59. Kapitel

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( Das Lied ist einfach nur wunderschön ... )
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Nach zehn Minuten,  die sich wie eine gefühlte Ewigkeit in die Länge ziehen, kommen wir  schließlich an der von Scarlett zugeschickten Adresse an.

Wir sind praktisch  mitten im Walde. Und einige Meter vor einem Feld, wo eine große  Holzhütte neben einem See  steht, parkt Cole das Auto. Wäre die  Situation anders, würde es mir hier ganz gut gefallen, aber da es nunmal  nicht so ist, gefällt es mir hier überhaupt nicht.

Zu wissen, dass dieses  Grundstück in irgendeiner Art Finn gehört, macht mir Angst und widert mich gleichzeitig an, denn ich muss mich an alles erinnern, was er Gwen und zugegebenermaßen auch Scarlett angetan hat. "Hat Cameron schon  geschrieben?", durchbricht Cole die unangenehme Stille, woraufhin ich als Antwort nur stumm den Kopf schüttle. Er nickt und reibt sich die Hände an seiner Hose ab, eine nervöse Angewohnheit würde ich behaupten, wenn ich es nicht besser wissen würde, dass er nie wirklich nervös ist.  "Ich gehe jetzt rein und du solltest wahrscheinlich zu Scarlett gehen. Ich werde Gwen al-"

"Nein.", sage ich leise  und unterbreche ihn damit. Überrascht schnappt er nach Luft, wobei er seinen Kopf endlich wieder in meine Richtung dreht. Sofort stießen seine blauen Augen auf meine und für einen kurzen Moment lang ertappe ich mich dabei, wie ich sie anstarre und langsam in eine Cole - Trance gelange. Doch schon im nächsten Moment werde ich durch das klingeln von Cole's Handy, welches ich in der Hand halte, zurückgeholt.

Er hat vor einigen Minuten gesagt, ich solle es nehmen, falls jemand anruft. Egal wer -  auch wenn es sein Onkel sein würde -, ich sollte drangehen.

Ich schaue auf das Handy herunter und sehe, dass Cameron anruft. Augenblicklich hebe ich ab und lege  das Handy an mein Ohr. "Cameron?" Ich weiß, dass er es ist, aber ich habe keinen blassen Schimmer, was ich machen oder sagen soll. Am anderen  Ende der Leitung höre ich etwas rascheln, eher ich Cam's Stimme höre.  "Fay? Ich glaube, ich habe eine falsche Ausfahrt genommen. Mein Navi spinnt total. Ich ..." Er seufzt und obwohl ich ihn gerade nicht sehen kann, weiß ich, dass er sich durchs Haar fährt.

"Keine Sorge.", beruhige ich ihn. "Alles wird gut, Ok? Cole und ich sind schon da und wir werden auch jetzt reingehen." Cole reißt die Augen auf, während ich mich abschnalle. Wenn er meint, er könnte jetzt darüber entscheiden, was ich tue und was ich sein lasse, dann ist er verrückt. Hierbei geht es um meine Freundin und nicht um mich. Und Cole benimmt sich, wie ein Held, aber Gott das ist er nicht.

Er ist kein Held und ich bin auch keine Heldin. Wir können die Welt nicht zu einem besseren Ort machen. Niemand kann es wirklich. Irgendwann mal werden wir alle wegen den Menschenfehlern fallen.

Jede einzelne Seele auf dieser Welt wird es tun.

"Wenn sie nicht da ist dann ..." Er verstummt und auf der anderen Seite der Leitung kann ich ihn langsam ein - und ausatmen, hören. Ich weiß ganz genau, was er dadurch sagen will. Dann haben wir versagt. Auf allen nur möglichen Ebenen. Aber wir könnten vor vier Stunden nicht einmal ahnen, was passieren würde, wenn man Gwen alleine lässt.

Solche Entführungen oder wie auch immer das hier sich nennen mag, passieren nur in Filmen. In ganz schlechten Filmen, meiner Ansicht nach.

"Ist schon gut,  Cameron.", beruhige ich ihn abermals. Ich möchte nicht, dass sich einer von uns die Schuld dafür gibt, aber ich bin so sehr davon überzeugt,  dass wenn ich nicht so darauf aus wäre den ganzen Abend mit Cole zu verbringen, wir uns womöglich gar nicht in dieser Situation befinden  würden. "Hör auf zu sagen, ich soll mich beruhigen, wenn ich das  offensichtlich und völlig nachvollziehbar nicht tun kann, Faith." Die Härte seiner Stimme trifft mich, wie ein Hieb in die Magengegend. Mein  bester Freund hat recht. Wie könnte er auch in dieser Situation ruhig bleiben? Ginge es um Cole würde ich ebenfalls nicht ruhig bleiben können.

Finding FaithWo Geschichten leben. Entdecke jetzt