60. Kapitel

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Im Auto sieht Cole, wie sehr mich die Ereignisse der vergangenen zwei Stunden mitgerissen haben und wie ich zittere. Er dreht die Heizung auf, starrtet jedoch nicht den Motor. Verwirrt schaue ich ihn von der Seite an. Seine Augen sind leicht geschlossen, während seine Lippen ein Stück geöffnet sind. Er möchte etwas sagen, irgendwie anfangen aber er kann es nicht. Da ist noch etwas als das, was mit seinem Bruder passiert ist.

"Alles in Ordnung?", krächze ich leise. Meine Augen mustern ihn, während er den Kopf in den Nacken liegt und an die Decke starrt. Geschlossene Augen, seine Wimpern, die seine Wangen berühren, die leichten Ringe unterhalb seinen Augen. Alles Anzeichen dafür, wie niedergeschlagen er gerade ist. "Ja alles gut. Ich brauche nur eine Sekunde.", antwortet er schlicht. Ich glaube ihm keinen bisschen.

"Du müsstest das mit Will nicht gerade rausbringen. Ich würde dich niemals dazu zwingen mir etwas zu sagen, was dich so zerbricht, Cole. Dein Bruder -"

"Mein Bruder ist tot, Faith."

"Denkst du das weiß ich nicht?"

"Darum geht es nicht. Natürlich weiß ich, dass du es weißt. Es ist halt ... Du hast keine Ahnung, wie sich das anfühlt."

Hat er denn vergessen, dass meine Eltern tot sind, meine Mom und mein Dad?

Ich habe es ihm gesagt, aber damals wusste er es schon von Nolan. Danach hat Gwen es ihm noch einmal erzählt und Cam ebenfalls. Schön wie alle sich um meine Vergangenheit kümmern.

"Vielleicht weiß ich nicht, wie es ist einen Bruder zu verlieren, aber ich kenne deinen Verlust. Ich war vor dreizehn Jahren klein, mein Bruder auch, als wir unsere Eltern verloren haben ..." Ich verstumme kurz und er öffnet schlagartig seine blauen Augen. Dann fährt er sich mit einer Hand durch das verwuschelte und meiner Meinung nach viel zu langes Haar. "Es war schrecklich. Ich habe zugehört, wie das Herz meines Dad's aufgehört hat zu schlagen ... Ich saß auf seinem verdammten Schoß, Cole.", füge ich mit einer zittrigen Stimme hinzu. Der Kloß in meinem Hals verstärkt sich von Sekunde zu Sekunde und meine Sicht ist verschwommen.

Sich an alles wieder zu erinnern tut mir weh, aber es ist nicht vergleichbar mit dem, was Cole in seinem Leben durchgemacht hat. Klar Justin so zu vermöbeln war nicht in Ordnung, aber irgendwie hat er das verdient. Vielleicht auch mehr als das. Wenn ich mir denke, dass der Mörder seines Bruders, ohne eine Strafe davon gekommen ist, nur weil sein Vater ein Polizist ist, wird mir übel.

Und dass er dadurch auch seine Mutter verloren hat, ist unvorstellbar traurig.

"Es tut mir leid.", meint er schließlich. "Es tut mir leid, dass ich das gesagt habe. Ich bin einfach nur wütend, auf mich selbst." Ich sehe ihn mit Tränen in den Augen an.

Wir müssen zu Gwen. Wir müssen sichergehen, ob mit ihr alles in Ordnung ist. Wir müssen -

"Cole -"

"Ich weiß.", sagt er, wobei er mich aufmunternd anlächelt. Er liegt eine Hand auf meine Wange, streichelt sie und beugt sich vor. "Ich liebe dich. Egal was passiert." Meine inneren Organe ziehen sich zusammen bei seinen Worten. Es sind nur diese drei Worte, die für ein komplettes durcheinander sorgen. Und nur aus Cole's Mund klingen sie so schön.

Sekunden vergehen, vielleicht Minuten bevor ich merke, dass er mich losgelassen hat und wir uns jetzt nun auf dem halben Weg zum Krankenhaus befinden. "Ich liebe dich auch.", murmle ich, während ich meinen Kopf an die Scheibe lege.

Ich bin nervös, habe Angst, dass Gwen etwas schlimmes erlitten hat, hoffe dass alles ab heute besser wird.

Es muss einfach besser werden.

Finding FaithWo Geschichten leben. Entdecke jetzt