20. Kapitel

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Mein Unterkiefer spannt sich an und ich presse die Zähne aufeinander. Ich nehme zwei Tiefe, jedoch nicht hörbare Atemzüge und stelle mich gerade hin, mache mich etwas größer und entspannter. Finn steht nur noch einige Meter vor mir, was sein blondhaariger Freund ihm gleichtut.

Komisch, dass ich ihn noch nie zuvor in unserer Schule gesehen habe. Die Schule ist jetzt nicht sonderlich groß und fast jeder kennt sich hier gegenseitig. Innerlich entfährt mir ein unterdrückter Seufzer. Er muss bestimmt einer von diesen höheren im Rang der Dealer sein.

"Was hast du gehört?", fragt Finn, der immer wieder seine Hände auf's neue zu Fäusten ballt. Seine Pupillen sind viel großer geworden und meine Augen haben sich starr auf seine gerichtet, in der Hoffnung ich könnte irgendetwas in ihnen lesen, doch das einzige was ich sehe ist meine eigene Reflexion. "Alles. Ich habe alles gehört.", sage ich bestimmt. Der andere, unbekannte Junge fährt sich ungeduldig durch das Haar und Flucht nur vor sich hin. "Du wirst es niemandem sagen!", zischt der blonde und augenblicklich fange ich an, ungläubig zu Grinsen. "Willst du mich verarschen? Nenne mir mindestens einen Grund, wieso ich jetzt auf dieser Stelle nicht zum Direktor gehen sollte! Huh?", sage ich warnend.

Offensichtlich denkt der blonde, ich sei ein Mädchen, welches man einschüchtern kann aber er irrt sich. Mir ist es egal, ob er mir drohen wird. Ich lasse es auf jeden Fall nicht einfach so in Ruhe. "Oh, nein. Das wirst du nicht wagen ...", ich unterbreche ihn, eher er seinen Satz beenden kann. Habe ich mich gerade nicht klar und deutlich ausgedrückt, dass ich es sagen werde?
"Du bist nichts, Finn. Verstehst du? Du bist ein verlogenes Arschloch und nichts weiteres für mich. Ich weiß gar nicht was Gwen in dir sieht aber sobald sie alles erfährt, bist du endlich nicht länger ein Teil ihres Lebens.", ohne einen bestimmten Gesichtsausdruck will ich gerade auf Absatz kehrt machen, doch als mich dann zwei starke Hände an den Oberarmen packen und mich zurückziehen, erstarre ich.

Was zum Teufel ...

Finn mustert mich sekundenschnell mit einem breiten Grinsen im Gesicht. In mir steigt alles hoch und ich schlucke den Knoten in meinem Hals herunter. Danach versuche ich mich aus seinem festen Griff zu befreien, doch das versagt, denn er hat viel mehr Kraft als ich, was mir natürlich auch schon vorher bewusst war. "Du wirst nichts sagen, hast du mich verstanden? Ansonsten ...",

"Ansonsten was!", meine Stimme erhebt sich und hört sich beinahe wie ein schreien an. Ich schaue Finn hasserfüllt an. "Ansonsten werde ich Gwen so sehr verletzten, wie es noch nie jemand getan hat. Sie wird mehr Schmerz empfinden, als nach dem Tod ihres Vaters.", diese Worte treffen mich, wie einen brennenden Schlag im Gesicht und abrupt läuft ein Schauer meinen Rücken entlang. Meine Fingerspitzen krampfen sich zusammen, sobald ich meine Hände zu Fäusten balle. Mein Körper zieht sich mehr und mehr in sich zusammen und ich schüttle langsam den Kopf.

"Das kannst du nicht machen!", zische ich und befreie mich aus seinem Griff. Ich trete einen Schritt zurück, um etwas Abstand zu schaffen. Das wird er bereuen und wie er es bereuen wird! "Und ob ich es kann. Schließlich ist sie nur eine von meinen Spielzeugen.", antwortet er, immer noch grinsend. Ich kann mich nicht länger zurückhalten und die unkontrollierte Wut auf Finn kann ich nicht einmal beschreiben. So wütend, wie jetzt war ich noch nie auf einen anderen Menschen.

Der blonde hat sich inzwischen auf die Fensterbank hingesetzt und beobachtet das ganze Geschehen nur amüsiert.

Plötzlich hole ich aus, um Finn eine reinzuhauen, doch ohne erfolg. Er umfasst mein Handgelenk und zieht es nach unten. Seine Finger drücken zu woraufhin ein kurzer Schmerz meine Hand durchzuckt und dann nähert er sich meinem Gesicht zu, um zornig zu flüstern. "Ich werde deine, nicht vollziehende Tat vergessen ...", er lässt mich los. "Aber ich denke, dass wir uns verstanden haben, oder?", ich nicke, meine es aber nicht ernst.

Er kann es vergessen. Ich werde nicht zu lassen, dass Gwen noch einen Tag länger mit ihm zusammen bleibt. Er nutzt sie nur aus und es schmerzt mich, dass er so etwas tut. Immerhin ist Gwen meine beste Freundin und ich würde alles für sie tun aber ihr zu leugnen, wie Finn wirklich ist, kann ich nicht.  Egal, was für Folgen es auch auf sich haben wird. Wir werden es schaffen und, wenn Gwen nicht mehr mit ihm zusammen ist, bin ich mir wenigsten sicher, dass es ihr gut gehen wird. Da sie keine Zeit mehr mit ihm verbringen wird und so kann er ihr nichts machen, keinen Schmerz zufügen.

"Ich behalte dich im Auge.", raunt er mir noch ein aller letztes mal ins Ohr, bevor er und sein blonder Freund, der mir keines Blickes würdigt, verschwinden. Nach drei Minuten erwache ich aus meiner schockstarre. Und möglichst schnell begebe ich mich nach unten in die Cafeteria, wo ich vom weiten jedoch nur Cole und Cam an einem Tisch, in der Mitte der Cafeteria, sitzen sehe. Keine Gwen. Cole hat mich anscheint schon bemerkt, da er mir fröhlich zu winkt, doch ich ignorieren ihn und verlasse die Cafeteria, um zu sehen, ob Gwen sich immer noch zusammen mit Miss. Blake im Klassenzimmer befindet. Ich eile durch den Gang und schupse einige mir im Weg stehenden Jungen aus dem siebten Jahrgang.

An der Klasse angekommen, finde ich keine Miss. Blake und auch keine Gwen wieder. Die Klasse ist abgeschlossen und sobald ich die Türklinke umfasse und sie runterdrücke, höre ich schon jemanden, dicht hinter mir meinen Namen sagen. "Faith?", ich drehe mich um und schaue den Jungen, der mich fragend von unten bis oben mustert, vor mir, an. "Was ist los?", fragt Cole, als er keine Antwort von mir bekommt. Ich seufze und gehe an ihm vorbei, doch er hält mich an meinem Handgelenk, den Finn kurz zuvor mit einem rotem Abdruck markiert hat, fest. Ich stöhne leise vor Schmerz auf, was sich aber nicht als leise genug ergibt, denn Cole kriegt es mit und schaut mich entschuldigend an. "Tut mir leid ...", er hält inne und sieht sich mein Handgelenk an.

Mit seinen Fingerkuppen streicht er sanft darüber und an den Stellen, an denen er mich so sanft berührt, bildet sich eine kleine Gänsehaut. "Was ist passiert?", in seiner Stimme schwingt ein besorgter Ton mit und ich zucke mit den Schultern. "Nichts.",

"Lüge mich nicht an, Faith. Ich frage noch einmal ...",
"Ich Lüge dich nicht an.", versichere ich mit einem Lächeln im Gesicht. "Nur ... Ich muss Gwen finden, um mit ihr zu sprechen.", Cole runzelt die Stirn und zieht mich ohne etwas von sich zu geben nach draußen. Ich will mich währen, doch ich belasse es entfach dabei und lasse mich von ihm, bis zum Parkplatz rausbringen. Er zieht mich hinter sich her und wirft ab und zu mal flüchtige Blicke nach hinten, zu mir. "Du bist eine verdammt schlechte Lügnerin, weißt du es! Und jetzt rück raus mit der Sprache. Du denkst jetzt nicht wirklich, ich würde dir diesen Mist hier abkaufen!", sagt er, als wir stehen bleiben. Ich sehe mich Hilfesuchenden nach irgendetwas um, das mir helfen könnte, doch leider finde ich nichts, denn der Parkplatz ist wie ausgestorben.

"Seh mich an.", fordert er mich auf und wie in Trance fällt mein Blick auf ihn. Seine Augen sind ausdruckslos und so hellblau. Von wem er diese Augen wohl hat? Von seiner Mutter, die ihn nicht wollte oder von seinem Vater, der verstorben ist. Irgendwie mag ich nicht zu versagen warum ich auf ihn höre aber seine Stimme hört sich besorgt und so sanft an. "Und jetzt sag mir genau, was passiert ist.",

*

Wie hat euch das Kapitel gefallen? Denkt ihr, dass Faith Cole anvertrauen wird? Immerhin ist das ein Schritt, die Freunde machen würden, oder? Übrigens habe ich jetzt eine Besetzung gemacht, vielleicht nicht zu hundert Prozent mit der Beschreibung aus meiner Geschichte aber so ungefähr stelle ich mir die Personen vor Wir sind knapp an den 1k reads und ich will mich schon jetzt bei jedem bedanken. Es ist einfach super lieb, dass ihr meine Geschichte verfolgt und ich danke euch einfach tausendmal

Finding FaithWo Geschichten leben. Entdecke jetzt