14. Kapitel

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"Na los, Jungs! Bewegt euch!", schreit der Trainer, wie verrückt rum. Gott sei Dank, dass Cameron und ich einige Meter von ihm entfernt auf den Tribunen sitzen. Ansonsten denke ich, dass mein Trommelfell schon zerplatzt wäre. Ein fröhliches Lächeln bildet sich auf meinen Lippen, sobald ich meinen Bruder, der in der Mitte des Feldes steht, sehe. Er wirft mir einen fragenden Blick zu woraufhin ich nicht reagiere. "Nolan, steh nicht so dumm rum!", ermahnt der Trainer meinen Bruder, der nur nickt und seine Beine in Bewegung setzt.

"Sollen wir wetten?", ich drehe meinen Kopf nach Links um und schaue Cam an. Er hat eine Augenbraue in die Höhe gezogen und sieht abwechselnd von mir auf das Fußballfeld und wieder zurück. Ich schüttle den Kopf. Wetten? Um was denn?

"Könntest du dich klarer ausdrücken, Cam?", frage ich geschmunzelt nach. "Ach, ist schon egal. Es wäre sowieso eine nicht so brillante Idee von mir gewesen.", ich verenge meine Augen zu schlitzen, belasse es aber bei seiner Antwort und konzentriere mich erneut auf das Fußballspiel. Auf dem Rasen finde ich Cole, der gerade den Ball zu Hunter passt. Na, wenigstens kann er schonmal passen. "Hunter, hierhin!", ruft Jayden, ein Junge aus der Mannschaft mit einer erhobenen Hand . Hunter passt zu ihm und im nächsten Moment landet der Ball wieder vor Cole's Füßen. Dieser ist in wenigen Augenblicken am Tor und schon fliegt der Ball genau in die Mitte des Tores.

"Whohoho!", jubelt Cam, den ich entsetzt mustere. Zugegeben, Cole kann Fußballspielen worüber ich mir vorher auch schon im klären war, denn ansonsten würde er nicht im Team aufgenommen werden aber meinen Spaß habe ich trotzdem, denn als die Jungs wieder anfangen zu spielen, wird Cole von einem Mitspieler, deren Name mir nicht bekannt ist, geschupst und als Resultat dafür liegt er jetzt nun auf dem Boden.

Ich lache. Eigentlich sollte ich es nicht tun, da er sich hätte verletzten können aber es sah trotz dessen wirklich lustig auch. Hunter hält Cole seine Hand, die er ohne zu zögern annimmt, hin. Und so verläuft auch das ganze Spiel. Die Jungs faulen sich, machen Tore, der Trainer schreit sich den Hals aus der Seele und am Ende steht es sieben zu sieben.

Meine Ellenbogen liegen an meinen Knien und ich stütze meinen Kinn. "Gut gespielt Jungs. Ihr könnt euch schonmal umziehen gehen.", Nolan geht als aller erster zusammen mit Hunter in die Umkleidekabinen.

"Sollen wir vor dem Auto auf Cole warten? Wir könnten noch etwas gemeinsames machen, es sei denn du hast heute noch etwas vor.", fragt Cam, der sich erhoben hat. Ich nicke und schaue kurz an ihm vorbei. Cole zwinkert mir zu und steckt mir gleichzeitig die Zunge raus, danach ruft er mit einem nicht viel sagendem Blick. "Für die Dame, dessen Lächeln jeden umhauen könnte, sind die drei Tore, die ich geschossen habe.", eher ich etwas erwidern kann, beugt er sich vor, wie am Ende eines Theaterstückes und dann verschwindet er auch schon aus meinem Blickfeld. Ich grinse und geschockt über mich selbst frage ich mich, ob ich das etwa als ein Kompliment nehmen soll.

Von Cole? Ein Kompliment? Darüber muss ich noch genau nachdenken. Ja, ja das muss ich.

Ich kehre schnell wieder in die Realität zurück und erinnere mich daran, was Cam als letztes gesagt hatte.

"Äh, ja klar.  Ich muss nur noch eben auf die Toilette.", ich stehe auf. "Geh du schonmal zum Auto und ich komme gleich nach.", lächelnd drücke ich Cam den Autoschlüssel in die Hand und gehe dann langsam in Richtung der Schule, da sie jeden Tag bis sieben Uhr auf hat. Das liegt aber an der Bibliothek, die bis dieser Uhrzeit immer auf hat, falls man ein Buch braucht, um die Hausaufgaben zu machen oder zu lernen. Ich betrete die Schule und stelle fest, dass nicht alle Lichter an sind. Das macht mir irgendwie schon Angst aber ich laufe mit schnellen und lauten Schritten weiter bis ich an der Toilette  angelangt bin.

Ich gehe in die Mädchentoilette rein und lehne mich am Waschbecken an, wo ich erstmal in den Spiegel aufsehe.
Meine Augen glänzen und mein Haar ist nur noch wellig. Als ich mich betrachte, bemerke ich wie sehr ich meiner leiblichen Mutter ähnle. Dieselben Gesichtszüge, dieselben schmalen Wangenknochen, das Haar und die wunderschöne grüne Augen. Ich bin so sehr in sie reingewachsen, es ist beinahe so unheimlich jemanden den ich kaum kenne, so ähnlich zu sehen. Meiner Mutter, die gestorben ist so ähnlich zu sehen ... Hinter meinen Augen verbirgt sich mehr als nur meine Seele und mein Charakter. Dahinter verbirgt sich auch meine Vergangenheit, die Zeit mit meinen Eltern, meine Kindheit, der Schmerz den ich erleiden musste als sie starben. Es verbirgt sich einfach alles was ich niemals laut aussprechen wollen würde.

Plötzlich höre ich ein Schluchzen, dieser kommt aus einer Kabine. Ich drehe mich um und öffne alle Kabinen bis auf eine die abgeschlossen ist. "Hallo?", ich klopfe gegen die Tür, doch die einzige Antwort, die ich von der Person bekomme ist ein noch lauteres Schluchzen. Diesmal schlage ich einige Male gegen die Tür. Nichts geschieht. "Lass mich dir helfen!", meine Hand umfasst die Türklinke und ich drücke sie mehrmals runter. Verdammt nochmal, was soll das! Das Mädchen alleine zurücklassen kann ich nicht. Dazu fehlt mir der Mut und ich würde niemals einen Menschen in Not alleine lassen. Vor allem weiß ich nicht was sie hat, vielleicht ist sie sogar verletzt. Jetzt muss ich nur noch einen Weg finden um in die Kabine hereinzukommen.

Nur was soll ich tun? Und wer um alles in der großen Welt versteckt sich um diese Uhrzeit in der Schule ... in einer Mädchentoilette?
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Hallo, neues Kapitel❤️ Ich hoffe es gefällt euch und es wäre super lieb, wenn ihr ein Kommentar und ein Vote da lassen würdet:)

Was denkt ihr wer sich in der Kabine eingeschlossen hat?

Finding FaithWo Geschichten leben. Entdecke jetzt