15. Kapitel

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Ich lege meinen Kopf in den Nacken und starre an die Decke. Sonst bin ich doch auch so Ideenvoll, warum fällt mir dann jetzt nichts sinnvolles ein? Klar könnte ich das Mädchen alleine lassen aber würde jemand anderes einfach weggehen, wenn es um mich ginge? Nun ja, das werde ich denke ich mal nicht erfahren.

"Mach doch mal diese Tür auf! Du kannst dich nicht für immer dort drin verstecken?", versuche ich noch einmal das Mädchen zu erreichen, woraufhin sie krankhaft drauflos lacht. Ich runzle die Stirn und komme mir selbst dumm vor. Was ist jetzt bitte so lustig daran? Das kann schlecht ihr ernst sein. "Und ob ich es kann!", ihre Stimme zittert und irgendwie kommt sie mir bekannt vor. Nur leider mag ich nicht zu sagen, wem sie gehört. Ich kenne sie, weiß jedoch nicht woher.

"Dann sag mir wenigstens ob es dir gut geht!", sage ich etwas lauter und kurz danach realisiere ich, dass diese Aussage ziemlich am falschen Ort liegt. Natürlich, wenn es ihr gut ginge, würde sie sich nicht heulend in einer Toilette verstecken. Ich schlage mir mit meiner flachen Hand auf die Stirn und gehe langsam und mit schnellem Atem auf und ab. "Tut mir leid ... mach jetzt bitte die Tür auf.", sage ich, während ich noch einmal klopfe. Erneut höre ich ein unterdrücktes Schluchzen und danach noch eins.

Langsam gebe ich auf und fahre mir mit meiner Hand durch mein Haar. Ich muss irgendwie da rein kommen und ich denke, ich habe da schonmal eine gute Idee dafür. "Wenn du diese Tür nicht aufmachen willst, dann in Ordnung. Mach sie nicht auf aber ich werde reinkommen. Ich werd einfach drüberklettern.", den letzten Satz murmle ich in der Hoffnung, sie würde es nicht hören, doch abrupt höre ich ein klicken und kurz danach schwingt die Kabinentür auf.

Ich nähre mich mit einem schnellem Schritt der Kabine und erstarre.

Oh mein Gott.

"Scarlett ...", setze ich an, doch so schnell wie sich mein Mund geöffnet hat, so schnell schließt er sich auch wieder. Ihr blondes glattes Haar klebt ihr in ihrem rundem zugleich aber auch schönem Gesicht. Ihre tiefblauen Augen sind mit tränen überfüllt und ihre Maskara liegt verschmiert auf ihren Wangen zurück. Ich bin verwirrt und weiß um ehrlich zu sein nicht, was ich von all dem halten soll. Obwohl ich Scarlett nicht sichtlich mag, kann ich nicht behaupten, dass es mich nicht interessiert, warum sie weinend in einer abgeschlossenen Toilettenkabine sitzt.

Sie schaut zu mir auf und versucht sich zu beruhigen, was sie aber nicht schafft. Ihre linke Wange ist leicht gerötet und ich kann schon ahnen, was passiert ist. Vorsichtig betrete ich die Kabine und knie mich vor sie hin. "Geh weg!", kreischt sie, lauter als gedacht. Mein Ohr schmerzt ganz kurz."Sei leise!", ermahne ich sie, denn so langsam reicht es mir.

Ich will ihr doch nur helfen, was ich gar nicht tun brauche aber ich will es, denn sonst wäre ich nicht ich selbst.

"Sag mir was passiert ist.", sage ich mit einer sanften Stimme, dabei suche ich ihre Augen, die überall hinschauen außer in meine Richtung. Sie lacht erneut so krankaft auf. "Nichts ... nichts ist passiert. Lass mich einfach alleine.", entgegnet sie, lächelnd. Es ist aber nicht ihr echtes lächeln, nehme ich sofort an. Wenigstens sieht es nicht so danach aus. Sie steht auf, wischt sich die Tränen aus dem Gesicht und dann schwebt ihr Blick auf mir.

Ich schüttle verstört den Kopf und richte mich dann ebenfalls auf. Scarlett läuft an mir vorbei und stellt sich vor dem Spiegel.

"Vielleicht sind wir keine Freundinnen, Scarlett ...", ich verschränke meine Arme vor der Brust und schaue ihr dabei zu, wie sie sich das wahrscheinlich eiskalte Wasser ins Gesicht spritzt. "... aber du kannst mir vertrauen. Kannst du es?", sie dreht sich um und nickt. "Du hast recht wir sind keine Freundinen.", gibt sie nur von sich. Ich verdrehe meine Augen und tapse von einem Fuß auf den anderen.

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