23. Kapitel

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Sonntag, 8. November.

Frischgeduscht verlasse ich das Badezimmer und kehre zurück in mein Zimmer. Mein nasses, gewelltes dunkles Haar fällt mir über meine Schultern. Sobald ich an meiner Zimmertür angekommen bin, lege ich meine Hand auf die kalte Türklinke, drücke diese herunter und gehe rein. Schnell schalte ich das Licht aus, welches ich vorher vergessen habe auszuschalten und schleiche mich dann durch das dunkle Zimmer und steige in mein Bett.

Ich höre, wie die Regentropfen gegen die Fensterschreibe prasseln. In den letzten vierundzwanzig Stunden habe ich versucht meine beste Freundin zu kontaktieren, um ihr endlich die Wahrheit über Finn zu erzählen, doch sie fand immer wieder ausreden, um sich nicht mit mir zu treffen. Sie sagte sie würde sich nicht gut fühlen, obwohl sie sonst auch immer gesund ist. Natürlich, sie könnte krank werden aber so plötzlich ... es kommt mir nur so komisch vor.

Gestern war ein ganz normaler Tag. Ich war zusammen mit Kara, John und Nolan einkaufen. Es war eigentlich ganz angenehm, doch als wir in einem neuen Schuhladen reingingen, blieben wir dort auch ungefähr zwanzig Minuten drin, denn Nolan meinte er müsste sich neue Schuhe kaufen. Und das hat so ziemlich lange gedauert wobei er meinte es wäre ganz normal sich so lange nach Schuhen umzuschauen. Nolan kann manchmal wirklich schlimmer als ein Mädchen sein.

Etwas leuchtet im dunklen auf und ich stelle fest, dass es mein Handy ist. Genervt nehme ich es in die Hand, da ich es nicht mag, wenn man mich beim denken stört. Ich entsperre das Display und ich habe eine neue Nachricht von Gwen. Sonst schreibt sie auch niemals so spät. Immerhin ist es schon 23:53.

Sie: Hey meine aller beste Freundin im ganzen Universum und hinter den sieben großen Bergen. Ich wollte dir sagen, dass du mich morgen nicht von der Arbeit abholen brauchst. Meine Mom wird es machen. Sehen uns morgen. Lieb dich!

Ich runzle die Stirn, frage mich warum sie nicht von mir abgeholt werden will. Vielleicht ist sie ja auf mich sauer? Nein, warum sollte sie denn auf mich sauer sein. Dafür hätte sie keinen Grund und so gut, wie ich Gwen kenne würde sie ohne einen Grund zu haben auch nicht sauer auf mich sein. 

Doch warum soll sie ausgerechnet von ihrer Mutter gefahren werden? Sie mag es eigentlich ja nicht, wenn sie sich mit ihrer Mutter in der Schule blicken lassen muss. Nicht, weil es ihr peinlich ist, sondern, weil sie sich dann wie ein Kind, das von seiner Mutter immer in die Schule gebracht wird, fühlt. Schnell tippe ich etwas auf meinem Handy ein und schreibe ihr zurück.

Ich: Hey, Monster. Klar, kein Problem. Ist alles in Ordnung?

Sie: Alles gut. Verschwinde jetzt im Land der Träume, bis morgen.

Land der Träume ... Schon wieder benutzt sie diesen Satz, was gar nicht Gwen - mäßig ist. Plötzlich geht die Tür ein Spalt auf und helles licht kommt in mein Zimmer rein. Nolan lächelt mir zu und fragt. "Darf ich reinkommen?", ich nicke und lege mein Handy weg. "Klar.", er kommt herein und steuert auf mein Bett zu. Ich rutsche auf die andere Seite, um meinem Bruder platz zu machen.

In meinem grau - grün gestrichenen Zimmer, das übrigens sehr schlicht ausgestattet ist, befindet sich ein großes Doppelbett, welches mehr als nur gemütlich ist. Nolan macht die Taschenlampe, die er in seiner rechten Hand hält, an und grinst breit. "Ich habe mir mal gedacht, dass ich dich umarmen muss.", sagt er. Ich erinnere mich, wie wir früher als sechs Jährige Kinder immer zusammen schliefen.

Wir waren und sind es immer noch. Unzertrennlich. Zwar verbringe wir jetzt nicht mehr jeden Tag oder jede Stunde miteinander aber unser Verhältnis zueinander ist immer noch so, wie es einst auch in der Kindheit war. Nolan setzt sich auf das Bett hin und zieht mich in eine Umarmung. Was in ihn gefahren ist, weiß ich nicht. "Whoa, Nolan. Was hast du gemacht?", frage ich, nach Luft ringend.

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