26. Kapitel

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Finn's Hand, die er sich an der Nase hält, ist voller Blut und ich hoffe, dass ich ihm die Nase gebrochen habe. Ich schüttle meine Hand, die einige Sekunden zuvor Finn's Gesicht traf. "Du kleine ...", er hält inne und lässt seine Hände fallen, so als wüsste er nicht, was er mit ihnen machen will. Liam taucht neben ihm auf und mustert mich schnippisch.

"Schlampe.", beendet Finn seinen Satz. Ich lache lauthals los und trete noch einen Schritte nach vorne. "Das war für Gwen, du Arschloch. Ich hätte schon längst etwas unternehmen sollen. Aber glaube mir, dass du niemals mehr eine Hand auf Gwen ... auf Scarlett oder an sonst noch irgendein Mädchen heben wirst.", sage ich, lauter als gedacht, denn plötzlich drehen sich einige Leute, die auf dem Parkplatz stehen um und blicken mich fragend an.

Ihnen schenke ich einen bösen Blick, woraufhin sie wieder wegschauen. "Ich werde dich zerstören, Faith. Dich und jeden einzelnen, der dir lieb ist.", gibt Finn hasserfüllt von sich. Meine Augen funkeln ihn böse an und in diesem Moment wünsche ich mir, dass Blicke Menschen zerstören könnten. "Ich habe keine Angst vor dir.", lasse ich ihn wissen und mein Blick schweift zu Liam, der schweigend einen Schritt zurückweicht, um mir nicht in die Quere zu kommen. Finn wischt sich das Blut mit einer Hand, welches sich dann noch auf seiner Wange verschmiert, weg.

Mein Herz schlägt immer noch wie verrückt und ich mag nicht sagen, ob es an der Adrenalin oder an meiner Wut, die ich gerade empfinde, liegt.

Finn dreht seinen Kopf nach rechts und spuckt auf den Boden. In mir steigt alles hoch und ich denke, dass ich mich gleich hier auf der Stelle übergeben werde. "Das solltest du aber.", zischt er, als er wieder seinen Kopf umdreht und mich ansieht.

"Das brauche ich nicht, Finn. Das nächste, was ich machen werde, ist zum Schuldirektor gehen und ihm berichten, wie du an anderen - vielleicht jüngere -, Drogen verkaufst.", ich will mich umdrehen, doch er packt mich an meinem Oberarm und zieht mich zu sich.

Etwas Blut fließt immer noch aus seiner Nase. Es fühlt sich so an, als würde er versuchen mir meinen Arm abzureißen und ich kann mich nur auf den Schmerz konzentrieren. Es zieht von der Stelle, an der er mich festhält bis hinunter zu meinem Unterarm und mir entfährt ein ungewollter laut. "Lass mich los!", winde ich mich, doch er lässt mich nicht los und dann schaue ich zu Liam, in der Hoffnung er würde etwas tun, doch er steht nicht mehr da, wo er gestanden hatte.

"Du kannst froh sein, dass wir hier auf diesem Parkplatz stehen. Wäre es nicht der Fall, würdest du schon längst das bereuen, was du gerade eben getan hast.", knurrt er zwischen zusammengebissenen Zähnen. Einige Tränen sammeln sich in meinen Augen und ich beiße mir auf die Lippe, um bloß nicht vor Schmerz zu weinen.

Verdammter Mistkerl!

Auf einmal wird Finn von zwei Händen nach hinten gezogen und somit lässt er mich los und reflexartig fasse ich mich an die Stelle, an der er mich gerade festgehalten hatte, an. "Nicht sehr würdig von dir einer Frau wehzutun, nicht wahr?", mein Kopf schießt nach oben und das Blut in meinen Adern erfriert.

Cole.

Er packt Finn am Kragen und schaut ihn von oben an. Er ist ein Stückchen größer, als Finn, was natürlich sehr vorteilhaft für ihn ist, denke ich zumindest. "Sieh mal einer an. Der Held ist aufgetaucht.", lacht Finn dreist und im nächsten Moment liegt Cole's Faust in seinem Gesicht und trifft genau neben seinem Auge.

Ich will dazwischen gehen, doch meine Beine bleiben, wie verklebt und Finn hat es verdient. Er hat es.

"Na, toll. Ich wusste nicht, dass ich ein Held bin ... Bin ich sowas in der Art von Spiderman?", Cole hat eine Augenbraue hochgezogen und grinst ihn wütend an. "Scheißman bist du!", erneut setzt Cole zu einem Schlag ein und diesmal trifft er Finn in den Magen, woraufhin dieser anfängt zu Husten. Er versucht sich zu wehren und sich zu winden, doch Cole ist stärker. Und langsam denke ich wirklich er sei ein Krimineller, so wie er schonungslos Finn schlägt.

Der Schmerz in meiner Hand kehrt zurück und ich kann meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Jetzt tut nicht nur mein Oberarm, sondern auch meine Hand höllisch weh. Ich breche in Tränen aus und schaue kurz auf, in den Himmel.

Cole schupst Finn gegen ein Auto und schlägt, wie verrückt auf ihn ein und ich weiß, dass es nicht mehr gut ist und, dass das alles viel zu weit geht. Langsam sammeln sich mehrere Leute um uns herum und ich ergreife wieder die Kontrolle über meine Beine und laufe auf Cole, der Finn mit seiner flachen Hand eine reinhaut, zu.

Als ich schon nahe genug bin, sehe ich, dass Finn sich doch gewehrt hat, denn Cole's Unterlippe ist aufgeplatzt und aus seiner rechten Schläfe fließt etwas Blut. "Cole, das reicht!", sage ich sehr laut, damit er mich auch hört. Meine Stimme ist brüchig und zittrig zugleich.

Er dreht sich nicht um und reagiert ebenfalls auch nicht darauf, was ich vorhin gesagt habe. "Cole!", versuche ich es noch einmal ohne meine Stimme zu erheben. Die anderen, die sich um uns versammelt hatten, unternehmen rein gar nichts. Diese falschen idioten!

Nolan ist nirgends zu sehen, was gut ist, denn er würde sicherlich nicht Finn dafür danken, dass er Gwen geschlagen hat und dazu noch mir gedroht hat. Finn's Gesicht ist zur hälfte mit Blut überströmt und ich nehme meine ganze Kraft zusammen, atme tief ein und wische mir mit meinem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht, jedoch nützt es nicht sichtlich viel, denn schon rollen neue herunter und dann schreie ich. "Verdammt nochmal Cole! Willst du ihn umbringen!", abrupt lässt er von ihm ab, und Finn gleitet an der Wagentür hinunter und hat nur noch schwach die Augen geöffnet.

Cole dreht sich langsam zu mir um und ich schaue ihn entrüstet an. Seine Augen haben sich verdunkelt und als ich in sie hineinschaue, denke ich, dass es nicht die Augen der Person sind, die ich wirklich kenne. Es ist so, als wären mir diese Augen in diesem Moment fremd. Cole schüttelt den Kopf und läuft einen Schritt auf mich zu.

"Faith ...", krächzt er. Ebenfalls schüttle ich den Kopf. Nein, er soll nicht zu nahe kommen.

Liam ist der einzige von den Leuten, die gerade noch versammelt um uns standen. Alle haben sich, wie in Luft aufgelöst. Er mustert mich beruhigt aber auch etwas angespannt. "Geht.",

"Nein!", sage ich bestimmend und will meine Meinung nicht ändern.

"Faith, verschwinde. Jetzt sofort!",

"Ich kan-",

"Ihm wird es gut gehen!", murmelt Liam und darum mache ich mir keine sorgen. Ich stehe nur unter Schock, da ich nicht dachte, dass Cole zu so etwas fähig wäre. Backpfeife, eine reinhauen, das verstehe ich aber so heftig, dass Finn fast ohnmächtig wurde ...

"Sofort!", brüllt Liam mich schlagartig an und ich spüre, wie Cole meine Hand in seine nimmt und mich durch den Parkplatz herum zu seinem Auto führt. 

Er sucht in seiner Hosentasche nach dem Schlüssel und als er diesen findet, öffnet er die Tür und ich setze mich wiederwillig hinein. Das ist alles so verrückt!

Cole schmeißt die Tür zu und rennt einmal um das Auto und steigt dann ebenfalls ein. Sobald er die Hände am Lenkrad liegt, treten seine Knöcheln weiß hervor und etwas Blut ist ebenfalls auf ihnen zu sehen. Er dreht seinen Kopf zu mir und schaut mir tief in die Augen.

Er möchte etwas sagen, das sehe ich, aber er tut es nicht und dafür bin ich ihm dankbar, denn ich will ihn erst einmal nichts sagen hören. Mit zittrigen Händen starrtet er den Motor und fährt los. "Faith ... Ic- ich wollte nicht, dass ...", will Cole nach längerer Zeit sagen, doch ich unterbreche ihn.

"Du hättest ihm etwas antun können.",

"Er hätte es verdient!", verteidigt er sich zurückhaltend. Er ist wütend, das sehe ich ihm an. "Es geht mir nicht um ihn, Cole. Mir geht es um dich!",

Ich weiß nicht wohin wir fahren aber es sind schon dreißig Minuten vergangen und wir befinden uns nicht mehr in Charleston. Praktisch lasse ich mich entführen aber es ist mir egal.

"Was denkst du, worum es mir gerade eben ging, huh? Um dich. Es ging mir hauptsächlich nur um dich!",

"Ich brauche keinen Beschützer!", werfe ich hastig ein. "Doch, das tust du! Und es ist mir scheiß egal, ob du einen willst oder nicht. Also gewöhne dich schonmal dran, denn ich werde mich für dich nicht ändern ... Ich werde nicht hoffnungslos zusehen, wie du versuchst mich von dir fern zu halten!",

Finding FaithWo Geschichten leben. Entdecke jetzt