47. Kapitel

1.5K 48 2
                                    


"Ich fasse es nicht, dass du Zucker mit Salz vertauscht hast!", stößt Cole angeekelt aus. Das kann ich auch nicht fassen. Seit dreizehn Jahren habe ich noch nie die zwei Dosen miteinander vertauscht und nur jetzt ist mir das passiert. Ausgerechnet da, wo Cole bei mir ist und ich ihn ein Smoothie machen wollte. Tja, mieses Schicksal. Schief lächelnd lehne ich mich an der Kücheninsel vor. Seine Augen starren auf das Glas mit dem Bananen - Smoothie, dann wie gebannt zu mir. "Ist was?", fragt er leise lachend. Ich schüttle den Kopf und mustere ihn weiterhin. Seine Augen leuchten so intensiv blau, lassen mich in diese andere Welt abtauchen. "Ich meine es ernst. Habe ich etwas im Gesicht?", ich will gerade den Kopf schütteln da kommt er mir zuvor. "Natürlich außer diese fast unmöglich attraktive Visage.", zwinkert er, dabei zucken seine Augenbraue nach unten und nach oben.

Belustigt nehme ich das Glas mit dem so leckeren Smoothie und schüttle es im Waschbecken aus. "Gibt es irgendetwas, was du mehr liebst als dein eigenes Spiegelbild, Cole?", bringe ich nicht gerade wirklich ernst raus. Cole zuckt mit den Schultern, woraufhin ich mich umdrehe und das Glas spüle. Das kalte Wasser prasselt auf meine Hände. Plötzlich schlingen sich zwei starke Arme um meinen Bauch. Cole hat sein Kopf an meiner Schulter angelehnt, was mich dazu bringt meinen Kopf zu ihm zu drehen.

Ein mildes Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, als ich sein breites Grinsen sehe. "Ich würde nicht behaupten, dass es irgendetwas gibt, was ich mehr als mich selber lieber aber ich weiß, dass es irgendjemanden gibt, den ich mehr liebe, als mich selbst, Baby.", sagt er mit seiner rauen Stimme. Mein Herzschlag beschleunigt sich und ich werde schlagartig rot im Gesicht. Seine Worte hallen in meinem Kopf und lassen diese, wie Luft gierig aufnehmen. Wie kann er es nur schaffen mit Worten so gut umzugehen? Er kann einen Menschen mit seinen Worten fast hypnotisieren. Ist so etwas überhaupt möglich? Nun ja, wie es aussieht beherrscht Cole es völlig. Schluckend setze ich zum antworten an. "Und wer ist dieser jemand?", er dreht mich sanft zu sich um und beugt sich runter.

Seine weichen Lippen sind nur wenige Zentimeter voneinander entfernt und ich muss mich beherrschen, um diese kleine Lücke zwischen uns nicht zu schließen. Cole verdreht die Augen und schüttelt gleichzeitig den Kopf. "Dieser jemand ist klein, ziemlich frech, eine alles besser Wisserin, meine Freundin - wahrscheinlich die einzige, die mich in den Wahnsinn treiben kann - vielleicht kennst du sie ja. Faith?", ich lächle. "Na ja, ich denke ich habe schon Mal etwas von ihr gehört. Nur sie wurde da ganz anders beschrieben.", entgegne ich. Er lacht. "Ah ja?", gerade als er mich küssen will, klingelt das Telefon.

Cole legt seine Stirn gegen meine und schnaubt. "Ich hatte jetzt wirklich den Drang dich zu küssen, Baby.", er tretet zur Seite, dennoch kann ich ihn ansehen, dass das, was er gerade gesagt hat ernst gemeint hat.

Ich eile ins Wohnzimmer, wo ich das Telefon klingeln höre. Verwirrt schaue ich mich um und entdecke es auf dem Kaffeetisch. So schnell, wie möglich gehe ich ran, ohne zu gucken, wer anruft. "Hallo?", frage ich und kurz danach höre ich eine Männliche Stimme. "Hallo hier ist Doctor. Williams, spreche ich mit Kara Smith?", der Unterton in der Stimme des Mannes ist angespannt, was mir ein schlechtes Gefühl verleiht.

Weshalb ruft das Krankenhaus bei uns an? Oh Gott, hoffentlich geht es meinem Bruder gut. Ich würde es nicht schaffen, wenn ihn etwas zustoßen würde. Mein Leben würde in tausende Stücke zerfallen und so schnell würde sie auch nicht heilen.

"Nein, ähm ... Ich- ich bin ihre Tochter. Ist etwas passiert?", erkläre ich und höre Schritte in meine Richtung. Ruckartig drehe ich mich um und erblicke Cole, der mich fragend mustert. Nicht wissend, worum es geht, schüttle ich den Kopf. Auf der anderen Seite der Leitung ist es einen Moment lang still, bis der Arzt sich wieder räuspert.

"Es tut mir leid es Ihnen mitteilen zu müssen aber es geht um Maggie Smith. Ihre Großmutter ist gerade eben gestorben.", diese Worte treffen mich, wie spitze Dolche in mein Herz. Sie stehen mir im Magen fest, rammen sich dort ein, sodass mir übel wird. Meine Kehle ist zugeschnürt und ich kann die Tränen nicht mehr zurückhalten.

"Miss. Smith es tut mir so leid. Bitte - ", ich kann ihn nicht länger zuhören.

Als Cole das alles sieht rennt er auf mich zu, doch bevor er mich in seine Arme nehmen kann, schlage ich das Telefon gegen die Wand. Ihre Großmutter ist gerade eben gestorben ...

"Faith was ist passiert?", will Cole wissen. Ich schaffe es nicht diese Worte auszusprechen und ich kann auf einmal nicht mehr denken so, als würde sich mein Gehirn eine Blockade einsetzen. Mir wird plötzlich heiß, meine Zunge habe ich verschluckt. "M-meine ...", weiter komme ich nicht. Cole schüttelt den Kopf und in seinen Augen bilden sich Tränen. "Om-a.", ich weine dicke und eiskalte Tränen, die meine Wangen runterflitzen und nicht mehr aufzuhören scheinen.

Das alles kann ich einfach nicht glauben. Ich hatte nicht die Gelegenheit mich von ihr zu verabschieden, das ist das schlimmste. Schluchzend schließe ich meine Augen, doch der Schmerz vergeht nicht. Cole legt seine Arme um mich und drückt mich ganz feste an sich. Jetzt muss ich auch noch alles Kara mitteilen. Gott, wie soll ich das schaffen. Wie? Wie soll ich das schaffen?

Es wird sie mehr als mich verletzten. Maggie war immerhin ihre Mutter ... Sie hatte sich so sehr um sie gesorgt. Kara war jeden einzelnen Tag bei ihr, so lange sie konnte und jetzt ... Jetzt ist sie weg!?

"Psst.", Cole streichelt mir über den Kopf und drückt seinen Kinn darauf, was mich dazu bringt sich an sein Oberteil fest zu krallen. "Es tut mir leid.", flüstert er, gibt mir einen Kuss auf den Scheitel, dann schweigt er. Ich spüre, wie ich langsam das Gleichgewicht verliere. Nach Luft schnappend höre ich, wie schnell mein Herz rast. Viel zu schnell. "C-Cole-", krächze ich und schaue auf, nur um kurz darauf die Augen zu schließen. "Das, das ... k-kann.", mein ganzer Körper bebt und ich zittere, obwohl es mir glühend heiß ist.

"Sag nichts mehr. Bitte, dir tut es nicht gut, Ok.", ich nicke.

"Sol- soll ich deine Mom anrufen?", bitterlich weinend nicke ich. Ich würde das nicht schaffen es ihr zu sagen. Es ist gerade viel zu viel auf einmal. Die Mutter der Frau, die mir und meinem Bruder ein zuhause, eine Familie gegeben hat und uns mit so viel Liebe umhüllt hat, ist gestorben und es gibt nicht, was ich oder irgendjemand anders tun könnte, um sie wieder zurückzubringen.

Finding FaithWo Geschichten leben. Entdecke jetzt