Ich laufe mit den Einkaufstüten den Flur entlang, in die Küche, wo ich Nolan auf einem Barhocker sitzen sehe.
Er grinst verstört vor sich hin und schaut in die Einkaufstüten, die er an der Kücheninsel abgelegt hat, rein. Ich stelle mich gegenüber von ihm und lege die letzten drei Einkaufstüten ebenfalls auf die Kücheninsel ab.
"Faith ...", murmelt er kaum hörbar. Sein Blick trifft sich mit meinem und wir beide schauen uns eine Zeit lang nur intensiv an. Seine hellbraunen Augen gleichen nicht den meinen, denn meine sind groß und leuchtend grün. Wir beide mögen Zwillinge sein aber so ähnlich - außer natürlich unserer dunklen Haarfarbe, die wir gleich haben - sehen wir uns auch nicht.
"Nolan?", frage ich, als wir unsere Blicke voneinander entfernen.
"Ja?", antwortet er und öffnet gerade eine Dose Cola. "Habe ich etwas wichtiges in dem leben meines älteren Bruders verpasst?"
Er lächelt mild und schüttelt dann langsam seinen Kopf. "Nein, nein. Das hast du nicht." Ich mustere ihn kurz und greife dabei in eine Einkaufstüte.
"Zumindest nichts was wirklich wichtig wäre.", fügt er noch ganz schnell hinzu. Ich beschließe es dabei zu belassen. Wenn Nolan mit mir sprechen will - egal, um was es sich handeln mag -, wird er es auch ohne zu zögern machen.
Schließlich sind wir Geschwister. Wir kennen uns schon seit siebzehn Jahren und ich habe Nolan in jeder erdenklichen und auch unerdenklichen Situation erlebt. Es gab die Zeit nach dem Unfall unserer Eltern, in der wir uns einfach Hoffnungslos und ungeliebt vorgekommen sind, aber wir hatten uns gegenseitig.
Ich glaube, dass mich keiner so gut kennt, wie Nolan, wobei er nicht immer von allem bescheid wissen muss.
Mir selbst habe ich geschworen immer für ihn da zu sein, egal wann. Ob er irgendwann mal tief am Boden sein wird, ich werde diejenige sein, die ihm auf helfen wird. Wir haben dasselbe Blut, doch wir sind miteinander mehr als nur Blutsverwand, wir sind wie beste Freunde.
Auch wenn wir uns manchmal streiten, wir finden immer wieder einen Weg zu einander, dies wird auch für immer so bleiben. Ob es daran liegt, dass wir Zwillinge sind, kann ich nicht wirklich sagen, denn immerhin haben wir keine anderen Geschwister mit denen ich es vergleichen könnte.
Aber all das zeigt davon, wie stark die Geschwisterliebe ist. Und so sollte es auch sein.
"Kannst du mir bitte helfen die Einkäufe einzuräumen?", frage ich ihn und packe gerade einen Milchkarton in den Kühlschrank, danach auch noch den nächsten. "Nein.", gibt er trocken von sich.
Ich schaue ihn ernst an, woraufhin er anfängt zu lachen, was mich irgendwie auch zum lächeln bringt. Das Gefühl einfach lachen zu müssen, weil eine dir wichtige Person es ebenfalls tut, könnte nicht besser sein. Man fühlt sich dann irgendwie Gewichtslos, leicht, wie eine Feder, einfach Frei vor Sorgen und Problemen und vor allem den Alltag.
"Spaß. Natrülich werde ich dir helfen, Chica." Ich lache auf. "Seit wann kannst du denn Spanisch, Chico?" Er zuckt mit den Achseln und räumt die restlichen Einkäufe ein. "Keine Ahnung.", erwidert er monoton. Meine Hand ergreift gerade das letzte Einkaufsstück aus der Tüte. Nudeln.
Ich räume sie ein und komme zurück zu der Kücheninsel.
So schnell, wie wir auch mit dem einräumen angefangen haben, sind auch schon alle Einkäufe weggeräumt. Das weist daraufhin, dass wir beide ein verdammt gutes Team sind.
Nolan sitzt schon wieder auf einem Barhocker und tippt irgendetwas auf seinem Handy ein, doch als ich mich erneut gegenüber von ihm hinsetzte, versteckt er das Handy wieder in die Hosentasche und grinst mich dann nur noch dumm an.
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Finding Faith
RomanceFaith und Cole. Zwei verschiedene Menschen und ein gemeinsames Schicksal. Faiths Leben ist bisher einfach gewesen. Sie hat eine wundervolle Familie, tolle Freunde und eine sichere Zukunft. Bis Cole auftaucht. Ein Junge, der ihr gesamtes Leben auf de...