns geküsst haben. Beide Male.  Und jetzt tut es mir schon weh gerade zu sehen, wie ihn ein anderes Mädchen - viel schöneres -, küsst.

Meinen Kopf drehe ich nach rechts, um nicht länger hinschauen zu müssen. Aus meinen Augenwinkeln kann ich sehen, dass Cole sich zurückhaltend von dem Mädchen löst und versucht etwas aus sich herauszubekommen, doch offensichtlich hat sie ihm die Sprache verschlagen. Kein Wunder.

"Ich habe dich ganz schön vermisst, Lan.", meint das braunhaarige Mädchen lächelnd. Lan? Abkürzung für Landon? Ich dachte er wollte nicht bei seinem Vornamen angesprochen werden aber wahrscheinlich gilt das nicht für seine Freundin. "Drei Wochen. So viel scheiße passiert in LA und von dir ist nichts mehr zu hören." Sie richtet sich ihre Jacke zurecht und lässt dann ihr Haar nach hinten zurückfallen. "Ich hatte keine Zeit, du weißt schon Schule, Fußballteam, das übliche halt. Nichts, was du kennen würdest.", gibt Cole gespielt lachend zurück. Ich stehe immer noch daneben und beobachte das Gespräch zwischen den beiden. Sollte ich etwas sagen?

"Wohoho, du hast zu Fußball gewechselt. Ich dachte immer Boxen wäre die einzige Sportart, die dir gefällt -" Sie will gerade weiterreden, doch sie dreht den Kopf um und bemerkt mich. Hat auch etwas gedauert, sodass ich langsam angefangen habe zu denken, ich würde unsichtbar sein. Sofort fängt sie an breiter zu Lächeln, was mich auch dazu zwingt sie anzulächeln. Aus reiner Höflichkeit aber auch nur.

"Oh Hey, du!" Ihre Augen glänzen und obwohl es schon ein bisschen dunkel ist, sehen ihre Augen hellblau aus. "MaC." Sie hält mir ihre Hand hin. "Was?" Völlig verwirrt schaue ich sie an. Ich habe doch gar keinen MaC Lippenstift drauf. Ist sie völlig außer sich?

Das mädchen lacht auf und ihr ganzer Körper bebt, so als würde sie gerade eine Komödie schauen und sich nicht mehr vor Lachen einkriegen können.
"Ich heiße MaC und bin seine enge Bekannte.", erläutert sie, während ihre Hand immer noch in der Höhe schwebt und wartet bis ich sie drücke. Na, toll! Jetzt denkt sie, ich wäre dumm. "Faith.", stelle ich mich vor und drücke kurz ihre Hand.

"Seid ihr Freunde?", fragt sie, dabei sieht sie prüfend zwischen Cole und mir. "Ja, das sind wir.", sagt er und schaut mich an. Er sucht meine Augen aber ich vermeide den Augenkontakt zwischen uns beiden. Stattdessen sehe ich MaC an. "Wo ist denn dein Lächeln, Landon?", fragt sie ihn und legt ihre Hand an seiner Schulter ab.

"Ich kann mich noch so gut daran erinnern, als wir damals am Strand geschlafen haben. Es war eine unvergessliche Nacht gewesen und du konntest nicht mehr aufhören -" Er schneidet ihr hastig das Wort ab.

"Ja, das kann ich, was mir aber immer noch nicht verrät, warum du hier bist."

"Ich habe dich vermisst.", erklärt sie und mein ganzer Körper spannt sich an. Ich will ganz schnell hier weg, egal wohin. Einfach nur weg. Es ist ein Unbehagen.

"Und wir müssen dringend reden.", fügt sie noch sehr ernst hinzu. "Ich kann jetzt aber nicht. Wenn du dich nochmal in drei Jahren melden würdest, würde ich etwas Zeit finden.", sagt er mühelos mit einem charmantem Lächeln. Sie grinst in sich hinein und dreht sich einmal im Kreis.

"Ich bin sicherlich nicht die ganzen Stunden hierhin gefahren, um von dir eine Abfuhr zu bekommen und das nur, weil du dir ein neues Spielzeug angelegt hast.", gibt sie arrogant von sich. Wie schnell sich der Schein wenden kann. Gerade dachte ich noch, sie könnte nett sein, doch wie es aussieht ist sie genau das Gegenteil davon.

"Geh nicht zu weit, MaC.", warnt er sie monoton. "Du weißt, dass ich es nicht mag, wenn man so spricht. Sonst ..."

"Sonst, was?"

"Ich bin nicht sein Spielzeug.", ergreife ich wütend das Wort. "Aber es sieht danach aus, als würdest du es einst gewesen sein. Nur ich frage mich, warum er dich nicht mehr will, huh? Vielleicht, weil du ihm einfach zu langweilig wurdest oder, weil du einfach nicht gut genug im Bett warst?" Sie schluckt und schaut mich verwundert an. Cole mustert mich und ein kleines Lächeln bildet sich auf seinen Lippen.

"Tja, dann werden wir eben keine Freundinnen.", wirft sie zwinkernd ein.
Hah, als würde ich auch eine Sekunde lang darüber nachdenken, mich mit ihr anzufreunden. "MaC, süße. Es reicht." Cole klopft ihr auf den Rücken, dabei sieht er mich an.

"Ich muss jetzt los.", sage ich und habe mich entscheiden einfach den Weg zu Gwen zurück zu laufen. Ich habe ehrlich gesagt keine Lust mehr mit Cole zu sprechen. Er hat gelogen, als ich ihn gefragt habe, ob er eine Freundin hat. Und dann ... hat er mich noch geküsst und Gefühle - ungewollte Gefühle - in mir geweckt. Offensichtlich spielt er gerne mit den Gefühlen anderer Menschen.

"Wohin willst du?", fragt er mich stirnrunzelnd. "Äh, zu Gwen."

"Ich fahre dich." Ich schüttle den Kopf.

"Das ist wirklich nicht nötig. Immerhin habe ich zwei Beine und kann auch somit laufen. Ich werde euch beide nicht länger stören. Es gibt schließlich etwas, was deine Freundin MaC mit dir besprechen muss und ich bin mir sicher, dass es wichtig ist, denn man fährt ja nicht umsonst hunderte von Kilometern nur, weil man einen vermisst." Meine Stimme senkt sich und meine Augen treffen auf seine. Ich kann nicht erklären, warum, aber ich möchte ihn jetzt einfach nur anschreien.

"Ja, das stimmt, es ist wichtig.", stimmt sie zu und ihre Augen bleiben auf meinem viel zu großem Oberteil hängen. Eigentlich Cole's aber das kann sie nicht wissen, nur ahnen. "Wir sehen uns dann.", verabschiede ich mich, drehe mich dann schnell um und setze an, um loszulaufen. "Faith, wart-",

"Hör auf. Das ist erbärmlich. Wir haben noch einiges nachzuholen!", höre ich MaC noch sagen, doch dann biege ich um die Ecke und tapse einfach weiter, dabei versuche ich möglichst wenig nachzudenken aber eins geht mir einfach nicht aus dem Kopf.

Warum habe ich den Eindruck, als würde mich das, was ich gerade eben gesehen und gehört habe, verletzen?

Es tut weh und ich kann mit Gewissheit sagen, dass ich noch nie so enttäuscht war, wie ich es jetzt von Cole bin.

Finding FaithWo Geschichten leben. Entdecke jetzt