Epilog

2.7K 68 11
                                    


2 Wochen und vier Tage später.
Los Angeles, US.

Meine Füße streifen den feuchten Grasboden, meine Beine baumeln, als hätten sie ihren eigenen Rhythmus und Willen, den ich nicht aufhalten kann.

Ich hefte meine Augen auf den Grabstein vor mir und ergreife die Hand des Jungens, der neben mir auf der eiskalten mauernden Bank sitzt.

Das Ozean in seinen Augen zeigt einen Sturm, Wasser entgleitet den Augenwinkeln und fließt langsam an seinen blassen Wangen herunter und verfängt sich im Anschluss an dem schwarzem Stoff seines Jacketts.

Schwarz.

Seit achtzehn Tagen trägt er nur noch diese Farbe, aber es ist in Ordnung. Es spiegelt nicht seine Seele wieder, seine ist die hellste, der ich bisher begegnet bin. Es spiegelt seinen Verlust wieder, die Trauer um seine tote Mutter, die langsam nachlässt.

Jedes Lächeln ist der Beweis dafür, dass sein Herz wieder verheilt, dass er für einen komplett neuen Buchanfang bereit ist. Und ich werde alles dafür tun, dass er diesmal nicht nur über die kleinsten Dinge der Welt glücklich ist, sondern auch über die, die über uns herauswachsen.

"Denkst du, dass sie - egal, wo sie auch sein mag - mit Will ist?", fragt Cole langsam. Er hat mir eines Tages gesagt, weshalb er Cole genannt werden will.

Anfangs dachte ich, es wäre ein Scherz, aber ich bin mir sicher, dass seine Mom früher auch eine Vorstellung von ihrer Zukunft hatte. Sie war sehr jung, siebzehn und Mädchen machen sich eben Gedanken darüber, wie sie ihre Kinder in der Zukunft nennen wollen. Sie wollte ihren ersten Sohn Cole nennen. Da es jedoch der Nachname ihres Mannes war, musste sie sich anders entscheiden. Und als Cole dies erfuhr, wollte er seiner Mom diesen einen Wunsch erfühlen und hat deswegen seinen Namen, der ihm eigentlich ganz gut gefällt, für sie aufgegeben.

Und ich weiß deswegen umso mehr, dass er alles und das ganze Universum wert ist.

Er ist wert jeden Kampf.

Er ist alles, was ich jemals so sehr gebraucht habe, obwohl ich doch diese unabhängige junge Frau sein wollte, die nichts und niemanden brauchen würde und für sich selbst sorgen könnte.

Jetzt, da er da ist, brauche ich ihn, wie mein Herz, das alleine ihm gehört.

"Ich denke es nicht, Cole. Ich weiß das", sage ich, während er mit seinem Daumen meine Hand streicht und weiterhin auf den Familiengrabstein starrt.

"Was ist, wenn es danach nichts mehr gibt?" Ich drehe meinen Kopf zu ihm und mustere seine linke Körperseite.

"Vielleicht ist nach dem Tod nur ein schwarzes nichts dar. Vielleicht gibt es einen besseren Ort danach. Und ich mag es zu denken ... Dass danach etwas auf uns wartet, was besser ist, als diese Welt." Er drückt meine Hand und löst endlich den Blick von dem Grabstein.

Diese wunderschönen Augen blicken in meine und es gibt nichts schöneres, als diesen Anblick.

Ich könnte mir eine oder sogar zwei Miniversionen von uns, mit diesen vom Ozean geritzten Augen, vorstellen.

Ich würde sie lieben.

"Warum sagst du immer etwas, was mich besser fühlen lässt?" Langsam neigt er den Kopf und seine weichen Lippen streifen meine Wange, während er mich immer näher an sich zieht.

"Ich weiß nicht. Ich sage nur das, was ich denke. Zu dir bin ich immer ehrlich."

"Du bist zu der ganzen Welt ehrlich. Und ich liebe das, ich liebe dich und alles, was sich damit in Bezug setzt." Ich lächle ihn an. "Ich liebe dich auch."

Finding FaithWo Geschichten leben. Entdecke jetzt