Finding Faith

61. Kapitel

Meine Beine tuen weh, ich spüre meine Füße nicht mehr. Die Kälte bringt mich zum zittern oder vielleicht doch Cole's Geständnis. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen, bin nicht wirklich dazu in der Lage. Alles schwirrt in meinem Kopf herum. Unsere erste Begegnung, unser erster Kuss, unser erstes Date, unsere Streitereien, die Momente in denen wir uns so nahe waren, die Momente, in denen er meine ganze Welt war. Ich erinnere mich an alles und doch scheint es so, als läge es Jahre zurück.

Meine Augen und Wangen sind nass. Mein Haar klebt an meinen Wangen. Ich spüre den salzigen Geschmack meiner Tränen auf meinen trockenen Lippen. Mir ist übel, aber das einzige, was ich jetzt machen will, ist zu lachen.
Wieso habe ich nichts gemerkt? Hat es überhaupt irgendwelche Anzeichen dafür gegeben? Wenn ja, war ich dann von seiner Liebe geblendet oder habe ich gewollt, dass alles klappt, dass er mir die Liebe schenkt, die ich verdient habe?

Es gibt nichts zu leugnen. Ich liebe ihn. Bin verletzt. Fühle mich komisch, weil ich weiß, dass eine wichtige Person in meinem Leben - eine Person, die mir das Leben geschenkt hat - lebt. Sie lebt, atmet und erinnert sich an uns. An ihre Kinder. An mich und Nolan. Und was ist mit meinem Vater passiert? Ist er wirklich tot? Er muss tot sein, denn ich habe es miterlebt, alles. So wirklich sicher kann ich mir jedoch nicht sein, das ist mir klargeworden. Schließlich habe ich dreizehn Jahre lang mit dem Glauben gelebt, dass meine Mutter und mein Vater tot sind.

Sie lebt.

Sie atmet.

Sie erinnert sich an uns.

An ihre Kinder. An mich und Nolan.

Warum hat sie uns dann nie finden wollen?

Warum hat sie uns an der ersten Stelle verlassen? Dort im Auto? Was wenn Nolan oder ich schwer verletzt wären?

Sie hat uns einfach im Stich gelassen.
Sie hat meinen Vater verlassen. Ihren Mann und ihre Kinder. Hat sie sich verabschiedet? Hat sie uns noch einmal gesagt, wie sehr sie uns liebt? Ich erinnere mich nicht. Und es tut weh. Alles tut weh. Meine Knochen, mein Kopf, mein Herz.

Wohin sind wir überhaupt nochmal hingefahren? Warum sind wir überhaupt weggefahren? Das alle würde niemals passieren, wenn wir Zuhause geblieben wären. Nolan und ich würden weiterhin verstecken spielen. Er würde mich finden und ich ihn. Ich würde meine verdreckten Hände nach ihm ausstrecken, um ihn zu ärgern.

Ich würde es so sehr lieben ihn zu ärgern, würde aber sauer sein, wenn er mich ärgern würde. Danach würden wir aber gemeinsam kichern. Wie zwei ganz normale Kinder. Wir würden uns gemeinsam vor unserer Mom verstecken. Sie würde uns finden und sich darüber beschweren, wie dreckig mein Kleid ist. Ich würde sie anlächeln und ihr sagen, dass es mir nichts ausmacht. Schnell würde ich noch hinzufügen, dass mir das Kleid so viel besser gefällt, weil nichts und niemand perfekt ist. Sie würde mir einen Kuss auf die Wange geben und uns beide ins Haus bringen, wo unser Dad schon auf uns wartet.

Ich würde auf ihn zu rennen, mich in seine Arme werfen und ihn so feste an mich drücken, wie es nur ginge. Er würde mir sagen, wie sehr er seine Prinzessin vermisst hat und wie sehr er mich lieb hat. Nolan würde ihm eine fünf geben und unser Dad würde anfangen zu weinen. Ich würde nicht wissen, warum und würde ihm sagen, er solle nicht weinen. Dad würde lächeln und uns sagen, dass alles gut werden wird. Wir beide würden nichts verstehen, aber glücklich sein. Mom und Dad würden uns sagen, dass wir unsere Hände waschen und uns anschließend in Pyjamas umziehen sollen.

Nolan und ich würden darauf hören. Wir würden nach oben in unser Zimmer rennen, uns gegenseitig schupsen und lachen. Er würde mir sagen, wie blöd ich in diesem Kleid aussehe. Ich würde ihm den Stinkefinger zeigen und er würde große Augen machen und sagen, ich solle das nie wieder machen, obwohl ich es von ihm abgeguckt habe. Aber ich würde auf ihn hören, weil ich ihn liebe.