42. Kapitel

1.5K 51 4
                                    


Ein Piepen durchdrängt meine Ohren und gequält mache ich langsam die Augen auf, die jedoch sofort danach wieder zufallen. "Ist sie wach?", höre ich jemanden flüstern. Eine weibliche Stimme. Viel zu schnell versuche ich meinen linke Hand zu bewegen, doch ich stelle schnell fest, dass sie wie betäubt ist. Schmerzvoll stöhne ich auf, was die Stimmen um mich herum unruhig und wirr durcheinander sprechen lässt. Was zum Teufel ist passiert? "Faith?", jemand streicht sanft über meine Wange. "Schatz, mach die Augen auf.", die Stimme ist mir mehr als nur bekannt. Meine Mom.

Ich öffne meinen Mund und meine Stimme ist nur ein brüchiges flüstern. "Mom?", schluckend mache ich die Augen auf. "W-wo bin i-ich?", helles Licht scheint mir direkt in die Augen, während ich versuche mich aufzusetzen. Mein Kopf schmerzt, wie verrückt, nicht zu erwähnen, wie sehr ich jetzt das Gefühl habe, mein Oberarm würde abgeschnitten sein.  "Halt still, Schatz.", bittet mich meine Mutter und eine starke Hand drückt mich sanft nach unten. Ich schaue auf und erblicke meinen Bruder, der mich besorgt mustert. "Hey, Schwesterherz.", begrüßt er mich, dann drückt er mir einen Kuss auf die Wange. Ich kann mich noch daran erinnern, wie Nolan mit elf Jahren operiert worden ist. Damals ist er beim Fußballspielen über die Füße eines Gegenspielers gestolpert und sich das Bein an mehreren Stellen gebrochen. Und ich kann mit Sicherheit sagen, dass ich deswegen so Abstand zum Fußball habe. "Schatz du bist im Krankenhaus, erinnerst du dich nicht mehr daran, dass du angefahren worden bist?", durchdrängt Mom's Stimme plötzlich meine Gedanken. So würde ich das nicht direkt sagen. Ich habe mich schließlich selbst unter ein Auto geworfen. Wo man keine Augen im Kopf hat ...

"Du bist ganz heiß. Tut dir etwas weh? Dein Kopf?", will sie wissen. Ich schüttle den Kopf, was sich als ein Fehler ergibt. Ein unvermittelter Schmerz durchzieht meinen ganzen Körper. Vom Kopf bis Fuß mit einer sehr hohen Intensität, wie ich sie noch nie zu spüren bekommen habe. Der Schmerz verlängert sich und ich habe meine Augen fest geschlossen, doch es hilft nichts. Kein bisschen. "Faith?", fleht meine Mutter und abrupt spüre ich ihre Hand auf meiner. Ihre Berührung lässt die Schmerzen verblassen. Keuchend nehme ich meine ganze Kraft um zu antworten. "Schon gut, Mom. Mein Oberarm schmerzt nur, ansonsten ist alles in Ordnung, denke ich ...", sie sieht mich skeptisch an, schüttelt den Kopf und erhebt sich schnell. "Ich werde nochmal den Arzt holen, ja.", sagt sie unruhig. Zustimmend nicke ich. "Nolan, bitte bleibe bei ihr und sehe zu, dass sie sich nicht bewegt.", wendet sie sich an Nolan, der aufmerksam jedes Wort, was aus ihrem Mund kommt, aufnimmt.

"Mom, werde ich machen. Keine sorgen, ich weiß wie ich auf meine kleine Schwester aufzupassen habe.", gibt er lächelnd von sich. Mom guckt noch einmal zwischen uns beiden und verlässt dann den Raum. "Oh, Mann.", stöhne ich schmerzvoll auf. Damit es klar ist; Ich werde nie wieder die Straße durchqueren, ohne vorher nach Links und rechts zu schauen. "Du bist ziemlich verrückt, kleine.", faucht Nolan, was mich aufschrecken lässt. "Verrückter als du?", frage ich. Nolan zuckt mit den Schultern und legt seinen Kopf auf meinen Bauch. "Keiner ist verrückter als ich.", lacht er, was meinen Bauch vibrieren lässt. Meinen heilen Arm hebe ich an und lege ihn auf seinen Kopf. "Ich dachte dir wäre etwas schlimmes passiert, kleine. Wenn du es nicht geschafft hättest, würde ich verrückt werden - noch verrückter als ich es immerhin schon bin. Diese zwei Tage-",

"Ich war zwei Tage lang ohnmächtig?", spreche ich dazwischen und nehme nur den letzten angefangenen Satz wahr. Nolan richtet sich auf und nickt. "Ja, ein Glück, dass wir Gwen und Cam nach Hause verjagen konnten. Die beiden haben die ganze Zeit vor dem Raum gehockt und sich gegenseitig beschuldigt.", ich reiße meine Augen auf. "Haben sie ihren Verstand verloren? Alle beide?", frage ich mehr mich selbst, als Nolan. "Das sind nicht meine, sondern deine Freunde. Frage sie selbst, wenn sie hierhin kommen.", lacht er. "Es hätte schlimmer kommen können, wenn Cole dich nicht noch im letzten Moment ein Stück weggezerrt hätte. Das Auto hat dich trotzdem getroffen aber ... Na ja, du siehst es selbst.", erklärt er. Mein Herzschlag setzt aus und dann fängt es an, wie wild gegen meine Brust zu hämmern. In meinen Ohren kann ich das schnelle schlagen hören.

"Faith!", wie er nach mir schrie, werde ich niemals vergessen können.

"Ich ... War er ... War er denn hier?", stotterte ich leise. Nolan sieht sich Hilfesuchenden im Raum um. Er verheimlicht mir etwas, das weiß ich. "Nolan!", sage ich wesentlich lauter, als ich ihn nicht antworten höre. "Er hat dich ins Krankenhaus gebracht, weil der Fahrer Flucht begangen hat. Es war leichtsinnig von Cole aber die Ärzte meinten er hätte dir das Leben gerettet.", erwidert er, dabei liegt seine Hand auf dem Kissen und die andere an meinem Arm. "Seitdem war er nicht mehr hier oder hat nach deinem Zustand gefragt. Mistkerl.", knurrt er hörbar. Verletzt lege ich meinen Kopf in den Kissen. Es interessiert ihn also anscheint wirklich nicht, wie es mir geht oder ob ich überhaupt noch am Leben bin. Ich wusste, dass er es nicht ernst meinen konnte. So dumm ich auch bin, habe ich ihn geglaubt als er sagte, ich sei ihm wichtig. Dabei bin ich nur sein blödes Spielzeug gewesen.

"Alles in Ordnung, kleine?", Nolan's Stimme hat einen wütenden Unterton angenommen. Er weiß, dass Cole und ich uns nahe stehen und er hat geschworen ihm die Beine zu brechen, wenn ich wegen ihm weinen würde. Ich zweifle nicht an seinen Worten. Nolan würde es machen. "Äh, ja, mein Kopf fühlt sich nur so an als würde er gleich platzen.", lüge ich und plötzlich betreten Mom und ein Arzt Mitte fünfzig den Raum. "Hallo, Miss.", begrüßt er mich lächelnd. "Ich bin Doctor. Miller, wie geht es Ihnen?",

"Besser.", gebe ich knapp von mir. Er geht auf mich zu und legt seine kalte Hand auf meinen nackten Oberarm. Erst jetzt merke ich, dass ich dieses typische Krankenhaus Kittel trage. "Tut es weh?", ich nicke leicht. "Machen Sie sich keine Sorgen. Der Oberarm ist nur stark geprellt, in einer bis zwei Wochen kann der Verband weg.", er richtet sich auf und schaut auf mich herab. "Doctor, und ihr Kopf? Ist alles damit in Ordnung? Innere Blutungen oder sonstiges?", mischt sich Kara ein. Eine Mutter zu haben, die Ärztin ist, kann manchmal echt anstrengend sein. "Miss. Smith, ich kann ihnen mit Sicherheit sagen, dass an sonsten alles in Ordnung ist. Ihre Tochter könnte in der letzen Zeit viele Kopfschmerzen erleiden aber das ist nicht zu vermeiden. Der Junge Mann der sie hierher gebracht hat, meinte sie wäre hart aufgekommen und deshalb nehmen wir an, dass sie möglicherweise eine Gehirnerschütterung haben könnte, weswegen wir sie heute noch bei uns behalten wollen.", Kara mustert den Arzt prüfend und stimmt dann zu. "Du hast recht, Michael. Ich bin immer noch etwas geschockt.",

"Das ist mir bewusst.", sagt er und wendet sich dann an mich. "Ich gebe dir jetzt eine Tablette, die dich zum schlafen bringen wird. So kannst du dich besser ausruhen und von deinen Kopfschmerzen wirst du nichts mitbekommen, in Ordnung?", schlägt Doctor. Miller vor. Ich wusste gar nicht, dass Kara ihn kennt. Na ja, liegt wohl daran, dass sie im selben Krankenhaus arbeiten. "Ja, bitte.", stimme ich zu. Nichts mehr als zu schlafen, wünsche ich mir. Erleichtert atme ich aus. "Mom, ihr beide könnt nach Hause. Doctor. Miller wird dich anrufen, wenn ich wieder wach bin, Ok.", ich schaue zu Mom rüber, die den Kopf schüttelt.

"Nein, das kommt nicht in Frage-",
"Mom, bitte. Es geht mir besser und alle gefahren sind fast ausgeschlossen, also brauchst du dir keine sorgen mehr machen, gut.",

"Kara, sobald sie aufwacht rufe ich dich an. Mach keinen Theater und kehre zusammen mit deinem Sohn nach Hause zurück. Dein Partner macht sich bestimmt um euch alle riesen Sorgen.", sagt Doctor. Miller.

Mom gibt endlich nach und verabschiedet sich von mir, sobald ich die Tablette runtergeschluckt habe. "Schlaf schön, mein Schatz.", flüstert sie. "Bis morgen, ihr beiden.", langsam spüre ich, dass meine Augen schwerer werden und das ich in meinem Kissen versinke. Es ist so, als würde ich von einer unsichtbaren Macht in eine andere Welt gebracht. "Nacht, kleine.", Nolan hinterlässt einen Kuss auf meiner Wange und verlässt samt Kara und den Arzt den Raum. Ich schließe meine Augen und nicke sofort ein.

Finding FaithWo Geschichten leben. Entdecke jetzt