Ich betrete das Krankenhaus und gehe direkt in die Richtung der Intensivstation. Mit diesem Krankenhaus bin ich schon vertraut. Als Nolan und ich kleiner gewesen sind, waren wir oft hier. Zumal weil Nolan sich oft beim Fußballspielen verletzt hat, aber auch weil Mom hier arbeitet.Eine Krankenschwester mittleren Alters kommt auf mich zu. Das kupferrote Haar zu einem strengen Knoten gebunden, streicht sie ihr weißes Kleid zurecht. "Wo wollen Sie hin, Miss?", will sie wissen. In ihrer Stimme schwingt Irritation mit und wäre ich in dieser Situation ruhiger, würde ich ihre Frage höflich beantworten, aber das ist nicht der Fall.
Mein Freund liegt auf der Intensivstation, Gott weiß, wie es um sein Leben steht.
Ich weiß nicht, was in den nächsten Minuten - geschweige denn Stunden passieren wird und niemand wird mich davon abhalten Cole jetzt zu sehen.
Nicht irgendeine sparsam bekleidete Krankenschwester, die wahrscheinlich nie ein hin - und her gerissenes Teenager gesehen hat.
"Wonach sieht es denn aus? Lassen Sie mich durch.", sage ich leise. Meine Stimme zittert, dennoch habe ich geschafft meine Tränen zu unterdrücken, wobei ich aber spüren kann, dass die getrockneten immer noch auf meinen Wangen zu sehen sind.
Ich will ihn einfach nur sehen, einmal, auch wenn nur für Sekunden.
"Tut mir leid, Miss, aber ich kann Sie nicht einfach so durchlassen." Genervt drücke ich beide Hände auf mein Gesicht und versuche mich zu beherrschen. Diese Frau könnte doch einfach so tun, als würde sie nicht hingucken. Andererseits habe ich ihr nicht einmal gesagt zu wem ich will. Sie aber hat nicht einmal danach gefragt.
"Ich möchte Cole - Landon Cole sehen. Er wurde gestern nach einem Autounfall -" Dreist schneidet sie mir das Wort ab, was mich beinahe dazu bringt ihr den Kopf abzuschneiden.
"Ich weiß, Miss. Schließlich arbeite ich hier." Sie seufzt. "Nur Familienangehörige dürfen Landon besuchen.", fügt sie streng hinzu.
Fast will ich sagen, dass er keine Familie, außer seinen Onkel und seine kranke Mutter, die beide jedoch in diesem Augenblick in Los Angeles sind, hat, reiße mich aber zusammen und beiße mir auf die Unterlippe, um nicht in Tränen auszubrechen.
"Ich bin seine Familie. Ich bin seine Schwester.", bringe ich mit brüchiger Stimme heraus. Ich bezweifle zwar, dass sie mir diese Lüge abkauft und als sie ihre Augen verdreht, möchte ich am liebsten schreien.
Warum lassen sie mich ihn nicht sehen?
Ich bin seine Freundin - die Person, die er hier an Ort und Stelle hat, unabhängig von allem.
Für Cole würde ich alles und noch mehr tun.
Er braucht mich, ich muss für ihn da sein.
"Sie müssen mich hereinlassen. Ich bin seine Schwester." Noch einmal versuche ich es mit meiner nicht so tollen Lüge, flehe zu Gott, dass es Cole besser geht, dass ihm nichts passieren wird, dass er auf dieser Welt bleibt - mit mir.
Ich warte auf eine Antwort. Mein Herz schlägt schnell gegen meine Brust, Atmung geht schneller und meine Augen fühlen sich angeschwollen und schwer an.
"Miss. Cole also? Die Schwester?", fragt sie noch einmal nach. Ihre Augen funkeln, mein Kopf bewegt sich automatisch zu einer Antwort und möchte am liebsten, wie ein Atom in tausende von Teilchen aufgehen. "Ich werde Sie eintragen.", sagt sie schließlich, woraufhin ein schwerer Brocken von meinen Schultern fällt.
Ich nicke ihr zu, Blicke mich einen Moment lang um und warte auf mein Schlüsselwort.
Gleich werde ich ihn sehen ...
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Finding Faith
RomanceFaith und Cole. Zwei verschiedene Menschen und ein gemeinsames Schicksal. Faiths Leben ist bisher einfach gewesen. Sie hat eine wundervolle Familie, tolle Freunde und eine sichere Zukunft. Bis Cole auftaucht. Ein Junge, der ihr gesamtes Leben auf de...